Manchmal lohnt es sich, die aktuellen Ergebnislisten mal nicht nur von vorne her zu lesen, sondern von hinten her. Beispiel Miami. Bei der zweiten Station der Global Champions Tour stoßen wir auf Rang 14 des Teamspringens auf die 23-jährige US-Amazone Isabelle Russekoff aus New York. Sie handelte sich im Parcours 16 Strafpunkte ein, landete nur auf Rang 44 von 53 Startern – ihr Pferd heißt „C Vier“ und kommt uns ziemlich bekannt vor. Auch die vermeintlich so große weite Welt der Reiter ist in Wahrheit nur ein Dorf.

Wir erinnern uns: Der kapitale Holsteiner „C Vier“, jetzt 15 Jahre alt, wurde von David Will in den großen Sport gebracht, glänzte unter ihm bei der Springreiter-EM in Riesenbeck sowie beim Weltcupfinale in Leipzig. Quasi über Nacht verkaufte die holsteinische Besitzerfamilie ihren Kracher an die Mäzene und Sponsoren des Iren Cian o’Connor. Der wiederum schaffte mit ihm bei der WM in Herning die Qualifikation für sich und sein Team für die olympischen Spiele in Paris.

Kurz darauf musste „C Vier“ sich wiederum an neue Besitzer gewöhnen. Für Cian o’Connor hatte der Moor seine Schuldigkeit getan – der Moor konnte gehen: Im Sattel sitzt nun die Nachwuchsreiterin Isabella Russekoff in den USA, Weltrangliste Nummer 684! Also kehrt dieses erfahrene Klassepferd auf den internationalen Parcours zurück – frei nach dem alten Motto: Auf guten Pferden lernt man das Reiten! Hoffentlich lernt Isabella rasch!

Mittlerweile hat es sich herumgesprochen, dass Miami Beach in Florida seinem Ruf, ein sonnenverwöhntes Revier zu sein, heuer nicht gerecht geworden ist. Wegen Regen, Sturm und Saunatemperaturen musste das gewohnte Programm dieser zweiten von 15 Stationen total umgebaut und gekürzt werden. Wie heißt es so schön: Unser Sport findet nun mal im Freien statt! Das auf eine Runde reduzierte Teamspringen ging an die „Madrid Motions“ mit Maikel van der Vleuten und Eduardo Alvarez Aznar, Siegprämie 32 200 Euro.

Rang zwei für die „Prag Lions“ mit Pieter Devos und Anna Kellnerova im Sattel von Catch me of you can; diese Oldenburgerin, inzwischen 15 Jahre alt, ging mit Laura Klpahake prima auf der WM 2018 in Tryon/USA. Prämie 26 800 Euro. (Nicht zu vergessen, dass Anna Kellernova und ihre Familie die spendablen Ausrichter des Cupfinals in Prag sind. Heuer Mitte November, leider termingleich mit den German Masters in Stuttgart.)

Nochmal der Blick auf das Ergebnis ganz am Ende: Platz 16 und damit die „Rote Laterne“ für die „Shanghai Swans“ mit Christian Ahlmann/Solid Gold Z mit einer Nullrunde und Daniel Deusser/Killer Queen mit sage und schreibe 24 Strafpunkten. Prämie 6500 Euro. Es scheint, als habe Daniel nach seiner Schlappe im Weltcupfinale von Omaha irgendwie den Faden verloren. McLain Ward ging’s übrigens nicht sehr viel besser: nur Platz 12 mit Contagious, immerhin noch 2 500 Euro. Für Hansi Dreher/Elysium der Platz 13 und schmale 300  Euro.

Auch auf der Global Tour wachsen die Bäume also nicht alle Tage und für jeden in den Himmel. Ludger Beerbaum übrigens konnte seinen Plan, trotz Oberschenkelhalsbruch in Miami zu starten, nicht in die Tat umsetzen. Er und sein Stalljockey Philipp Weishaupt müssen sich wohl oder übel noch eine Weile gedulden. Fast hätte ich es vergessen: Henrik von Eckermann auf Glamour Girl zeigte die beste Einzelleistung in diesem Teamspringen, kassierte 24 500 Euro. Als Teamreiter der „Skandinavien Vikings“ kam er mit Linda Heed (USA) auf Platz sechs, Prämie 17 200 Euro. Wenn’s läuft, dann läuft’s !