Jan Tops, der Erfinder und der Boss der Longines Global Champions Tour, bringt es kurz und knapp auf den Punkt: „Meine Vision klar: Für die Besten nur das Beste!“ Das erinnert mich als Schwaben an „unseren“ Gottlieb Daimler, dessen persönliches Postulat schlicht und einfach so lautete: „Das Beste oder nichts!“

Das Finale der Global-Champions-Toursaison 2021 in der Prager O2-Arena war aus meiner subjektiven Sicht geprägt von zweierlei: der Trauer und der Erinnerung um den am 27. März dieses Jahres in Alaska tödlich verunglückten Milliardär Petr Kellner, den reichsten Unternehmer Tschechiens, der über Jahre diesem spektakulären Finale in Prag seinen persönlichen Stempel aufgedrückt hat. Seine Tochter Anna Kellnerova sagte dieser Tage vor den Medien: „Es war ein hartes Jahr für mich, ich habe meinen Vater verloren.“

Kein Zweifel, ohne Petr Kellner gäbe es dieses Finale in der tschechischen Hauptstadt nicht. Der Spanier Sergio Alvarez Moya sagte es so: „Was man hier kreiert hat, das ist sehr speziell. Was man den Reitern und dem Publikum gibt, das sieht man nicht in vielen anderen Sportarten!

Diese Einschätzung stimmt. Das Spektakel, selbst wenn man es nur aus der Ferne am Bildschirm verfolgt, fällt aus dem Rahmen. Es erinnert durchaus an einen Zirkus in seiner modernen, seiner heutigen Form. Alle Aktiven, ihre Besitzer und ihr Umfeld sind voll des Lobes, kein Wunder: 7,31 Millionen Euro gibt es als Preisgeld zu gewinnen – der ganz große Zahltag also, das am höchsten dotierte Springturnier der Welt.

Dabei bietet man den Aktiven einige Besonderheiten, die staunen lassen. Etwa dies: Im Viertelfinale zum GCL Supercup, dem Viertelfinale gegen die Uhr, dürfen zwölf Dreier-Teams starten, Dotierung 900 000 Euro. Auf dem Ergebniszettel zeigt sich das Verblüffende: Alle zwölf Teams bekommen jeweils 75 000 Euro Preisgeld. In der nächsten Runde, dem Halbfinale, geht’s um 1,44 Millionen Dotierung. Jedes Team bekommt am Ende 120 000 Euro Preisprämie.

Offenkundig spielt der Leistungsgedanke, also das, was den modernen Sport prägt, bei diesen beiden Wettkämpfen keine Rolle. Es handelt sich um ein offenes Antrittsgeld – nicht mehr und nicht weniger. Ob das sinnvoll ist, darüber kann man geteilter Meinung sein.

Als es am Abend des 20. November um den Super-Grand-Prix der diesjährigen Tour geht, dotiert mit 1,25 Millionen Euro, steht der Leistungsgedanke wieder im Vordergrund. Diesmal gibt es über zwei schwere Runden, gebaut vom versierten Italiener Uliano Vezzani, keine pekuniären Geschenke. Henrik von Eckermann beendet im Sattel von King Edward seine olympische Saison mit einem weiteren Triumpf: Er siegt, fehlerfrei über zwei Runden, freut sich über die Siegprämie von exakt 300 892,91 Euro und sagt:

„Es ist großartig, zurück zu sein in dieser Atmosphäre. Für mich ist es ein spezieller Augenblick vor diesem Publikum. Es ist ein phantastisches Gefühl, wenn es so gut klappt wie heute.“

Wer es vergessen haben sollte: Henrik von Eckermann und sein King Edward haben in Tokio Teamgold gewonnen für Schweden. Chapeau! Seine Teamkollegen Peder Fredricson und Malin Baryard-Johnsson agierten glücklos in diesem Finale. Daniel Deusser, einziger deutscher Reiter in diesem Millionen-Finale, wurde Sechster auf seiner Aachen-Siegerin Killer Queen, erhielt dafür 50 892,86 Euro.

Der Höhepunkt des Goldenen Wochenendes in der Goldenen Stadt Prag ist das mit 3,51 Millionen Euro dotierte Finale der Global League 2021. Nach den zwei Vorrunden haben sich die besten sechs Dreier-Teams qualifiziert, es geht über zwei Runden. Das Ganze mutet an wie ein Preis der Nationen, wenngleich es vor allem gemischte Mannschaften sind – mit einer Ausnahme: die „Berlin Eagles“ mit Christian Kukuk, Philipp Weishaupt und ihrem Chef Ludger Beerbaum bilden eine rein deutsche Equipe.

Das Trio aus Riesenbeck stand am Ende auf Rang drei, kassierte stattliche 600 000 Euro Preisgeld. Bester Reiter im Team war übrigens der Chef höchstpersönlich mit nur fünf Punkten – dabei brach sich der Meister einen Finger bei einer, wie es auf Englisch heißt, „uncomfortable landing over the plank“. Das hinderte ihn freilich nicht daran, am Ende höchstes Lob zu spenden: „Dies hier ist eine der modernsten Arenen, die wir in Europa haben, wenn nicht auf der Welt. Die Show und der Sport sind sehr, sehr speziell, es macht Spaß, hierher nach Prag zu kommen.“

Zurück zum Sport. In der ersten Runde dieses Finalspringens hagelte es Zeitfehler. Nur Peder Fredricson, die Nummer eins der Weltrangliste, schaffte auf Catch me not eine Nullrunde. Im zweiten Umlauf war der Zeitdruck weg – kein einziger Zeitfehler war zu notieren. An der Spitze änderte sich nichts: Die belgischen Brüder Oliver und Nicola Philippaerts, dazu ihre US-Kollegin Emily Moffitt, gestartet unter dem Namen „London Knights“, zeigten drei Nullrunden, kassierten die Supergage von 1,2 Millionen Euro.

Was für ein Sonntag! 900 000 Euro für Rang zwei gingen an die „Paris Panthers“, also an Harrie Smolders, Darragh Kenny und Gregory Wathelet. Dahinter, wie erwähnt, unser deutsches Trio aus Riesenbeck. Bliebe noch zu erwähnen, dass Marcus Ehning im Team der „Valkenswaard United“ mit Edwina Tops-Alexander und Peder Fredricson Platz fünf belegte, wofür es immerhin noch 250 000 Euro Preisgeld gab.

Eine Neuigkeit machte in Prag rasch die Runde: Rob Ehrens, seit 16 Jahren der Bondscoach der niederländischen Equipe, beendet am 31. Dezember sein Amt, allerdings nicht freiwillig – die niederländische FN wollte den Vertrag mit dem 64-Jährigen offenbar nicht verlängern. Rob Ehrens macht kein Hehl aus seiner tiefen Enttäuschung. Einmal ehr, so scheint es, gilt die alte Lebensweisheit: Undank ist der Welt Lohn!

Dem Tourboss Jan Tops bleibt das letzte Wort am Ende dieser spektakulären Finaltage, das alle gerne von ihm hörten: „Ich bin sehr zuversichtlich für das nächste Jahr und die kommenden Jahre. Wir werden definitiv auch das Finale 2022 hier in Prag ausrichten.“