Sie können es Countdown nennen oder auch Showdown. In diesen Tagen des CHIO von Rotterdam wird ein Zweikampf offensichtlich, der sich angekündigt hat. Hinter Jessica von Bredow-Werndl und Frederic Wandres geht es um den dritten Teamplatz für Paris: Entweder Ingrid Klimke mit ihrem Hengst Franziskus oder Isabell Werth: mit Quantaz, mit Wendy oder gar Superb? Die Entscheidung fällt in zwei Wochen beim „Tschio“ in der Soers.
Gestern gab’s auf dem geschichtsträchtigen Geläuf in Rotterdam den Grand Prix als Preis der Nationen. Das erstaunliche Ergebnis: Sieg für die Gastgeber mit 222,392 Punkten, gefolgt von den Dänen mit 220,349 und den Deutschen mit 219,435 Zählern. Also alles ziemlich knapp.
Unerwartet für mich und wohl auch viele andere Beobachter: Edward Gal reitet wieder auf der großen Bühne, präsentierte den zwölfjährigen hannoverschen Hengst Glock’s Totel Us, natürlich ein Nachkomme von Totilas und mit Sir Donnerhall im Stammbaum, Note 73,196, Platz neun, Prämie 150 Euro!
Ebenso spannend der Auftritt von Isabell Werth mit der zehnjährigen dänischen Stute Wendy de Fontaine, die Besitzer sind Helgstrand Dressage SA und Madeleine Winter-Schulze. Note 76,935 Prozent nach starkem Auftritt. Schwacher, mit Fehlern belasteter Auftritt indessen für Ingrid Klimke und ihren 17-jährigen Hannoveraner Wallach Freudentänzer mit lediglich 64,631 Punkten. Beste im Team war Isabell, für Bianca Nowag-Aulenbrock und Quelito gaben die Richter 70,696, für Carina Scholz auf Tarantino 71,804.
Für die Sieger gab’s in Rotterdam bescheidene 4000 Euro, für den dänischen Rang zwei 3600 Euro, für den dritten Rang unseres Quartetts waren es 2800 Euro. Dotierung insgesamt 12 000 Euro, 30 Pferde am Start in acht Mannschaften. Rang vier für die Belgier, Rang fünf für die Schweden, Platz sechs für die Franzosen, Rang sieben für die Briten (ohne Littie und Dujardin und Hester). Platz acht ging an die Amerikaner, deren Ashley Holzer mit 59,044 Punkten das Viereck verließ. Rang 30. Auf Rang 29 Ingrid Klimkes Freudentänzer.
Der Einzelsieg ging übrigens an Dinja van Liere auf ihrem Hengst Hermes, 77,891 Prozent, Siegprämie 3750 Euro. Dahinter Isabell mit Wendy, Prämie 3000 Euro. War dieser Grand Prix in Rotterdam am Ende ein Muster ohne Wert: Nein, das sehe ich anders. Isabell Werth hat ihre Chance genutzt, mit Wendy ins Rampenlicht zu reiten.
Nun kommt’s allerdings drauf an, ob die von Monica Theodorescu und ihrem Ausschuss festgelegte Nominierung für Aachen bestehen bleibt oder nicht: In der Fünf-Sterne-Tour steht Isabell nach wie vor mit Quantaz. Sie könnte aber auch, ganz offiziell, auf Wendy umsteigen. Gegenüber diversen Medien sagte Isabell dieser Tage: „Meine Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos.“
Natürlich hat sie längst erkannt, spätestens seit der DM in Balve, dass sie die Spiele von Paris unter Umständen nur auf dem Reserveplatz erleben wird. Das wäre in der Tat ein hartes Los. Zugleich muss man sehen, dass Ingrid Klimke im Blick auf Aachen immer mehr unter Druck gerät. Sie muss in der Soers liefern, wie man so schön sagt. Schafft sie das nicht, droht ihr die Reserverolle.
Das alles, wohlgemerkt, nur dann, wenn die Pferde fit bleiben, was alle Fans der deutschen Dressurequipe redlich hoffen.