Zwischen 1996 und 2018 hat Isabell die Weltcupkür in Stuttgart neunmal gewonnen mit sechs verschiedenen Pferden. Beim klassischen German Master schaffte sie zwischen 1996 und 2019 sogar 15 Siege mit ebenfalls sechs Pferden. An diesem Wochenende schickt sie sich an, ihre eigenen, vermutlich ewigen Rekorde noch weiter zu verbessern.

Klassische Reitkunst zur Mittagsstunde – das kann sich nicht jeder leisten: Schon gar nicht in der schwäbischen Metropole. Leider sind die Ränge im weiten Rund der Hanns-Martin-Schleyer-Halle nur recht spärlich besetzt, als es um 10 Uhr losgeht: Jessica von Bredow-Werndl macht mit Ferdinand den Anfang. 72,565 Punkte gibt ihr die Jury für eine ordentliche Runde auf ihrem 13-jährigen Hannoveraner. Der geht nicht fehlerfrei, was keinen Beinbruch bedeutet. Schade, dass sie ihre Dalera nicht mit zum 36. German Master am Neckar mitgebracht hat. Nun denn, am Ende ist’s Platz sieben.

Isabell Werth präsentiert ihren jetzt zwölfjährigen Quantaz mit der ganzen Routine, die ihr eigen ist: ein mutiger starker Galopp nach vorne, ein schwungvoller starker Trab. Die Piaffen nicht immer im fleißigen Takt. Alles in allem zurecht 77,217 Prozent – der verdiente Sieg und die Favoritenrolle für die Weltcupkür morgen am späten Nachmittag. Mit Emilio steigt sie morgen früh in die klassische Tour ein. Der hat diesen Titel bereits viermal gewonnen zwischen 2015 und 2019, als das letzte Masterturnier stattfand vor der blöden Pandemie.

Heute im Grand Prix zur Kürtour stellt Ingrid Klimke ihren Franziskus vor, kommt mit verdienten 74,391 Punkten auf Rang zwei. Sie möchte im Weltcup punkten, ihren Platz im Nationalteam verteidigen und unter Beweis stellen, dass Monica Theodorescu sie zurecht für die WM in Herning nominiert hatte. Ingrids Ziel ist klar und einfach: Olympia in Paris. Bis dahin bleiben nurmehr eineinhalb Jahre – die vergehen gewiss viel schneller als man denkt.

Gleiches gilt auch für Fredric Wandres, der mit seinem Duke of Britain im WM-Bronze-Team stand. Hier in Stuttgart reitet er Bluetooth, präsentiert den zwölfjährigen Oldenburger konzentriert – 74,109 und Platz drei. Dorothee Schneider reitet ihren Faustus, der mit exakt 73 Prozent auf Platz fünf einkommt: Phasenweise hat sie Mühe, das Pferd auf rhythmischem Kurs zu halten, die Piaffen, die sie ihm abverlangt, behagen ihm nicht so recht. Gleichwohl besticht Dorothee Schneider immer wieder durch Geschick und enormem Fleiß in ihrer Ausbildungsarbeit.

Wer in der Schleyerhalle antritt, ob Kürtour oder Mastertour, der weiß, dass er in die Höhle des Löwen reist. Die deutschen Gastgeber dominieren. Nichts desto Trotz – nach der Zwangspause wegen der Pandemie sind vier Damen aus den Niederlanden gekommen: Kompliment! Zwei davon, die WM-Dritte Dinja van Liere, sowie ihre Team-Kameradin Emmelie Scholtens, die in Herning Team-Fünfte wurden, sind angereist, dazu Marieke van der Putten und Kirsten Brouwer. Erfreulich. Dinja reitet Hartsuijker auf Rang sechs, Emmelie wird Neunte mit Indian Rock, eins raus aus der Platzierung.

Morgen von 17 Uhr an wird die Arena wohl zum ersten Male in diesem Jahr ausverkauft sein. Die Wagenlenker und die Kürreiter locken die Massen. Dem Turnier kann’s nur gut tun. Der Veranstalter hat sich 50 000 Besucher zum Ziel gesetzt – noch sieht’s nicht danach aus, als würde dieser Wunsch in Erfüllung gehen. Aller Anfang ist bekanntlich schwer, auch aller Neuanfang ist kein Selbstläufer.

Mehr Info unter www.stuttgart-german-masters.de