Via Internet dauert es nur den Bruchteil einer Sekunde: Wie weit ist es von Omaha/Nebraska nach Miami Beach/Florida? Antwort: 2650 Kilometer! Für uns Europäer ist das schon ein ziemliches Stück des Weges – für den Weltzirkus des Springsports gar kein Problem: Das Weltcupfinale von Omaha ist Vergangenheit – am Traumstrand von Miami in Florida wehen schon die Fahnen zum Auftakt der Global Champions Tour 2023. Morgen geht’s los. Aus der gigantischen Halle von Omaha an den Sandstrand des Golfes von Mexiko. Die üblichen Verdächtigen sind natürlich dabei.
Wenn ich an die Global Champions Tour denke, dann fällt mir sofort der Wahlspruch ihres Gründers Jan Tops ein: „Meine Vision ist klar. Nur das Beste für die Besten!“ Das erinnert an den legendären Gottlieb Daimler, der sagte: “ Das Beste oder nichts!“ Also hat Tops mit Hilfe seines Hauptsponsors Longines wieder eine weltweite Tour mit heuer 17 Stationen auf die Beine gestellt. 35 Millionen Euro an Preisgeldern liegen bereit.
In Miami baut – mal wieder auf der Tour aktiv – der Italiener Uliano Vezzani, die Arena misst 40 mal 85 Meter Sandstrand. Das Meer ist nur wenige Meter entfernt. Der Große Preis, das Finale am Samstag, ist wie gehabt mit 300 000 Euro dotiert, davon 100 000 Euro für den Sieger oder die Siegerin. Mit dem Wetterbericht muss man sich leider beschäftigen – der Veranstalter meldet per Mail, dass das Wetter mies wird und man die Zeiteinteilung ändern muss. Aus der trockenen Halle von Omaha ins verregnete, womöglich stürmische Miami – das hat uns gerade noch gefehlt.
Als bodenständiger Schwabe fragt man sich zwischen gestern Omaha und heute schon Florida: Wie kommt der Treck so rasch vom einen zum anderen Ort? Nun ja, man fliegt, gerne auch im Privatjet, obwohl das, wie wir wissen, rein politisch gesehen als nicht mehr so ganz korrekt gilt. Aber der Zweck heiligt die Mittel, man könnte auch sagen, es ist die Pflicht derjenigen, die zwecks ihrer Berufsausübung einen Großteil des Tages im Sattel verbringen.
Also finden wir auf der Meldeliste beispielsweise Daniel Deusser, der die Pleite von Omaha rasch aus seinem Gedächtnis streichen möchte. Ganz anders hingegen Henrik von Eckermann, der Triumphator von Omaha – gut 200 000 Euro hat er auf das Konto seines King-Edward-Besitzers Georg Kähny geschaufelt. Es würde mich nicht wundern, wenn der 41-Jährige in Miami gerade so weitermachen würde. Der Mann hat einen Lauf, wie man so schön sagt. Keinen Lauf hingegen hatte in Omaha der US-Profi McLain Ward. Was solls? In Miami tritt er an unter dem lässigen Motto: Neues Spiel, neues Glück!
Bleiben wir bei „unseren“ Reitern: Daniel Deusser ist der einzige, der von Omaha an den Strand von Florida gereist ist. Alle anderen Weltcupfinalisten und ihre Pferde fliegen zurück in die Heimat. Ludger Beerbaum, vor Wochen in Doha blöd gestürzt, hat sich auf die Startliste schreiben lassen – ob er tatsächlich mit seinem geschraubten Oberschenkel in die USA gereist ist, vermag ich spontan nicht zu sagen. Wir werden es sehen. Christian Kukuk ist jedenfalls für Miami gemeldet, während Kollege Philipp Weishaupt noch außer Gefecht ist: Gassi gehen mit dem Hund ist halt manchmal riskanter, als zu Pferd über Oxer und Wassergräben zu springen. Wobei Wassergräben auf der Tour bekanntlich eine Seltenheit sind.
Die deutsche Expedition für Miami: Christian Ahlmanns Start in der Global Tour ist quasi ein wichtiger Teil seines Geschäftsmodels: Vergangene Saison wurde er von Jan Tops dafür geehrt, dass er der Reiter war mit den meisten Starts auf der Tour. Einzige Dame im Feld ist diesmal Katrin Eckermann, sodann Hansi Dreher aus dem Südbadischen, David Will, der Geschäftspartner des cleveren Richard Vogel, und Jens Baackmann, den vorerst nur die Insider kennen, was ich aber ändern kann.
Unser Freund Denis Lynch, der in Omaha das Finale so prächtig gewonnen hat, ist auch nach Miami geflogen. Oder sollte es tatsächlich Leute geben, die die 2650 Kilometer mit dem Auto auf dem Highway zurückgelegt haben. Wir werden es nicht erfahren. Übrigens, Scott Brash, einer der Favoriten auf das Weltcupfinale, ist auch auf die Global Tour eingeschwenkt. Ebenso der US-Profi Nicolas Dello Joio. Laura Kraut, die Legende aus den USA, sattelt auch am Strand, dazu ihr Landsmann Kent Farrington. Den beiden sollte es doch gelingen, die Schmach von Omaha vergessen zu machen.
Zugegeben, Hunter Holloway erkämpfte sich am Finaltag den dritten Platz – Kompliment! (Ehrlich gesagt, ich und manch andere hatten Hunter für einen männlichen Vornamen gehalten. Tut uns leid. Hunter ist eine Amazone, was man zum Beweis auf ihrer schmucken Homepage sehen kann.) Kurz noch der Blick nach vorn: Vom 20. bis 23. April gastiert die Tour in Mexiko, wo Ludger Beerbaum vor einem Jahr auf seiner Mila den Sieg davongetragen hat. Mitte Mai geht’s zurück nach Europa: Madrid (12. bis 14. Mai), hernach an die Cote d’Azur: St. Tropez (1. bis 3. Juni) und Cannes (8. bis 10. Juni).
Sagen wir mal so: Es wird den Reiter*innen nicht langweilig werden. Und uns auch nicht. Grüße aus Stuttgart!