Die 33. Olympischen Spiele sind Geschichte. Heute, am ersten Tag nach diesen glanzvollen zwei Wochen in und um Paris, geht es darum, die erste Bilanz zu ziehen. Und die fällt, was die deutsche Reiterei angeht, mehr als positiv aus. Zwölfmal Gold, 13-Mal Silber und achtmal Bronze – das ist die Ausbeute aller deutschen Athleten. Mit dreimal Einzelgold, einmal Teamgold und einmal Silber haben die Reiter als Sportverband den größten Anteil. Dass es anno 2024 insgesamt noch weniger Medaillen waren als vor drei Jahren in Tokio – die Reiter hatten drei bis fünf Medaillen quasi versprochen: Und sie haben geliefert! Bemerkenswert sind überdies die Erfolge unserer deutschen Pferdezüchter! Siebenmal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze! Auch viele ausländische Topreiter  sitzen auf deutschen Pferden. Chapeau! 

Die Zuchtexperten in Warendorf haben sich die Mühe gemacht, die olympischen Ergebnisse nach der Herkunft der Pferde zu durchforsten. Fazit: Pferde von deutschen Züchtern konnten mehr als ein Drittel der 37 Medaillen für sich verbuchen. Dabei ging es nicht nur um die von der 2023 verstorbenen Silke Druckenmüller gezüchteten Trakehnerin Dalera, sondern auch um den Oldenburger Bluetooth, der unter Frederic Wandres Teamgold gewann; sein Züchter ist bekanntlich Paul Schockemöhles Gestüt Lewitz.

Das dänische Silbertrio war mit drei deutschen Pferden am Start: Dem westfälischen Hengst Vayron unter Daniel Bachmann, dem Oldenburger Zack-Sohn Zepter unter Nanna Merrald sowie der Hannoveraner Stute Freestyle unter Catherine Laudrup-Dufour.

Insgesamt stammten 28 der 60 in der Dressur gestarteten Pferde aus deutscher Zucht. Aufgeteilt in die verschiedenen Rassen waren es 13  Oldenburger, acht Hannoveraner, vier Westfalen, ein Deutsches Pferd (ZfdP), ein Deutsches Sportpferd aus Brandenburg sowie die Trakehnerin Dalera.

Michael Jungs Olympiasieger FischerChipmunk ist bekanntlich ein Hannoveraner, gezogen vom Bremer Arzt Hilger Meyer-Kuhlenkampff. Zum zweiten Male Teamgold und Einzelsilber gab es für den 15-jährigen Holsteiner Wallach London, geritten von der Britin Laura Collett. Teamkollege Tom McEwen ritt den Holsteiner Dublin. Nicht zuletzt gab es Bronze für den Holsteiner Jefferson unter dem Japaner Toshiyuki Tanaka. Von den 65 Pferden, die zur olympischen Vielseitigkeit gesattelt wurden, waren sieben  Holsteiner, jeweils zwei Hannoveraner und Holsteiner. Dazu ein ZdfP-Pferd.

Im Springen ging das Einzelgold bekanntlich an den 14-jährigen Westfalen Checker unter Christian Kukuk. Die erfahrene US-Amazone Laura Kraut holte Teamsilber mit dem 14-jährigen Hannoveraner Baloutinue (von Balou de Rouet), was schon der Name signalisiert. Insgesamt stammten 26 der 85 Springpferde aus deutscher Zucht: Neun Westfalen, sechs Hannoveraner, fünf Holsteiner, vier Oldenburger, ein Mecklenburger und ein Deutsches Sportpferd aus Brandenburg.

Blicken wir in Sachen Pferdezucht über den eigenen Sattelrand hinaus, was realistisch ist und ratsam erscheint, dann sehen wir die Stärke der Zuchtverbände in Belgien, Frankreich und den Niederlanden – nicht zuletzt finden wir häufig das berühmte „Z“ für das Gestüt Zangersheide, das bekanntlich Christian Ahlmanns Partnerin Judy Ann Melchior gehört.

Und noch dies: Wenn wir nach vorne schauen, etwa auf die WM 2026 in Aachen oder auch die nächsten Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles und drüber hinaus, dann wird uns rasch klar: Unsere heimische Pferdezucht muss unterstützt werden, wo es nur geht. Und die Verantwortlichen für den Spitzensport müssen darauf schauen, dass nicht immer wieder die Toptalente auf vier Beinen ins Ausland verkauft werden (müssen).

Dazu sind neue Ideen und Projekte gefragt. Wie ich es dieser Tage schon mal in einem Blog erwähnt habe („Die Stützen der Stars“), so müssen wir denjenigen Besitzern, Mäzenen und Sponsoren dankbar sein, die nicht verkaufen, sondern fest zu ihren Reitern des Vertrauens stehen.