Wenn mich nicht alle täuscht, dann hat unser Bundestrainer Otto Becker einen Plan: Zur Springreiter-WM im August in Herning möchte er mit einem Topquartett antreten – der Verlust des Spitzenpferdes „C-Vier“ von David Will möchte er nach Möglichkeit ausgleichen. So leicht, heißt die Parole, lassen wir uns nicht bange machen! Heute im polnischen Sopot gewann das von Otto Becker zusammengestellte Quartett den Preis der Nationen – der erste Sieg seit langer Zeit. Eine deutliche Ansage an die internationale Konkurrenz. Dass seine vier Topreiter bei der DM in Balve fehlten – für den Bundestrainer ist die Priorität so klar wie Kloßbrühe.

Welchen Stellenwert dieser Preis der Nationen heute Nachmittag in Sopot besitzt, lässt sich leicht erkennen am Tableau der Teilnehmer: Deutschland siegte klar mit nur vier Strafpunkten – nach fünf Nullrunden von Christian Kukuk auf Mumbai, Andre Thieme auf Chakaria und Janne Friederike Meyer-Zimmermann auf Messi; nur Philip Weishaupt und sein Coby haben in beiden Umläufen je einen Abwurf. Zur Stunde gibt’s noch keinen Kommentar vom Bundestrainer – so oder ähnlich dürfte er lauten: „Ich bin heute mehr als zufrieden. Wir haben die Herausforderung angenommen, fünf Nullrunden sprechen für sich. Wenn’s in Herning am Ende auch so stünde, hätte ich rein gar nichts dagegen.“

Die weitere Reihenfolge: Der erfahrene Henk Nooren führte die Franzosen auf Platz zwei, am Ende waren es für sie sieben Strafpunkte bei vier Nullrunden. Die Eidgenossen unter ihrem neuen Coach Michael Sorg, strahlende Sieger im Nationenpreis von St. Gallen, kamen in Sopot mit acht Punkten auf Platz drei mit drei Nullrunden. Im Team Alain Jufer, Niklaus Schurtenberger, Elin Ott und Edouard Schmitz. Dahinter die Iren, Polen, Schweden, Dänen und Norweger. Apropos Schweden: Henrik von Eckermann, ihr Olympiasieger von Tokio, lieferte mit Hollywood V zweimal das Streichresultat.

Kurzer Blick nach Balve. Die deutsche Meisterschaft der Springreiter*innen sah Mario Stevens mit Starissa an der Spitze, einem Pferd, das ursprünglich Starisso heißen sollte. Was es nicht alles gibt! Silber für Philipp Rüping aus dem Stall Schockemöhle auf Casallco vor Marcus Ehning auf A la Carte  und dem punktgleichen Patrick Stühlmeyer, der aber nach der gebrauchten Zeit mit Platz vier vorlieb nehmen musste. In Balve nahm man es einmal mehr mit Gleichmut, dass nicht nur das Quartett von Otto Becker in Sopot fehlte, sondern auch manch anderer Reiter, der es an diesem Wochenende anderswo leichter hatte.