In diesen tristen Zeiten tut es gut, endlich mal wieder ein paar positive Nachrichten vermelden und kommentieren zu dürfen.
Was alle deutschen Reitsportfans seit Wochen und Monaten, seit den bittersüßen Tagen von Tokio, gehofft hatten, ist nun Wirklichkeit geworden: Monica Theodorescu und Otto Becker, unsere beiden Bundestrainer für die Dressur und das Springen, haben unterschrieben! Sie bleiben bis Olympia 2024 in Paris in ihren Ämtern. (Die Verträge mit allen Bundestrainern gelten grundsätzlich nur für die sogenannte Olympiade, also für den Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen. Die Ausnahme bildet der Fußball-Bundestrainer.)
Die Unterzeichnung, noch dazu so kurz vor Weihnachten, ist mehr als erfreulich! Unter dem etwas trockenen Begriff der Kontinuität kann die deutsche Reiterei mehr als froh sein, dass Monica Theodorescu und ihr „Vize“ Jonny Hilberath, seit 2012 in der Verantwortung, ihre hoch erfolgreiche Arbeit weiterführen wollen.
Seit 2016 haben die deutschen Dressurstars alle Mannschafstitel geholt; die Einzeltitel aufzuzählen, das erspare ich mir an dieser Stelle. Monica Theodorescu, die 1988, 1992 und 1996 bei Olympia Teamgold gewonnen hat, ist mit Abstand die erfolgreichste Nationaltrainerin der Welt. Wer sie bei ihrer Arbeit beobachtet, der kann nur staunen, wo diese zierliche Person ihre physischen Kräfte hernimmt. Chapeau! (Vielleicht ist es ja doch so, dass der Erfolg dem Menschen ungeahnte Kräfte verleiht.)
Otto Becker, der in Sydney 2000 Teamgold gewann, trägt seit 2009 die Verantwortung für unsere Springreiter. Kein leichter Job in einer Disziplin, die sich im vergangenen Jahrzehnt von Grund auf gewandelt hat: mehr Turniere, mehr Preisgeld, mehr Erfolgsdruck, mehr Konkurrenz aus aller Welt, mehr Ansprüche von Seiten der Besitzer und der Sponsoren. Immer noch mehr und immer noch mehr. Otto Becker, lange Jahre unterstützt von Heiner Engemann, trägt seine Verantwortung souverän und mit Gelassenheit – intern ist er ein Freund klarer Worte. Auch vor ihm ziehe ich meinen Hut!
Otto ist unabhängig, was gerade im Springsport unerlässlich ist für einen Nationalcoach. Blickt man aktuell nach Holland, dann sieht man mit Schrecken wie rasch und herzlos dort Rob Ehrens in die Wüste geschickt worden ist. Trotz all seiner Erfolge. So etwas, da bin ich mir ganz sicher, wäre hierzulande undenkbar. Jeder weiß, dass der moderne Springsport unserer Zeit ein reines Tagesgeschäft ist, jeder kann jeden schlagen.
Mitunter scheint das eigentliche Reiten im Parcours fast leichter, als das clevere Management der Pferde: Welches Turnier, welche Serie, welches Championat, wann die notwendige Pause, wie der Aufbau der Nachwuchspferde? Viele Fragezeichen. Nochmal: Gut zu wissen, dass Otto Becker an Bord bleibt! Sein neuer „Vize“ soll Marcus Döring werden, der Pferdewirtschaftsmeister aus dem ostwestfälischen Espelkamp, bisher bekannt aus seiner Arbeit für die Buschreiter.
Apropos Buschreiter. Die causa Peter Thomsen ist, wie jeder weiß, nicht neu. Seit Monaten steht fest, dass der Mann mit dem trockenen Holsteiner Humor die Nachfolge von Hans Melzer antritt. Marcus Döring wird weiter an seiner Seite sein im Dienst der Vielseitigkeit. Der verdienstvolle Jürgen Koschel gibt seine Dressurarbeit für die Vielseitigkeit auf, ihm folgt Anne-Kathrin Pohlmeier.
Nochmal sei’s gesagt: Diese guten, vorweihnachtlichen Nachrichten aus Warendorf machen Mut, gerade in diesen Zeiten, da die Corona-Pandemie noch längst nicht besiegt ist. So bleibt auch in unserem Sport mit den Pferden mancherlei Unwägbarkeit. Man muss, wie es so schön heißt, „auf Sicht fahren“. Das klingt wie jeder weiß, leichter als es ist. 2022 geht’s um die Weltmeisterschafen in Dressur und Springen im dänischen Herning sowie um die WM der Buschreiter in Pratoni bei Rom. Mein simples Motto dazu: Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg!