„Unglaublich, es hat einfach nur Spaß gemacht! Ich denke noch gar nicht an das Gold!“ Das ist der erste Kommentar, nachdem Michael Jung und sein Chipmunk die Ziellinie nach 5154 Metern, nach rund 40 Sprüngen und innerhalb der erlaubten Zeit von 9.02 Minuten überquert hatten. Fehlerlos wie von seinen Fans erhofft. Als Overnight-Leader geht „Michi“ mit nur 17,80 Punkten, also mit seinem Dressurergebnis, morgen in die beiden Parcours: Erst den für die Teams, wobei Deutschland nach dem Ausfall von Christoph Wahler mit Platz 14 keine Rolle mehr spielt. Anschließend aber im Springen um die Einzelmedaillen. Laura Collett lauert auf Rang zwei mit 18,30 Punkten. Mal wieder nix für schwache Nerven!
Weiter in Michaels Kommentar: „Chipmunk ist so toll galoppiert, er hat so eine Energie, er galoppiert so dynamisch nach vorne. Auf der Allee, nach Sprung zwei und nach drei, war so ein tolles Gefühl. Er war so toll zu reiten, mit den kleinsten Hilfen, mit Stimme, mit Gewicht. Er war sofort bei mir. Die Zuschauer, die einen angefeuert haben, das war heute eine unglaubliche Kulisse. Das war so ein bisschen die Klippe, der Tiefsprung. Cipmunk ist normalerweise ein Pferd mit viel Energie, das gerne nach vorne galoppiert und nach vorne springt. Ich kenne ihn mittlerweile gut und wusste, ich muss ganz vorsichtig an die Kante, habe da versucht, die Balance zu halten. Wir sind super über den Graben gekommen, und das so zu fühlen, mit dem ganzen Druck von außen, das war Freude pur. Ich wusste aber, er ist super drauf, ich kann weiter alles probieren und solche Sutiationen sind für mich besonders schön, wenn ich merke, es läuft alles wie gewünscht. Dann geht die Reise weiter.
Jetzt bin ich erst einmal sehr glücklich, wie das heute gelaufen ist. Und ich versuche, das jetzt ein Stückweit zu genießen. Dann müssen wir uns auf morgen vorbereiten. Da stehen zwei Springen an und davor der Vet-Check. Aber ich bin positiv und guter Dinge! Chipmunk war heute kein bisschen müde. Ich glaube, er ist morgen genauso knackig drauf. Ich versuche, mich zu konzentrieren, alles ein Stück nach dem anderen abzuarbeiten. Ich denke noch gar nicht an Gold oder irgendwas, sondern nur eins nach dem anderen.“
Kein Zweifel, dieser Geländetag mit rund 40 000 Zuschauern im Park von Versailles – es war eine Werbung für die Buschreiterei, gerade angesichts der negativen Fälle von Tierquälerei in den vergangenen Tagen und Wochen. Eine spektakuläre Strecke mit viel Platz zum Galoppieren, mit originellen Hindernissen, mit fairen Wasserstellen. Zugegeben, es war, alles in allem, der leichteste olympische Kurs der letzten zwanzig Jahre: Hongkong, London und auch Rio waren deutlich schwerer. Gleichwohl, besser so als wieder schwere Stürze, verletzte oder gar tote Pferde. (Weshalb man allerdings nach dem Ziel das Auslaufen der Pferde hinter einer Sichtblende verbarg – keine gute Optik via Fernsehen!)
Jetzt zu den Fakten auf dem Ergebniszettel: Michael Jung führt also mit Chipmunk und 17,8 Minuspunkten. Dahinter mit 18,3 Punkten Laura Collett, die 0,8 Punkte wegen Zeitüberschreitung hinnehmen musste. Rang drei für den Australier Christopher Burton auf Shadow Man mit 22,0 Punkten. Vierter ist unser Freund Felix Vogg vom Bodensee auf Dao mit 22,1 Punkten.
Fünfter der Japaner Yoshiaki Oiwa auf Grafton mit 25,5 Punkten. Danach der Brite Tom MCEwen auf Dublin mit 25,8 Zählern. An sieben der Franzose Stepahne Landois mit Chaman und 27,2 Punkten, Achter der Japaner Kazuma Tomoto auf Vince und 27,4 Zähler. An neunter Stelle liegt Tim Price auf Falco mit 28,5 Punkten und Zehnter ist der Franzose Karim Laghouag auf Triton mit 29,6 Punkten.
Nicht zu vergessen: Julia Krajewski und ihr Nickel liegen auf Platz 15 mit 31,7 Punkten. Christoph Wahler und Carjatan gehören leider zu den sieben Paaren, die das Ziel nicht erreicht haben. In der Teamwertung führen erwartungsgemäß die favorisierten Briten mit 82,5 Punkten, auch wenn Rose Canter nur auf Rang 24 ins Ziel kam, weil ihr Graffalo einen Spring auslöste, was 15 Punkte kostet. Dahinter die Franzosen (87,2) und die Japaner (93,8). An vier die Eidgenossen mit 102,4, dann die Belgier mit 111,0 und die Neuseeländer mit 118,2. Platz sieben für die Schweden (120,1), dann die Iren mit 121,1. Deutschland leider nur auf 14 von 19.