Es irrt der Mensch, solang‘ er lebt! Mir geht’s mal wieder so an diesem Wochenende. Ingrid Klimke und ihr Franziskus, die Kürsieger von Stuttgart, waren meine Favoriten für die neunte Station der Saison 2022/23 auf dem Weg ins Finale von Omaha. Tja, knapp daneben ist auch vorbei. Zweimal, im Grand Prix und in der Kür, hatte in Neumünster die Dänin Nanna Merrald auf ihrem Zepter die Nase vorn – jeweils „nur“ Platz zwei für Ingrid Klimke und Franziskus.
Es war irgendwie nicht das Wochenende von Ingrid Klimke. Ihr Franziskus, im polnischen Zakrzow und am Neckar siegreich, fand in der engen und nervösen Holstenhalle nicht zu seiner Topform. Die dänische Mannschafts-Weltmeisterin von Herning und ihr 13-jähriger Hengst Blue Horse Zepter von Blue Hors Zack hatten hingegen einen Lauf, siegten im Grand Prix am Samstag mit 77,13 Punkten, Siegprämie 4050 Euro. Nur zwei Richter hatten sie auf eins gesetzt, ihre Landsfrau Susanne Baarup sogar mit ziemlich üppigen 79,130 Prozent.
Ingrid Klimke bekam im Grand Prix 75,478 Punkte, Rang zwei und 3000 Euro. Kirsten Brouwer aus den Niederlanden auf Foundation wurden Dritte mit 74,065 Punkten und 1950 Euro. 15 Pferde am Start. Isabell Werth, die eigentlich Emilio genannt hatte, kam nicht nach Neumünster. Heute am Vormittag gab’s die Weltcupkür vor nicht ganz ausverkauftem Haus. Nanna Merrald und ihr Zepter gingen erneut in starker Form, bekamen von Katrina Wüst die Tagesbestnote von 87,600 Punkten. Insgesamt 86,060 Punkte und eine Siegprämie von 13 750 Euro.
Ingrid Klimke und ihr Franziskus gingen mit 84,710 Punkten durchs Ziel, bekamen glatte 10 000 Euro dafür. Der schwedische Richter Magnus Ringmark sah die beiden als Sieger. Platz drei wie schon am Vortag für Kirsten Brouwer auf dem 13-jährigen Hengst Foundation, 82,050 Punkte und eine Prämie über 7500 Euro. Vier Pferde kamen über die 80-Prozent-Marke, als viertes Titanium unter der Niederländerin Marieke van der Putten mit 80,150 Punkten.
Bevor am kommenden Wochenende im Scandinavium von Göteborg die zehnte und damit vorletzte Qualifikation beginnt, hier der Blick auf den aktuellen Punktestand: Isabell Werth hält weiter die Führung mit 74 Zählern, dahinter Ingrid Klimke (72), Nanna Merrald (69), Benjamin Werndl (65) und Dinja van Liere (64). Wichtig zu wissen, was mir vor einigen Tagen im Eifer entgangen war: Vom 9. bis 12. März bietet sich in Herzogenbosch die wirklich allerletzte Gelegenheit, noch Punkte zu sammeln. Erst danach steht fest, wer die begehrten Tickets zum Finale bekommt und wie das innerdeutsche Ringen ausgeht. Jessica von Bredow-Werndl ist als Titelverteidigerin gesetzt, die beiden weiteren Startplätze gehen aus heutiger Sicht an Isabell Werth und Ingrid Klimke.
Kurzer Nachsatz: Ob die aus Neumünster gemeldete, aktuelle Punkteliste wirklich stimmt, ist unklar. Ingrid Klimke müsste für ihren Platz zwei eigentlich weitere 17 Punkte erhalten, würde dann mit 85 ganz oben stehen. Ich gehe mal davon aus, dass wir morgen von der FEI in Lausanne das gültige Tableau bekommen werden.