Der kritische Bericht des österreichischen Rechnungshofes über die weltberühmte Spanische Hofreitschule zieht Kreise, weitet sich gar zur Schlammschlacht.

Klaus Krzisch, ein ehemaliger Oberbereiter, hat sich öffentlich geäußert und stellt den Geschäftsführer der „Spanischen“, Erwin Klissenbauer, heftig an den Pranger. Stichwort Pferdepfleger. Klaus Krzisch sagt wörtlich gegenüber der dem Internetportal www.ProPferd.at: „Herr Klissenbauer hat sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit in den Stall und mit der Stoppuhr gemessen, wie lange ein Pfleger zum Putzen eines Pferdes braucht. Allein daran sieht man, dass dieser Mann keinerlei Ahnung von Pferden hat. Dann hat er gesagt:

„Na bitte, solange dauert das ja gar nicht – prompt wurden dann einige Pfleger abgebaut. Bei den Pflegern ist er höchste sparsam!“

Kurz und knapp: Wer sich jetzt noch bei der „Spanischen“ um die ausgeschriebene Stelle des Pferdepflegers bewirbt, dem ist wirklich nicht mehr zu helfen!

Doch es kommt noch besser. Im Bericht der Rechnungsprüfer wird an einer Stelle angedeutet, dass es im Beritt der Hofreitschule einen Hengst gibt, der im Privatbesitz steht – ein Novum in ihrer Geschichte. Die Fakten sind so: Seit 2009 steht Johann Marihart, ein bekannter Manager, an der Spitze des Aufsichtsrates der „Spanischen“. 2012 erwarb seine Tochter den zum Verkauf stehenden Lipizzanerhengst Maestoso-Fantasca 67.

Der Hengst blieb in der Hofreitschule, seine Besitzerin schloss mit ihr einen Einstellvertrag, zahlte 1200 Euro pro Monat. Seit 2014 wurde dieser Hengst in den Vorführungen eingesetzt, sozusagen als „Springer“, also um keine Lücke entstehen zu lassen. Der Vorwurf von Klaus Krzisch lautet: „Es kann nicht sein, dass dieser Hengst von einem Bereiter der Schule während seiner Dienstzeit ausgebildet wird! So etwas hat es noch nie gegeben. Er empfinde dies als handfesten Skandal. Es widerspreche dem Statut der Hofreitschule – sie stehe nun da wie „ein Selbstbedienungsladen!“

Johann Marihart wiederum weist die Vorwürfe empört zurück: „Maestoso-Fantasca ist ein Sponsorpferd, für dessen Haltung und Ausbildung die Hofreitschule von privater Hans die Kosten erstattet bekommen hat. Würde man mehr Menschen für solche Investments gewinnen, ließen sich die finanziellen Probleme der Hofreitschule deutlich lindern.“ Weiter verweist Marihart darauf, dass es seinerzeit auf der Internetseite der „Spanischen“ das Angebot gegeben habe, dass „die Hofreitschule das Pferd weiter betreut“. Als sich dann 2014 bei den Hengsten ein Engpass ergab, habe man Fantasca in den Vorführungen eingesetzt.

Zugleich kursieren jetzt markante Zahlen: Johann Marihart sagt, seine Tochter habe der Hofreitschule insgesamt rund 130 000 Euro bezahlt, darunter ein Klinikaufenthalt 2018 für 10 000 Euro. Laut eines Nachvertrages zahle die „Spanische“ seit 2014 die Kosten für Hufschmied und Tierarzt. Johann Marihart verweist darauf, dass seine Tochter den Hengst seit Jahren nur noch sporadisch reite.

In einem Bericht des ORF, also des österreichischen Rundfunk, hatte es geheißen, der Schaden für die Republik Österreich liege bei 700 000 Euro; unter anderem müsse man neben den Kosten für die „Spanische“ auch den Wertzuwachs des Hengstes berücksichtigen. Es handle sich, so der frühere Oberbereiter Krzisch, „um ein in den höchsten Lektionen ausgebildetes Dressurpferd, für das nicht selten siebenstellige Beträge bezahlt werden – selbst wenn der Vergleich mit einem internationalen Sportpferd nur bedingt gültig ist.“ Auf jeden Fall sei der Hengst heute „mehrere hunderttausend Euro wert.“

Jetzt kommt die große Politik ins Spiel. Auf höchster Ebene ist die Causa Hofreitschule in einen veritablen Parteienstreit geraten – seit dem erzwungenen Rücktritt von Bundeskanzler Sebastian Kurz brennt das politische Feuer unter dem Dach der Hofburg ohnehin schon lichterloh.

Die Zwischenbilanz aus meiner Sicht: Ganz gleich, wie man die teils verwirrenden Fakten werden, wie man Aussage gegen Aussage stellt – der Schaden für die Spanische Hofreitschule ist schon jetzt beträchtlich. Der höchste Rechnungshof der Republik Österreich hat offenkundig in ein Wespennest gestochen. Es handelt sich durchaus um einen Fall von „Freundlwirtschaft“, wie man in Wien sagt.

Elisabeth Gürtler, die Verantwortliche Leiterin der Hofeitschule, berühmt als Chefin des Hotels Sacher und früheren Ausrichterin des legendären Opernballes, äußert sich bis dato nicht. Dabei liegen die Anfänge der Misswirtschaft in ihrer Amtszeit. Ihre Nachfolgerin Sonja Klima verspricht nun Aufklärung. Die allerdings muss an höchster Stelle geschehen, denn die aktuelle Kritik gilt bereits der Ministerin für Landwirtschaft, Elisabeth Köstinger. Na, das kann ja noch heiter werden. Auf jeden Fall bleibt uns das Thema noch einige Zeit erhalten.