Wirklich schade. Mal wieder Riesenpech in St. Gallen. Der schwere Dauerregen, den wir auch hierzulande erleben, zwingt die Organisatoren des Schweizer CSIO-Turniers zur endgültigen Absage des heute geplanten Nationenpreises im Rahmen der neu formierten „Longines League of Nations“. Einen Ersatztermin gibt es für diese dritte Runde nach Abu Dhabi und Ocala/USA nicht. Nächste Station ist Rotterdam am 21. Juni.
Meine Erinnerungen gehen heute, an diesem völlig verregneten Freitag, zurück in die achtziger Jahre. Damals, genau gesagt 1987, war das St. Galler Gründenmoos der Austragungsort für eine Europameisterschaft. Aber leider spielte das Wetter einmal mehr nicht mit – es regnete quasi ohne Ende. Und weil das Reitstadion einer riesengroßen grünen Schale gleicht, in die das Wasser von den umliegenden Hängen hineinfließen kann, wurde das Grasgeläuf immer tiefer und tiefer.
Um den Dingen Herr zu werden, boten die Eidgenossen Gebläse auf und riesige Planen, unter die man warme Luft leitete. Aber alles half nichts. Während man bei den Organisatoren am Turniersamstag die Hoffnung hegte, am Sonntag die EM austragen zu können, handelte der damalige Bundestrainer Herbert Meyer: Nach Absprache mit den Reitern und dem DOKR ließ er die Pferde aufladen – die Deutschen reisten ab. Das haben ihnen die Schweizer lange Jahre sehr übel genommen.
Wichtig zu wissen: Paul Schockemöhle blieb, sattelte seinen Deister. Der holte sich einen Sehnenschaden, der zum Ende seiner Karriere führte. 1981, 1983 und 1985 hatte Paul den EM-Titel geholt. Eine Serie, die bis heute unerreicht ist. Leslie McNaught ritt einen Fuchs namens Dönhoff, der ebenfalls einen Sehnenschaden erlitt und nicht mehr im großen Sport gehen konnte.
Und heute: Die Etappe St. Gallen wird ersatzlos gestrichen. Es gibt keine Punkte und keine Wertung. Die neue Liga der Nationenpreise geht wie geplant in drei Wochen in Rotterdam weiter. Fürs Finale in Barcelona zählen also nur die Punkte aus Ocala, Abu Dhabi und Rotterdam.
Aus St. Gallen heißt es, man habe alles versucht, das Geläuf aber nicht für einen schweren Nationenpreis herrichten können. Unter den gegebenen Umständen, so Todd Hinde, der FEI-Direktor für den Springsport, sei die Absage die richtige Entscheidung.
Morgen am Nachmittag soll in St. Gallen ein Springen um den Preis der MS Direkt Group stattfinden und am Sonntag der Große Preis. Die Turnierpräsidentin Nadia Stössel dazu, zitiert von den Kollegen der Schweizer Pferdewoche: „Die Sicherheit von Pferden und Reitern geht vor. Alles weitere schauen wir nun von Tag zu Tag.“ Auch alle kleineren Prüfungen im Rahmenprogramm des CSIO wurden gestrichen.