Die Deutsche Meisterschaft auf dem Dressurviereck ist das eine, der Kampf um die drei Startplätze bei Olympia in Paris ist das andere. Selten war der Wettbewerb um beide Ziele so spannend und so hochklassig wie in diesem Frühsommer. Jessica von Bredow-Werndl, die Olympiasiegerin von Tokio und die Europameisterin von Riesenbeck, hat soeben in Balve auf ihrer 17-jährigen Trakehnerin Dalera ihren sechsten DM-Titel geholt: 81,079 Prozentpunkte. 5000 Euro Siegprämie. Chapeau!
Frederic Wandres, Deutschlands führender Berufsreiter aus dem Stall von Uli Kasselmann brachte in diesem Grand Prix Spezial seinen 14-jährigen Bluetooth auf den Silberrang mit 79,431 Prozentpunkten. Prämie 4000 Euro. Glückwunsch! Ingrid Klimke zeigte ihren jetzt 16-jährigen Hengst Franziskus überraschend stark verbessert, bekam nach einer mutig gerittenen Runde 78,510 Prozent und die Bronzemedaille. Prämie 3000 Euro. Kompliment!
Rang vier gab die fünfköpfige Jury an Frederic Wandres mit dem 17-jährigen Duke of Britain: 76,961 Prozent. Prämie 2000 Euro. Isabell Werth und ihr 14-jähriger Quantaz zeigten sich erwartungsgemäß verbessert gegenüber dem Grand Prix vom Donnerstag, als beide nach Patzern in den Galoppwechseln nur Rang acht belegen konnten. Heute Rang fünf mit 75,275 Prozent. Prämie 1400 Euro. (Isabell hat bei den nationalen Titelkämpfen 17mal Gold gewonnen, 16mal Silber und sechsmal Bronze – das alles mit 13 verschiedenen Pferden. So hat es die geschätzte Kollegin Kim Kreling ausgerechnet.)
Erfreulich aus der Sicht des Veranstalters sowie der vielen Zuschauer rund ums Viereck: Insgesamt 20 Damen und Herren bewarben sich um die Meisterschärpen. Das Niveau auf internationalem Level. Auch die Richterei stringent, ohne Ausreißer nach oben oder unten. Der Wettkampf, dotiert mit 20 000 Euro, wird in den kommenden Tagen und Wochen bis zur letzten Olympiasichtung in Aachen ganz gewiss für Gesprächsstoff sorgen.
Wie gesagt, bei Olympia vor dem Schloss von Versailles dürfen pro Nation lediglich drei Paare antreten, dazu muss ein Reservepaar nominiert werden. Stand heute sehe ich folgendes Trio: Dalera unter Jessica von Bredow-Werndl, Bluetooth unter Frederic Wandres und Franziskus unter Ingrid Klimke. Isabell Werth muss sich mit Quantaz darauf einstellen, dass der Dressurausschuss ihr „nur“ den Reserverang einräumt. Wie man sie kennt, wird sie in Aachen alles versuchen, um in letzter Sekunde ins Team zu kommen.
Morgen schließen die Deutschen Meisterschaften im Sauerland mit der Kür. Ob Dalera unter Jessica von Bredow-Werndl dabei antritt – jetzt ist es amtlich!