Zuallererst an diesem ziemlich heiß werdenden Mittwoch richte ich meinen Blick nach Altheim bei Horb, wo Michael Jung seinen 42. Geburtstag feiert. Alles Gute Michael und Chapeau! Im Schlosspark von Versailles läuft der heiße Tanz um das olympische Teamgold, das es am Samstag gibt: „Littie“ Fry hat ihren Glamourdale bärenstark präsentiert: 78,913 Prozent und 231,196 Prozentpunkt für die Briten. Erst um 15.20 Uhr werden wir wissen, was diese Punkte wert sind. Dann nämlich beschließen Jessica von Bredow-Werndl und ihre Dalera diesen ersten Schlagabtausch. isabell Werth hat soeben (11.35 Uhr) mit Wendy 79,363 Prozent erritten. Stark!

Isabell sagte hinterher: „Ich genieße diese Atmosphäre. Ich genieße dieses wunderbare Pferd. Ich war natürlich sehr fokussiert und konzentriert beim Einreiten. Sie ist erst zehn Jahre alt und wir haben heute den fünften, sechsten oder siebten Grand Prix zusammen bestritten. Da darf man dem Pferd auch schon mal zutrauen, dass es sich etwas beeindrucken lässt. Aber sie kam rein und es ist toll zu spüren, wie die Stute sich konzentriert und mitmacht. Ich hab‘ dann unterwegs immer mehr genießen können. Jetzt bereiten wir uns vor auf Samstag. Aber ich weiß auch, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Jetzt reiten wir weiter in Ruhe. Das machen wir Schritt für Schritt. Wenn wir dann hoffentlich auch als Mannschaft weiter so performen, haben wir richtig gute Chancen. Aber wir sehen ja auch, wie gut die Dänen sind.  Alles ist possible – wie man so schön sagt.“

Allerlei aus „Versai“, wie wir Schwaben sagen. Also mit einem scharfem „V“! Und wir denken dabei weniger an Paris, sondern mehr an das „Schwäbische Versai“, das herrliche Barockschloss von Ludwigsburg.

Doch nun rasch ins richtige Versailles: Beim Vet-Check der Springpferde haben Dorette, Zineday, Checker und United Touch die erwartet gute Figur gemacht: Alle vier „accepted“! So mögen wir das. Richard Vogel übrigens, der Debütant im deutschen Trio, hat meiner Kollegen Corinna Philipps von www.spring-reiter.de eine ziemlich mutige – womöglich übermütige – Prognose abgegeben.  Auf deren Frage, wie denn wohl das olympische Springen um die Einzelwertung ausgehen werde, antwortete er: „Gold für Philipp (Weishaupt), Silber für Cristian (Kukuk) und Bronze für mich (Richard Vogel).“ Frechheit siegt, kann man da nur sagen.

Otto Becker sagt heute: „Unsere Pferde sind gut untergebracht. Die Stallungen machen einen guten Eindruck. Die Teammedaille hat absolute Priorität! Der Teamgedanke ist das erste, alles andere ist dann das Tüpfelchen auf dem „i“. Jeder, der sich in unserem Sport auskennt, der weiß, wie eng es im Springsport zugeht und ohne Streichergebnis ist es noch viel enger geworden, um ins Finale zu kommen. Und dort ist es auch ein enges Rennen: Da reicht ein schlechter Parcours und man ist weg vom Fenster. Aber wir sind gut gerüstet und ein gutes Team. Wir sind positiv für die nächsten Tage. Alle vier Pferde können auch eine Medaille gewinnen.“

Heute Abend um 18.15 Uhr beginnt das sogenannte Warm-Up auf dem Turnierplatz, jedes Team hat 15 Minuten, um mit den Pferden ein paar wenige Sprünge zu machen.

Wie schwer es werden kann, wenn man im olympischen Finale steht, wo es um Gold oder ums Blechle geht, zeigte uns am Montag Vater Joachim Jung. Der Mann, dem sein Sohn Michael so enorm viel zu verdanken hat, konnte zum ersten Male in seinem Reiterleben Michaels alles entscheidenden Ritt nicht unmittelbar mitverfolgen auf der kleinen Tribüne „Kiss and cry!“ Es seien die Nerven, bekannte er hinterher. Joachim blieb außerhalb der Sichtweite, kam erst hervor, als er den frenetischen Jubel aus dem Stadion hörte!

Hallo Joachim, Hut ab vor allem, was Du in all den Jahren geleistet hast!!!

Apropos Vielseitigkeit. Sollte irgend jemand im weltweiten Kreis meiner Leserinnen und Leser ein wirklich tolles Pferd benötigen, beispielsweise für die nächste WM der Buschreiter im Jahr 2026 in der Soers oder auch für die nächsten Spiele 2028 in Los Angeles – hier mein heißer Tipp: Der 14-jahrige Shadow Man aus der belgischen Zucht, Silbermedaillengewinner unter dem cleveren Australier Christopher Burton, steht zum Verkauf! Jawoll. Burton sagt, er habe das Pferd erst seit dem Frühjahr im Stall, von seinem Besitzer nur geliehen: Guy Bloodstock Ltd. Bin gespannt, wo wir und unter wem wir diesen Kracher wiedersehen. Ach übrigens, der Gaul kostet siebenstellig! Nur falls Sie schon mal in ihr Sparbüchle geblickt haben…

Gegen 10.40 Uhr haut Catherine Laudrup-Dufour mit dem Hannoveraner Freestyle einen raus. Aber Hallo! Eine fast perfekte Runde mit Schwung und Charisma: 80,792 Prozent! Für ihr Team sind das 235,730 Prunkte. Die Briten jetzt dahinter mit 213,196 Punkten. Die Spannung steigt.

Isabell Werth zeigte uns einmal mehr, was ihr Credo wert ist: „Ich gebe nie auf!“ Fehlerlos, mit dem Kalkül, heute nicht alles zu riskieren, steuert sie ihre Rappstute auf 79,363 Prozent, aktuell knapp hinter der Dänin Catherine Laudrup-Dufour. Eine klare Ansage an die Konkurrenz: Mit mir ist zu rechnen bei  meinen siebten Olympischen Spielen! Wir wollen am Samstag die 15. Goldmedaille für ein deutsches Team bei den Spielen! Um 15.20 Uhr startet Jessica mit ihrer Dalera als Letzte! Dann sind die Marksteine gesetzt für das Finale um die Medaillen am Samstag.

Nach dem Ende des Grand Prix gibt’s einen neuen Blog zur aktuellen Lage! Bis dahin Grüße aus Stuttgart!