Die Spannung steigt. Beim niederländischen CHIO in Rotterdam gab’s gestern am Abend eine Kür zu sehen mit zwölf Pferden. Die meiste Aufmerksamkeit erhielt, was vorherzusehen war, die zehnjährige, dänisch gezogene Rappstute Wendy de Fontaine unter Isabell Werth. Der erfolgreichsten Reiterin des modernen Turniersports glückte ein starker Auftritt mit viel Schwung nach vorne, guten Piaffen und Passagen – 82,850 Prozent. Platz zwei hinter der favorisierten Dinja van Liere auf ihrem Hermes mit 87,830 Prozent. Die Frage aller Fragen: Wie geht es mit Wendy weiter?
In der hippologischen Welt herrscht bis zur Stunde (Sonntag 11.45 Uhr) allgemeine Stille. Keine Stimmen, keine Infos, keine neuen Entscheidungen. Denn die Ausgangslage birgt ja allerhand Stoff – auch für Spekulationen und Mutmaßungen. Soll heißen: Isabell Werth versucht augenscheinlich, im Blick auf die olympischen Spiele von Paris ihre Neuerwerbung ins dreiköpfige Team zu bringen anstatt ihren Quantaz. Der wiederum ist nach wie vor für Aachen nominiert, wo es im Nationenpreis der Dressur nach der alten Regel vier Paare je Nation geben wird, dazu das bewährte Streichresultat.
Wenn ich Isabell in den letzten Tagen richtig verstanden habe, dann sieht sie ihre aktuelle Situation so: „Die Lage ist ernst aber nicht hoffnungslos!“ Das interpretiere ich so: Sie will und wird mal wieder kämpfen, um die Nominierung für Olympia zu schaffen. Ihre Kontrahentin Ingrid Klimke mit Franziskus steht dem in nichts nach. Beide sind für die Mannschaft in der Soers nominiert, beide kämpfen um den freien dritten Teamplatz hinter der bereits nominierten Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera und dem – aus meiner Sicht gerechtfertigten Zweiten – Frederic Wanders auf Bluetooth.
Jetzt geht’s also darum, ob Monica Theodorescu und der Dressurausschuss eine offizielle Änderung beschließen: Wendy, bisher „nur“ für die Vier-Sterne-Tour in der Soers gemeldet, rückt auf in das deutsche Quartett für den Preis der Nationen. Bis dato besteht dieses Team aus Katharina Hemmer, Frederic Wandres, Ingrid Klimke und Isabell Werth (mit Quantaz). Es bleibt also spannend. Wie gesagt!
Kurz zurück nach Rotterdam. Hinter Dinja van Liere und Isabell Werth belegte Emmelie Scholtens mit Indian Rock Platz drei (81,340 Prozent). Rang vier für den Dänen Daniel Bachmann Andersen mit Vayron (81,120 Prozent). Vier Pferde also über der fast schon magischen Marke von 80 Prozent. Platz fünf für die Dänin Carina Krüth auf Danciera (79,815). Carina Scholz und ihr Tarantino mussten mit dem zwölften Rang vorlieb nehmen (66,430).
Für die Siegerin lagen 10 000 Euro bereit, für Isabell Werth 8000 Euro, für Emmelie Scholtens 6000 Euro und für Daniel Bachmann 4000 Euro. Der Sieg im gestrigen Spezial mit 16 Pferden ging an Nanna Merrald auf Don Olymbro mit 75,915 Prozent, Prämie 10 000 Euro. Dahinter Patrick Kittel mit Touchdown und 75,106 Prozent, Prämie 8000 Euro. Rang drei für Becky Moody auf Jagerbomb mit 74,681, Prämie 6000 Euro. Rang vier für die Belgierin Flore de Winne auf Flynn, 73,340 Prozent, Prämie 4000 Euro.
Und auf Platz fünf der wieder ins Rampenlicht zurückgekehrte Edward Gal mit dem Totilas-Sohn Glock’s Total Us, 73,149 Prozent, Prämie 2000 Euro. Bianca Nowag-Aulenbrock und Quelito belegten Rang neun mit 71,170 Prozent, Prämie 400 Euro. Ingrid Klimkes Freudentänzer konnte nach seinem Grand Prix an vorletzter Stelle nicht mehr ins Geschehen eingreifen.