Bei der ARD-Sportschau in Köln sitzen kreative Geister. Einer von ihnen hat Isabell Werth im Vorfeld ihrer siebten olympischen Spiele ein neues Prädikat verpasst: „Die ewige Werth!“ Ob das Isabell gefällt, die gerade erst ihren 55. Geburtstag gefeiert hat, das weis ich nicht. Vermutlich eher weniger. Ganz sicher aber ist: Auf der Liste der weltweit erfolgreichsten Reiter*innen bei Olympia rangiert sie mit zwölf Medaillen auf Platz eins, gefolgt von Reiner Klimke mit acht und HG Winkler mit sieben. Hier und heute mein Blick auf diese „ewige“ Bestenliste.
Siebenmal Gold und fünfmal Silber. Das ist die olympische Bilanz von Isabell Werth – zwischen 1992 und 2021. Einmal holte sie Einzelgold, das war 1996 mit Gigolo in Atlanta. Reiner Klimke, 1999 gestorben, hat in seiner Medaillenbilanz sechsmal Gold und zweimal Bronze: 1994 in Los Angeles holte er mit Ahlerich das Einzelgold. HG Winkler, 2018 gestorben, steht mit fünfmal Gold, je einmal Silber und Bronze zu Buche. 1956 in Stockholm wurde er auf Halla Olympiasieger. Das sind die ersten drei Plätze auf der olympischen Erfolgsbilanz.
Ludger Beerbaum belegt Rang fünf mit viermal Gold und einmal Bronze. 1992 in Barcelona wurde er nach dramatischen Tagen Olympiasieger im Einzel mit Classic Touch. Rang sechs für Nicole Uphoff – viermal Gold mit Rembrandt, den sie bis heute „Remmi“ nennt. Auf Platz elf sehen wir bereits Michael Jung mit seinen drei Goldenen aus London und Rio, davon zweimal Einzelgold auf Sam. (Via Youtube findet sich übrigens unter SWR/Michael Jung die aktuelle Vorschau von Inken Pallas.)
Dreimal Gold besitzt Monica Theodorescu, die Bundestrainerin, mit ihrem Ganimedes, zwischen 1988 und 1996. Josef Neckermann, 1992 gestorben, hat sich sechs olympische Medaillen erritten: Zweimal Gold, zweimal Silber und zweimal Bronze. Das Einzelgold blieb ihm leider verwehrt.
Anders Liselott Linsenhoff, die 1972 in München die Goldmedaille bekam für ihre Ritte auf dem schwedischen Hengst Piaff. Linsenhoff, 1999 gestorben, erkämpfte sich zwischen 1956 und 1972 insgesamt fünf Medaillen. Ihr Teamkamerad Harry Bold, der in Australien lebt, gewann zwischen 1964 und 1976 zweimal Gold und zweimal Bronze.
Auf Platz 25 dieser olympischen Erfolgsliste finden wir Ulla Salzgeber mit zweimal Gold, je einmal Silber und Bronze. Dasselbe hat Alwin Schockemöhle, allerdings wurde er 1976 in Bromont/Kanada Olympiasieger auf Warwick Rex. Platz 29 für Ingrid Klimke mit zweimal Gold und einmal Silber, die vor wenigen Tagen auf die Tour nach Paris verzichten musste, weil sich ihr Franziskus verletzt hat. Schade für Ingrid. Rang 29 für Dorothee Schneider mit zweimal Gold und einmal Silber. Hoffentlich hat sie im Blick auf die Spiele von Los Angeles 2018 bis dahin wieder ein Toppferd für die erste Mannschaft!
Auf Rang 34 finden wir den legendären und unvergessenen Fritz Thiedemann, gestorben im Jahr 2000. Er hatte zweimal Gold und zweimal Bronze. Klaus Balkenhol, den ich lange kenne und mit dem ich diesjahr in Aachen länger gesprochen habe, besitzt zweimal Gold und einmal Bronze. Ebenso erfolgreich, wenn auch viel früher, war Heinz Pollay, der den edlen Kronos ritt. Olympiasieger von 1936. 1952 ritt er in Helsinki wieder für Deutschland.
Zweimal Gold und einmal Bronze haben auch Franke Sloothaak und Heike Kemmer. Mit „nur“ zweimal Gold folgt Kurt Hasse, der 1936 in Berlin Olympiasieger im Springreiten wurde; 1944 ist er an der Ostfront gefallen. Gleichauf ist Ulrich Kirchhoff, der 1996 in Atlanta Einzel- und Mannschaftsolympiasieger wurde – gemeinsam mit Ludger, Lars und Franke.
Zweimal Gold hat auch Carl-Friedrich Freiherr von Langen, den sie „Hanko“ nannten – so hieß sein Erfolgspferd. Langen stürzte 1934 auf der Military in Döberitz tödlich. Lars Nieberg hat ebenfalls zwei Goldene, eine davon aus Atlanta und eine aus Sydney 2000. Zweimal Gold gab’s auch für Hinrich Romeike 2008 in Hongkong sowie für den Schwaben Martin Schaudt 1996 in Atlanta und 2004 in Athen. Der unvergessene Durgo. (Nach Atlanta habe ich mit Roland Kern ein schnelles, nacholympisches Buch über Martin geschrieben. Das gibt’s, falls es jemanden interessiert, womöglich noch unter zvab.de – also antiquarisch.)
Blieben noch zwei Namen erwähnenswert unter den führenden fünfzig Aktiven: Ludwig Stubbendorf, den Olympiasieger in der Military von 1936, und Peter Thomsen, heutiger Bundestrainer der Buschreiter, aus Hongkong 2008 und aus London 2012. Auch Ludwig Stubbendorf wurde ein Opfer des Zweiten Weltkriegs, er fiel 1941.
Wenn die aktuellen Spiele von Paris gelaufen sind, also in gut vier Wochen, schaue ich auf die aktualisierte Medaillenbilanz. Sollte „Die ewige Werth“ einmal mehr unter den Gewinnern sein – sie würde die Kanutin Birgit Fischer als erfolgreichste deutsche Olympionikin ablösen. Das wär‘ was.