Das Schweizer Ehepaar Simone und Peter Aregger, Freunde, Sponsoren und Mäzene des südbadischen Springreiters Hans-Dieter Dreher, haben in einem Interview mit dem Reiterjournal Baden-Württemberg scharfe Kritik geübt an Bundestrainer Otto Becker. Ungeachtet der Tatsache, dass Hansi Drehers Toppferd Elysium kurz vor den Olympischen Spielen von Paris nicht fit gewesen sei, habe es bereits im Vorfeld „ein abgekartetes Spiel“ gegen Hansi Dreher gegeben.

Am Rande des nationalen Springturniers auf den Immenhöfen in Donaueschingen, dem privaten Reitzentrum der Familie Frese, lautete die erste Frage an Peter Aregger: „Wie enttäuscht waren Sie, dass es mit einem Teamplatz für Hansi nicht geklappt hat?“

Antwort Peter Aregger: „Gar keine Frage, sehr enttäuscht. Wir hatten alles auf eine Karte gesetzt. Das war mit Otto Becker alles besprochen.

Frage: „Wie ist s aus Ihrer Sicht gelaufen?“

Antwort Peter Aregger: „Zunächst möchte ich vorausschicken: Am Ende war unser Pferd Elysium nicht fit. Und wir sind wirklich die Letzten, die dies nicht akzeptieren. Das Wohl der Pferde geht immer vor. Aber der Teamplatz war vorher schon weg. Und diese Vorgeschichte kränkt uns immer noch.“

Frage: „Wie ist das gelaufen?“

Antwort Peter Aregger: „Nachdem klar war, dass der Nationenpreis von St. Gallen ausfällt, gab es die Abmachung, dass Rotterdam die entscheidende Sichtung sein sollte. Auf dem Weg dorthin sollte Hansi in La Baule reiten. Aber Otto Becker hatte klar gesagt, dass dies nur zu Trainingszwecken sei. Fehler dort seien nicht relevant, hieß es. Aber dann hatten Hansi und Elysium Fehler in La Baule. Daraufhin ersetzte der Bundestrainer für Rotterdam gleich Hansi durch Marcus Ehning. Das war gegen die Abspreche und nicht korrekt. Das war ein abgekartetes Spiel. Wir sind durchaus gekränkt. Und ich lass es mir nicht nehmen: Die süddeutschen Reiter sind im deutschen Springsport benachteiligt.“

Frage: „Hansi könnte für die Schweiz reiten. War das nie ein Thema?“

Antwort Peter Aregger: „Doch, natürlich. Vor zwei Jahren haben wir darüber sogar sehr intensiv gesprochen. Aber ich habe Hansi die Entscheidung überlassen. Jetzt ist das für uns durch.“

Meine aktuelle Sicht, ohne, dass ich alle Fakten kenne: Zum ersten Mal seit vielen Jahren haben Pferdebesitzer eines Topreiters öffentlich Kritik geübt, an Bundestrainer Otto Becker wegen dessen Nominierungspolitik im Vorfeld Olympischer Spiele. Noch hat Otto Becker (Stand heute 13.30 Uhr) keine Stellung genommen, jedenfalls nicht öffentlich.

Wegen der Bedeutung des Vorgangs plädiere ich für Transparenz und Offenheit. Schließlich geht es über die konkreten Vorwürfe im Umgang mit Hans-Dieter Dreher um das generelle Vertrauen, das die Reiter und ihre Pferdebesitzer in die Arbeit und die Entscheidungen des Bundestrainers und des Springausschusses haben wollen. Dieses Recht darf nicht eingeschränkt werden. Der rein sportliche Verlauf der Spiele von Versailles hat damit nichts zu tun.