Knapp zwei Stunden nur, so kurz wie noch nie, hat das heutige Finale um die Medaillen im Teamspringen der Olympischen Spiele von Paris 2024 gedauert. Mit nur zwei Zeitfehlern durch Ben Maher auf Dallas und Scott Brash auf Jefferson, dazu die Nullrunde von Harry Charles auf Romeo – am Ende die verdiente Goldmedaille. 2/237,47 Sekunden. Chapeau! Silber geht an das US-Team mit Laura Kraut, McLain Ward und Karl Cook (4/229,90). Bronze für die Franzosen mit Julien Epaillard, Olivier Perreau und Simon Delestre (7/238,12). Platz vier für die Niederländer, Rang fünf für die Deutschen.

1952, nur sieben Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wurden die Olympischen Spiele in der finnischen Hauptstadt Helsinki abgehalten. Deutsche Sportler durften zum ersten Male wieder teilnehmen. Fritz Thiedemann gewann zweimal Bronze in der Dressur und im Springen. Und die Briten siegten im Preis der Nationen: Harry Lewellyn, Douglas Stewart und Wilfried White.

Dann dauerte es bis 2012, bis zu den Spielen von London. Das zweite Gold im Greenwich Park für die Briten mit Nick Skelton, Ben Maher, Scott Brash und Peter Charles. Und heute, vor wenigen Minuten, der dritte Triumpf für Diane Lampert und ihre Jockeys. Kein Abwurf, nur zwei Zeitfehler – ein souveräner Erfolg!

Robert Ridland, in den sechziger und siebziger Jahren selbst ein Topreiter für die USA, seit langen Jahren ihr Coach, führte sie heute zur Silbermedaille: Laura Kraut Baloutine, bereits früher mit Teamgold versehen, spielte ihre Erfahrung aus, ebenso McLain Ward mit Ilex und dazu Karl Cook, der für Kent Farrington nachgerückt war. Ihr letzter Olympiasieg stammt von 2004 in Athen: McLain Ward war damals schon dabei. Mittlerweile ist Nick Skelton, der Olympiasieger von Rio 2016, der Partner von Laura Kraut.

Für die gastgebenden Franzosen war es heute ein stressiger Nachmittag: Drei Zeitfehler für Simon Delestre, ein Abwurf für Julien Epaillard und eine Nullrunde für den nachgerückten Olivier Perreau. Am Ende die verdiente Bronzemedaille. Es hätte aber auch völlig schief gehen können. Präsident Immanuel Macron war eigens nach Versailles gekommen.

Die Niederländer, Olympiasieger von 1992 in Barcelona, damals mit ihrem heutigen Bondscoach Jos Lansink und dem späteren Global-Tour-Gründer Jan Tops, mussten mit Platz vier zufrieden sein. Rang fünf, etwas enttäuschend, das deutsche Trio: Jeweils ein Abwurf für Christian Kukuk mit Checker, Richard Vogel mit United Touch – dazu eine feine Nullrunde von Philipp Weishaupt, den Vize-Europameister, mit Zineday.

Christian sagte nach seinem Ritt: „Eigentlich war ich zu 95 Prozent so zufrieden wie gestern. Checker war total fokussiert. Und dann kam so ein blöder Flüchtigkeitsfehler. Total ärgerlich. Trotzdem will ich nicht enttäuscht sein, denn es ist ja noch nicht vorbei. Richard hat auch eine geile Runde gehabt.“

Der sagte: „Ich will es nicht schönreden. Aber ich glaube, United sprang wieder fantastisch. Er hat mir ein super Gefühl gegeben. Die einzige Stange, die er berührt hat, ist leider heruntergefallen. Er sprang für eine Nullrunde, leider hat uns am Ende das Glück gefehlt. Ich hätte ein bisschen besser reiten müssen.“

Otto Becker sagt gerade: „Im Moment überwiegt die Enttäuschung. Weil wir uns gut vorbereitet hatten. Wir haben gestern und heute sechs gute Runden gesehen. Aber wir hatten heute leider zwei Abwürfe zu viel. Es war ein richtig schwerer Kurs, alle haben top geritten. Die anderen waren einfach besser. Und da müssen wir gratulieren. Unsere Motivation ist schnell wieder da, denn am Montag und Dienstag geht es ja noch um die Einzelmedaillen.“

Platz sechs für die Schweden, Olympiasieger von Tokio: 12/229,76. Damit können sie natürlich nicht zufrieden sein. Rang sieben für die Iren mit 14/235,59. Platz acht für die ebenfalls enttäuschten Belgier: 20/234,82. Die Israelis gaben auf, weil sie zu viele Fehler hatten; die Mexikaner hatten vor dem Start zurückgezogen, weil eines ihrer Pferde nicht fit war. Für die Spanier war die Zeit zu kurz, um nachzurücken.

Otto Becker hat recht: Am Montag treten 75 Pferde an zur Qualifikation für die besten 30 zum Finale am Dienstag. Und wieder geht es für alle bei null los.

Soviel bis hierher, später mehr. Grüße aus Stuttgart!