Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Die Karawane der Pferdetransporter rollt vom „Jumping Amsterdam“ zum „Jumping Bordeaux“ – also von der zwölften zur dreizehnten Etappe des Weltcups der Springreiter 2022/23. Es ist die vorletzte Station auf dem Weg ins Finale im April in Omaha/Nebraska. Die führenden elf Aktiven der Punkteliste dürften ihre Tickets sicher haben, sie liegen über der „magischen Marke“ von vierzig Zählern.

In Bordeaux ist allerdings alles ein wenig anders als anderswo. Das dortige Hallenturnier, 1973 unter der Ägide des Springreiters und Pferdezüchters Emeric Couperie gegründet, begann damals als kleines nationales Turnier im Freiland, aber schon 1974 ging man ehrgeizig auf internationales Niveau in der Halle. 1976 verabredete Emeric Couperie mit dem Schweizer Weltcuperfinder und späteren Weltcupdirektor Max Amman das jährliche Turnier in Bordeaux in den Weltcup zu integrieren.

1985 starb Emeric Couperie, der Marquis du Vivier wurde sein Nachfolger – der Politiker Jacques Chaban-Delmas forderte ihn auf, dieses internationale Event 1991 in das „Velodrome de Bordeaux“ zu verlegen, also in eine offene Radrennbahn. Das Turnier wurde ein Fiasko, sportlich wie wirtschaftlich. 1994 und 1995 gab’s deshalb keines mehr. 1996 startete man neu, zog um auf das Messegelände und in die Halle. Mittlerweile ist Bordeaux seit langen Jahren fester Termin auf der Weltcuptour. Allerdings konnte es 2021 und 2022 wegen der Pandemie nicht ausgerichtet werden.

Von morgen an wird in Bordeaux wieder auf Weltcupniveau geritten – es ist die 42. Auflage dieses Turniers: das 42. Weltcupspringen findet allerdings nicht wie üblich am Sonntag statt, sondern bereits am Samstag. Dotierung 215 000 Euro. Das kann sich sehr gut sehen lassen, wenn man dazuhin noch weiß, dass der Große Preis am Sonntag mit 110 000 Euro ausgestattet ist. Dressur gibt’s nicht im Hochland des französischen Weinanbaus, dafür aber einen mit 15 000 Euro dotierten Hallen-Geländeritt. Stargast ist übrigens der Stuttgart-Sieger Michael Jung. Starke Franzosen wie etwa Maxim Livio, Karim Laghouag und Stephane Landois wollen ihm den Sieg so schwer wie möglich machen.

Auf der Meldeliste für Bodeaux finden wir den Punktbesten Julien Epaillard, ebenso Henrik von Eckermann und Daniel Deusser, Kevin Staut und Geritt Nieberg, Harry Charles und Victoria Gulliksen, Marcus Ehning und Jur Vrieling: Nur Janne Friederike Meyer-Zimmermann fehlt unter den führenden zehn Aktiven. Wie gesagt: die punktbesten 18 dürfen zum Finale in die USA. Aktuell vor Bordeaux liegt Emanuele Gaudiano mit 35 Punkten auf Platz 18. Hansi Dreher folgt mit 34 Punkten auf Platz 19. Knapper geht’s nicht.

Am Samstagabend wissen wir, wie sich die Ausgangslage darstellt vor der 14. und damit letzten Qualifikation in Göteborg (23. bis 26. Februar). Kurzer Blick auf die Siegerliste: Zuletzt war 2020 Steve Guerdat mit seinem Victorio der Frotards siegreich, davor 2019 war es Daniel Deusser auf Tobago. 2018 und 2017 siegten Pieter Devos und Julien Epaillard. Blenden wir spontan zurück zu den Anfängen in Bordeaux: 1978 war der Belgier Christian Huysegoms auf Katapult siegreich im Weltcupspringen, 1979 und 1980 folgten David Broome und Herve Godignon, 1981 und 1982 Gerd Wiltfang und Gerry Mullins. Insgesamt finden wir neun deutsche Gewinner, darunter dreimal Franke Sloothaak zwischen 1988 und 1999. Zwölfmal siegten die Reiter der gastgebenden Franzosen. Für Spannung ist einmal mehr gesorgt.