Psychologie ist alles. Nicht zuletzt im Spitzensport. Richard Vogel zum Beispiel weiß seit einer Woche, dass er zum deutschen Trio bei Olympia in Paris gehören wird. Das beflügelt ihn. Vor einer halben Stunde (es ist jetzt 22 Uhr) hat er mit Cupano Baloubet in der Soers den Preis von Europa gewonnen. Siegprämie: 50 000 Euro. Ein weiterer Klassiker des internationalen Springsports, der fortan zur Pokalsammlung des gebürtigen Oberschwaben gehört. Chapeau!

Otto Becker, der Bundestrainer, sagte soeben im WDR-Fernsehen: „Wir haben heute Abend einen traumhaften Einlauf: Richard gewinnt vor McLain Ward, Jana Wargers, Cian O’Connor und Kendra Brinkop. Die jüngeren Reiter streben nach vorn, das gilt auch für Christian Kukuk. Wir sind für die Zukunft sehr gut aufgestellt.“

Richard Vogel bringt seinen Fuchs nach 42,44 Sekunden fehlerfrei über die Ziellinie des Stechens der zwölf fehlerfreien von 44 Pferden. 44,06 Sekunden sind seine Zeit, Prämie 50 000 Euro. Rang zwei für McLain Ward auf Callas in 44,06 Sekunden, Prämie 40 000 Euro. Jana Wargers und ihre Dorette bekommen 30 000 Euro und Rang drei in 44,07 Sekunden. Ein Wimpernschlag hinter dem Amerikaner.

Cian O’Connor und sein Maurice brauchen 44,73 Sekunden, bekommen 20 000 Euro auf Platz vier. Und Kendra Brinkop  bestätigt ihre Erfolge der letzten Monate mit In Time auf Rang fünf in 45,06 Sekunden. Prämie 14 000 Euro. Die ersten fünf ohne Abwurf. Richards Vogels Plan für die kommenden Tage: Sein United Touch soll, wenn alles gut läuft, am Sonntag im Großen Preis starten. Dotierung 1,5 Millionen Euro.

In diesen Minuten erklingt in der Soers Otto Beckers Lieblingslied: die Nationalhymne. Er sagt: „Wenn ich die höre, dann weiß ich, dass eine meiner  Reiterinnen oder einer meiner Reiter einen Sieg eingefahren haben.“ Wär‘ doch nicht schlecht, wenn alsbald vor dem Schloss von Versailles erneut Ottos Lieblingslied erklingen würde.

Morgen Abend also der Preis der Nationen. Der letzte vor Olympia. Wobei, sieht man von Christian Kukuk einmal ab, die drei anderen ihre Träume von Paris leider nicht verwirklichen können. Es geht allerdings auch bei unseren Springreitern noch um die schwierige Frage, wer am Ende den Reservereiter macht. Der Sport kann manchmal auch sehr hart sein.