Große Pause ist nicht! In dieser olympischen Saison 2024 geht es Schlag auf Schlag. Kürzlich noch beim bittersüßen Derby in Hamburg, demnächst im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich. Oder auch im „Club de Campo Villa de Madrid“. Die Globaltour hat ihre fünfte von 15 Stationen in der spanischen Hauptstadt. Die Anfänge des Pfingstturniers von Wiesbaden reichen zurück ins Jahr 1929. Tradition ist Trumpf!
Kurze Rückblende auf den vergangenen Derbysonntag. Marvin Jüngel aus Kamentz, der sensationelle Derbysieger von 2023, und seine 15-jährige Stute Balou’s Erbe schafften als zehntes Paar in der Derbygeschichte seit 1920 zweimal hintereinander zu gewinnen. Kompliment! Der Jungprofi, der mit Richard Vogel und David Will trainiert, ritt souverän – im Umlauf wie im Stechen. Von allen 32 Derbyteilnehmern lässt sich das leider nicht sagen.
Übrigens, viele haben via Internet nach einer Antwort auf die Frage gesucht: Wer ist eigentlich dieser Marvin Jüngel? Vor genau einem Jahr habe ich einen Blog unter dieser Rubrik geschrieben – prompt sausten jetzt die Klickzahlen wieder in die Höhe. Gut so.
Allerdings war und bleibe ich der Ansicht, dass sich Marvin Jüngel innerhalb des vergangenen Jahres durchaus an der nationalen deutschen Spitze etabliert hat. Also spätestens nach diesem zweiten Erfolg vom vergangenen Sonntag weiß in Deutschland (fast) jeder, wer dieser Marvin Jüngel tatsächlich ist. Ich hoffe, nebenbei bemerkt, dass Marvin nicht der „ewige Derbysieger“ bleibt, sondern sich weiter entwickelt in Richtung Spitzensport.
Historischer Schwenker: In den Fünfziger und Sechziger Jahren gab’s die unvergessene Turnierfolge Ludwigsburg-Wiesbaden-Hamburg. Die Pferde reisten im Sonderzug, die Turniere waren nicht nur sportliche Höhepunkte, sondern zugleich gesellschaftliche und auch politische Ereignisse. Man erschien im Schloss Ludwigsburg im Anzug mit Krawatte, dergleichen im Schloss von Biebrich. Oder auch im Rathaus der Hansestadt. Heute trifft man sich halt im VIP-Zelt. Die gibt’s immer und überall – nix besonderes.
Stichworte zum Pfingstturnier in Wiesbaden: 1958 gewann dort Hans Günter Winkler auf Halla den Großen Preis der Spielbank. Diesjahr liegen für den Großen Preis am Montag 105 500 Euro Preisgelder bereit. Die Kürdressur ist mit 45 000 Euro dotiert, der Spezial mit 32 000 Euro und der Grand Prix mit 12 500 Euro. Also starten vier favorisierte deutsche Reiter*innen immer wieder gerne vor dem Schloss: Werth, Klimke, Schneider und Rothenberger.
Bei den Buschreitern geht’s zu Pfingsten nur um 15 000 Euro, gleichwohl starten Klimke und Jung, Böckmann und Vogg, um nur einige zu nennen. Die erste Vielseitigkeit gab’s übrigens 1998 – der Sieger hieß damals Andrew Hoy. Vor wenigen Tagen gewann Andrew in Marbach die lange Vier-Sterne-Prüfung. Der Mann ist ein Evergreen!
Auf der Startliste für die Springen finde ich Michael Whitaker, den wir viele Jahre nicht mehr auf deutschen Turnieren gesehen haben. Die Topleute aus heimischer Sicht heißen Deusser, Vogel, Will und Jung.
Die fünfte Station der Globaltour 2024 dauert nur bis zum Sonntag. Im Club de Campo baut Santiago Varela die Parcours. (In Wiesbaden übrigens Peter Schumacher.) Die Arena misst 74 mal 127 Meter und das Geläuf ist Gras (wie auch in Wiesbaden). Im Großen Preis am Sonntag beträgt das Preisgeld 308 000 Euro. Die Teamspringen sind mit 56 800 und 105 000 Euro dotiert.
Auf der Startliste steht unter anderem Schanghai-Sieger Gilles Thomas aus Belgien, der kürzlich Schanghai gewann und dafür 198 000 Euro kassierte, gefolgt von Edwina Tops-Alexander, die 120 000 Euro bekam, und Michael Duffy, der 90 000 Euro erhielt. Seither sieht die Einzelwertung so aus: Edouardo Aznar, der Spanier, führt mit 97 Punkten, wird also in Madrid heftig umjubelt sein.
Rang zwei für Max Kühner (92), dann Julien Anquetin (81), Michael Duffy (77) und Andreas Schou (68). Bester Deutscher auf Rang zwölf ist Christian Kukuk (56). Bis dato hat noch keiner unserer Reiter das Finale im November in Riad erreicht. Punkte sammeln in Madrid wollen auch Henrik von Eckermann, die Briten Maher und Brash, die US-Profis Kent Farrington und Laura Kraut. Mit von der Partie auch Kukuk, Eckermann, Kutscher, Weishaupt und Hinners.
Es wird also nicht langweilig. Viele Grüße von der Sonneninsel Sylt!