Die Müllers sorgen mal wieder für Schlagzeilen: Ihr Hengst D’Avie hat sich beim Decken verletzt. Das ist eine ärgerliche Panne! Simone Blum, die Weltmeisterin von 2018, fürchtet, dass die Sportkarriere ihrer Stute Alice leider beendet ist. Das ist großes Pech! Maurice Tebbel musste „seinen“ Tophengst Don Diarado an Harm Lahde abgeben. Das ist mehr als Pech! Hinter all dem erkennen wir die uralte hippologische Weisheit: Wo Pferde sind, bringt jeder Tag neue Überraschungen.

Kaum hatten Lisa und Thomas Müller das Malheur ihres zehnjährigen Tophengstes D’Avie via Instagram bekannt gemacht, traten auch schon die Tierschützer von PETA auf den Plan. Ihr Hengst, so hatten die Müllers gemeldet, sei „bei einem ersten Testversuch zur Vorbereitung auf die Decksaison in der Deckhalle unglücklich ausgerutscht und dramatisch auf die Seite gestürzt“. Nun habe er „eine Verletzung im Hufbereich, die eine längere Pause für ein vollständiges Ausheilen in den kommenden Wochen und Monaten notwendig macht“. Zugleich hat das Ehepaar Müller den Preis für das tiefgefrorene Sperma des Hengstes auf 200 Euro reduziert; weitere 200 Euro sind zu bezahlen, wenn die gedeckte Stute am 1. Oktober 2022 von D’Avie auch trächtig ist.

Für Jana Hoger von PETA, die sich selbst eine „Fachreferentin“ nennt, liegt der Fall ganz einfach und klar: „Es ist grausam, dass sogenannte Pferdeliebhaber die Tiere in Ihrer Obhut zum unnatürlichen Geschlechtsakt zwingen, um möglichst viel Profit aus ihnen zu schlagen.“ Die Verletzungen, die sich der Hengst unter der Aufsicht von Lisa und Thomas Müller zugezogen habe, seien „vermeidbar und unnötig“ gewesen. Das Problem bei den raschen Interventionen von PETA zeigt sich einmal mehr: Die solide und seriöse Sachkunde fehlt völlig – es geht um Kampagne, um Klassenkampf, und es geht darum, stets neue Mitglieder zu werben und Spenden, Spenden, Spenden.

Wer sich in der Pferdezucht auskennt, der weis: Es kommt immer wieder mal vor, dass Hengste beim Deckakt derart in Ekstase geraten, dass sie ausrutschen, hinfallen und sich verletzen. Ich erinnere mich, dass das beispielsweise dem legendären Totilas mehrmals passiert ist. Solche Unfälle haben rein gar nichts damit zu tun, ob es sich beim Deckakt um einen Natursprung handelt oder um einen Sprung auf das sogenannte Phantom.

Umgekehrt wird ein Schuh draus: Gerade durch den Sprung aufs Phantom hat man die früher doch erhebliche Zahl von Deckunfällen beim Natursprung deutlich reduziert. Dass der Deckakt mittels Phantom auch einen wirtschaftlichen Aspekt hat, wird von niemandem in der Pferdezucht geleugnet. Bis jetzt jedenfalls haben die prozessfreudigen Leute von PETA das Ehepaar Müller noch nicht angezeigt – etwa wegen Tierquälerei. Ihre schneidig formulierte Pressemitteilung wird ihnen in diesem Fall wohl reichen.

Von Pleite, Pech und Panne spricht dieser Tage auch Simone Blum, die amtierende Weltmeisterin der Springreiter. Im kommenden August, vier Jahre nach ihrem Triumph von Tryon, sollte sie ihren WM-Titel eigentlich im dänischen Herning verteidigen. Doch daraus wird endgültig nichts. Das ist wirklich schade, sehr schade: „Alice geht es gut, und sie ist im Training. Aber zum jetzigen Zeitpunkt können wir es leider nicht abschätzen, ob sie noch einmal Turniere gehen wird oder nicht.“ So schreibt Simone Blum auf Instagram. Und sie schreibt: „Die Hoffnung stirbt zuletzt!“ Genaue Angaben über die Probleme ihres Toppferdes macht Simone Blum nach wie vor nicht; man weiß, dass die Fuchsstute wohl bei einem Sturz einen Hexenschuss erlitten hat, zuvor gab’s einen nicht näher beschriebenen Bluterguss an einem Bein. Zwischenzeitlich hat Simone Blum zwei ihrer besten Nachwuchspferde nach Belgien verkauft: den Schimmel Cool Hill und die Stute Cecile.

Dritter und letzter Fall von Pech: Maurice Tebbel hat ausgerechnet zu Weihnachten seinen Hengst Don Diarado in das Elmgestüt „Drei Eichen“ der Familie Müter unweit von Braunschweig zurückbringen müssen. Künftig reitet Harm Lahde den kapitalen Hengst – Lahde und die enorm erfolgreiche Finja Bormann führen den Springstall der Familie Müter. Nach außen hin ging der Reiterwechsel in bestem Einvernehmen über die Bühne – nach seiner Sportkarriere soll Don Diarado wieder in den Hengststall von Rene Tebbel in Emsbüren zurückkehren. Wir werden sehen. Die Karriere von Maurice Tebbel nimmt unterdessen eine überraschende Wende: Seit dem 1. Februar reitet er für Jan Tops im niederländischen Valkenswaard – er wird, wenn ich es richtig verstanden habe, so lange für Jan Tops in den Sattel steigen, bis seine eigene neue Reitanlage bezugsfertig ist.

Einstweilen blicken wir weiter von Tag zu Tag. Aktuelle Frage: Bleibt’s beim Weltcupfinale in Leipzig im April? Gestern ist die legendäre Leipziger Buchmesse abgesagt worden. Zumindest mal kein gutes Omen.