Wer aktuell an diesem Nachmittag via Internet ins niederländische Boekelo bei Enschede schaut, der sieht in erster Linie wahre Völkerscharen. Vermutlich tragen die tollen Wettkämpfe von Versailles wesentlich dazu bei. Der spektakuläre Schluss der internationalen Saison der Buschreiter auf Vier-Sterne-Niveau versammelt an die hundert Reiterinnen und Reiter in der Einzel- und Mannschaftswertung zum Finale im Nationscup 2024. Natürlich waren die von Chris Bartle am Ende der olympischen Saison formierten Britinnen die klaren Favoriten – aber die Realität sieht aktuell anders aus. Peter Thomsens deutsches Quartett begann am Vormittag leider mit einem Vorbeiläufer von Anna Siemer auf Avondale.

Emma Brüssau mit Dark Desire, Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos und Julia Krajewski mit ihrem Olympiapferd Nickel machen das Quartett k0mplett. Kurz vor dem Ende des Wettbewerbs, der zeitlich stark verzögert ist, liegt Julia mit an der Spitze des Feldes  auf Platz drei – für mich und sicher für ihre vielen Fans nicht unerwartet. Kein Zweifel, Michael Jung ist der verdiente und zurecht überall gefeierte Olympiasieger. Die Gewinnerin der Saison 2024 heißt eindeutig Julia Krajewski! Wenn die „Schlacht“ geschlagen ist, werde ich meine Notizen zum Wochenende Zug um Zug ergänzen.

Indessen hat sich das polnische Strzegom einmal mehr empfohlen als Platz der internationalen Vielseitigkeit, wo man vor allem die jungen Pferde praktisch unter Wettkampfbedingungen trainieren kann. Also erstaunt es nicht, dass beispielsweise Ingrid Klimke und Michael Jung den etwas weiteren Anreiseweg gewählt haben, um in Strzegom statt in Holland zu starten. Allerdings sind an diesem Wochenende die Felder in Polen doch recht schmal geraten. Kaum mehr als eine Handvoll.

Dabei erinnern wir uns gerne: Bei der Europameisterschaft 2017 holte sich Ingrid Klimke in Strzegom den Titel auf ihrem mittlerweile in Rente lebenden Hale Bob vor Michael Jung auf Rocana, die bereits zweifache Mutter geworden ist – wenn ich mich nicht täusche. Das alles ist längst Geschichte.

Zurück und/oder hinüber nach Boekelo: Nur kurz nach dem Ende des Geländetages sieht man auf dem noch vorläufigen Zwischenergebnis einige zentrale Punkte. Von den 97 Pferden auf der Startliste sind noch 72 in der Wertung. Nur fünf Pferde kamen fehlerfrei und innerhalb der erlaubten Zeit von neun Minuten  ins Ziel. Das war gewiss auch der Tatsache geschuldet, dass das Geläuf durch den Regen der vergangenen Tage ziemlich tief geworden war. Klugerweise wurde die Strecke um einige kritische Passagen gekürzt. Julia Krajewski sagte laut buschreiter.de: „Ohne diese sinnvollen Kürzungen wäre ich womöglich gar nicht angetreten.“

An der Spitze liegt die starke Mitfavoritin Laura Collett auf Dacapo mit jetzt nur 25,3 Punkten, nachdem sie die Dressur mit 23,7 Punkten für sich entschieden hatte. Rang zwei mit 27,0 Zählern für ihre Landsfrau Sarah Bullimore, die nicht zum britischen Team gehört. Gleich dahinter auf Rang drei liegt Julia Krajewski mit ihrem Nickel, 28,8 Punkte. Teamkollegin Emma Brüssau mit Dark Desire ist auf Rang 17, sie hat 35,4 Punkte. Calvin Böckmann und sein Altair belegen mit 30,6 Punkten den starken Platz sieben – nur 1,2 Zeitfehler. Hut ab!

Ausgeschieden hingegen die britische Teamreiterin Izzy Taylor mit Big Wall. Pia Leuwer mit Jard belegt nach Dressur und Gelände Rang 35, Pauline Knorr mit Aevolet Rang 39. Ben Leuwer und sein Citius sind 44. Anna Siemer und Avondale folgen auf Platz 48. Malin Hansen-Hotopp, ebenfalls mit einem Vorbeiläufer, auf Rang 51 mit 63,2 Punkten. Wirklich schade, dass Anna Siemer eine schmale Hecke zum Verhängnis wurde, weil sie einen Bügel verlor und ihr Pferd in zu hohem Tempo den Berg hinab aus der Kontrolle geriet.

Unter denen, die im Busch aufgaben, leider auch Brandon Schäfer-Gerau mit Very Special. Um es präzise zu machen: Sechs Teilnehmer gaben auf, 15 mussten ausscheiden. Alle diese Zahlen sind bekanntlich nur vorläufig. Sie unterliegen der kritischen Nachprüfung am Abend. Und dann gibt’s, nicht zu vergessen,  ja auch noch den Vet-Check am Sonntagmorgen um 8.30 Uhr.

Nachgetragen der Blick auf die Teamwertung: Die Iren führen vor den USA, Neuseeland, Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Belgien, Schweden, der Schweiz, den Niederländern und den Italienern. Einiges spricht für die Iren nach starken Ritten mit nur 98,6 Punkten vor den USA mit 103,1. Neuseeland auf Rang drei hat 116,5 Punkte. Es bleibt spannend.

Zunächst einmal viele Grüße aus dem Süden!