Im belgischen Mechelen knallten gestern Abend die Sektkorken – knapp 24 Stunden vor Sylvester. Im Stechen um den mit 250 000 Euro dotierten Sieg im neunten und letzten Weltcupspringen des Jahres hatte der Lokalmatador Wilm Vermeir auf IQ van het Steetje die Nase vorn vor Hansi Dreher auf Cous Cous und Daniel Deusser mit Tobago. Auf der Punkteliste in Richtung Finale 2023 in Omaha/Nebraska liegt Weltmeister Henrik von Eckermann vor Daniel Deusser und Kevin Staut. 

Nach dem geradezu dramatischen Verlauf des Fünfer-Stechens zwischen drei Belgiern und zwei Deutschen sagte Wilhelm Vermeir: „Es ist wirklich unglaublich! Was für ein Sieg! Mein IQ ist ein Familienpferd. Wir werden in nie mehr hergeben. Heute hat er seinen Rhythmus wiedergefunden. Ich bin unglaublich stolz auf mein Pferd.“ Seine Landsleute in der Nekkerhal von Mechelen feierten ihn, als hätte er soeben olympisches Gold gewonnen. Hansi Dreher, knapp geschlagen Zweiter, sagte: „Das Publikum hier ist großartig. Mit meinem zweiten Platz bin ich sehr zufrieden. Ich freue mich, dass ich hier in Mechelen starten durfte. Nächstes Jahr komme ich gerne wieder.“

Wichtig zu wissen: Für den Sieger gab’s einen BMW M1 35i im Wert von 47 500 Euro. Also nicht Longines war der Tagessponsor, sondern die Autobauer aus München. Hört, hört! Der Südbadener Hansi Dreher durfte sich über 50 000 Euro für die Stallkasse freuen. Daniel Deussers Rang drei wurde mit 37 500 Euro honoriert. Peter Devos und sein Mom’s Toupie kamen auf Rang vier ins Ziel, Preisgeld 25 000 Euro. Alle vier blieben ohne Fehler in dieser Reihenfolge: 34,45 Sekunden, 35,19, 35,39 und 36,11 Sekunden. Insgesamt 39 Pferde auf der Startliste. Unter den besten zwölf noch drei Franzosen. Rang sieben für Weltmeister von Eckermann, Rang zehn für die ehrgeizige Norwegerin Victoria Gulliksen, die unbedingt ins Finale will.

Mechelen war, wie jedes Jahr, die letzte Weltcupstation des alten Jahres. In der Zwischenbilanz sieht es jetzt so aus: Henrik von Eckermann bleibt mit 68 Punkten an der Spitze, gefolgt von Daniel Deusser (69), Kevin Staut (59), Julien Epaillard (57) und Harry Charles (53). Simon Delestre folgt mit nur 36 Zählern auf Rang sechs, Janne Friederike Meyer-Zimmermann dahinter mit 35 Punkten, gleichauf mit Victoria Gulliksen.

Man sieht – ein ziemlicher Bruch. Hansi Dreher hat jetzt 26 Punkte, liegt auf Rang 15. Zum sicheren Ticket nach Omaha reicht das natürlich noch nicht. Richard Vogel und Gerrit Nieberg verharren bei jeweils 20 Zählern, Philipp Weishaupt bei 18, Marcus Ehning bei 17 und Jana Wargers bei 10. Letztere gibt dem Weltcup heur keine Priorität.

Eine lange Verschnaufpause ist wie immer nicht geplant – die Zeiten, da die Toppferde eine lange Winterpause hatten, ist längt vorbei. Deshalb ist es spannend zu sehen, wie die Topstars ihre Pferde managen. Vom 12. bis 15. Januar gastiert der Springreiterzirkus in Basel, der zehnten Station. Dort werden die Eidgenossen versuchen, Punkte gutzumachen. Steve Guerdat belegt bis dato mit 24 Punkten nur den 19 Rang. Immerhin, Martin Fuchs, der Titelverteidiger von Leipzig, ist fürs Finale gesetzt. Alles in allem: Bis heute haben sich 135 Aktive am Weltcup der Saison 2022/23 beteiligt. Die besten 18 der Westeuropaliga düfen zum Finale – falls sie denn wollen. Manch einer, der sich qualifiziert hat, verzichtet lieber auf die weite Reise.