Marc Houtzager, 52 Jahre alt, zählt seit langen Jahren zu den Stützen der niederländischen Springreiterei. Am Pfingstmontag hatte dieser sympathische Verlaßreiter mal wieder einen starken Tag: Sieg im Großen Preis von Wiesbaden, dotiert mit 100 000 Euro. Im Stechen war der Profi, dessen schönster Erfolg das Teamsilber 2012 bei den Spielen in London war, auf seinem 15-jährigen Dante einen Galoppsprung schneller über die Ziellinie als unser Hansi Dreher aus Südbaden auf seinem Hengst Cous Cous. 38,97 zu 39,01 Sekunden! Marc bekam 25 000 Euro, Hansi 20 000 Euro. Sauknapp sagt da der Schwabe in mir!

Wer mich kennt, der weiß, dass ich bei Gelegenheiten wie dieser besonders gerne in die Annalen schaue. Und was finde ich da? Den allerersten niederländischen Sieg im Preis der Spielbank Wiesbaden schaffte der unvergessene Anton Ebben auf seinem legendären Kairouan – vom Pferdepfleger zum Spitzenreiter hatte er sich emporgeritten! 1974 siegte der heute unbekannte Arno Neesen auf Jumping Amsterdam – das Pferd war berühmter als sein Reiter. 1978 gewann Henk Nooren auf Pluco; Henk führt seit Jahren die französische Equipe mit großem Erfolg.

1985 trug sich Rob Ehrens auf Oscar Dum in die Siegerliste ein; Rob führte später, ebenfalls mit großem Erfolg, die Equipe der Niederlande – musste aber vor wenigen Jahren unter wenig fairen Umständen sein Amt räumen. 1994 war es Piet Rajimakers auf Amadeus Z, der die Farben der Niederlande ganz nach vorne trug.  Wenn ich an Piet denke, fällt mir sofort Ratina Z ein, mit der er 1992 in Barcelona Einzelsilber gewann – kurz drauf ging die Stute zu Ludger Beerbaum. 1999 siegte unser Freund Emilie Hendrix auf Finesse, damals auch an der Spitze der niederländischen Springreiterei, längst einer der angesehenen internationalen Pferdehändler. 2001 siegte am traditionsreichen Pfingstmontag Emilie Tacken auf Miss Montana – beider Namen, ich gebe es offen zu, sagen mir so gut wie nichts. (Man kann ja schließlich nicht jeden kennen.)

Es war also mal wieder Zeit für einen Erfolg der Holländer – Hansi Dreher rettete quasi die deutsche Ehre, nachdem der Argentinier Jose Larocca auf Finn Lente, einem niederländischen Wallach, das zweitwichtigste Springen dieses Wiesbadener Wochenendes gewonnen hatte. Siegprämie 13 150 Euro. Dahinter der Spanier Manuel Saro auf Jarlin de Torres. Platzgeld 10 520 Euro.

Alle Jahre wieder strömen Tausende in den Schlosspark zu Biebrich, wenn es um den Geländeritt bei der Vielseitigkeit geht. Wobei der Begriff Geländeritt nicht ganz zutreffend ist: Es geht um einem schmalen Kurs durch diesen historischen Stadtpark. Julia Krajewski nannte diesen Kurs „Schleuderwaschgang – enger Kurs, dicht an den Zuschauern vorbei“ und lachte dazu. Michael Jung indessen kennt diese besondere Strecke im Schlaf – sein sechster Sieg, diesmal auf FischerChipmunk, war nie gefährdet, brachte 3700 Euro, glückte mit guten 23,7 Strafpunkten. Julia Krajewski steuerte ihr Nachwuchspferd Nickel zum ersten Mal über den Kurs, belegte mit 29,4 Punkten Platz zwei, bekam dafür 3200 Euro. Rang drei für Calvin Böckmann auf Altair, 2600 Euro Prämie.

Kurz noch zur immer wieder bestens besuchten Dressur vor dem Schloss. Isabell Werth gewann mit Emilio die Kür mit guten 81,180 Prozent vor Evelyn Eger auf Westminster mit 79,150 Prozent und Dorothee Schneider auf Sister Act (77,650). Siegprämie 8 527,28 Euro, für Platz zwei gab’s 5 227,28 Euro. Diese Kür am Abend gibt es seit 1990. Isabell siegte erstmals 1995 auf Gigolo, danach 1998 auf Amaretto und 1999 auf Aleppo, danach 2003 auf Satchmo, 2006 auf Warum nicht, 2007 auf Satchmo, 2008 auf Warum nicht. 2013 folgte der Sieg auf Der Stern OLD, 2015 der auf El Santo. 2017 siegte sie auf Don Johnson und 2019 auf Quantaz. Eine solche Erfolgsserie wird’s wohl nie wieder geben. Da biete ich jede Wette an.

Bliebe noch nachzutragen, dass Dorothee Schneider ihren Showtime im Grand Prix Spezial an die Spitze ritt mit 76,826 Prozent, wofür sie 2400 Euro Siegprämie erhielt. Das war ihr aber überhaupt nicht wichtig. Vielmehr ging’s ihr darum, den mittlerweile 17 Jahre alten Hannoveraner vorzustellen, fit und gesund. Ihre klare Ansage: „Ich habe die EM im September in Riesenbeck gar nicht auf dem Plan.“ Anders gesagt: Die ganz große Karriere dieses spektakulären Pferdes ist vorüber, seine Reiterin wird ihn weiter präsentieren, wenn sie es für richtig und gut vertretbar hält. Da sieh‘ ich meinen gut!