In der kommenden Nacht um halbzwei unserer Sommerzeit erreicht das Fünf-Sterne-Turnier von Wellington in Florida mit dem 550 000-Euro-Grand Prix, gesponsert von Rolex, seinen sportlichen Höhepunkt. Derweil sind in Omaha, der Hauptstadt von Nebraska, die Spring- und Dressurpferde für das Weltcupfinal in der nächsten Woche eingetroffen – die Quarantäne läuft. Mal wieder spielt die flotte Musik rund um den Topsport mit den Pferden im Land der (fast) unbegrenzten Möglichkeiten.

Schauen wir zunächst nach Wellington, wo man im Equitation Center seit 13 Wochen nichts anderes tut als reiten, reiten und nochmals reiten. Halt falsch: Man handelt, handelt und handelt! Rund eintausend Pferde, so heißt es, wurden in Wellington „aufgetrieben“ – das alte deutsche Verb, wenn man die Pferde zum Markt bringt. Wie viele von ihnen den oder die Besitzer gewechselt haben und schon gar zu welchem Preis – Diskretion ist Ehrensache, wenn’s um den Handel mit den Pferden geht, sei’s per Handschlag wie nach alter Väter Sitte, oder mit „TÜV“ und Vertrag.

Heute Nacht also unserer Zeit gibt’s den Rolex-Grand-Prix, der allerdings nicht zum Grand-Slam gehört. 41 Reiter*innen auf der Startliste, darunter mein Favorit: McLain Ward (47), aktueller Topstar der Amerikaner, der seine 17-jährige Erfolgsstute Azur satteln wird, mit der er vor wenigen Wochen in Herzogenbosch den Rolex-Grand-Prix der Grand-Slam-Tour gewonnenen und alles in allem 830 000 Euro kassiert hat. Mit im Feld aus unserer Sicht: Richard Vogel mit Cepano Baloubet, Europameister Andre Thieme mit seiner Chakaria und Daniel Deusser mit Killer Queen.

Die Arena in Wellington misst übrigens 133 mal 93 Meter – da lässt es sich flott galoppieren. Jessica Springsteen startet, ebenso Kent Farrington, von dem man lange nichts mehr gehört hat. Laura Kraut ist natürlich auch dabei, dazu Adrienne Sternlicht aus dem WM-Team von Tryon 2018. Aber auch der Eidgenosse Beat Mändli, der in den USA lebt und arbeitet.

Wer die rund 170 000 Euro Siegprämie einstreicht, das werden wir uns morgen genauer anschauen. Nun wichtig zu wissen: McLain Ward, Daniel Deusser und auch Richard Vogel reisen am Montag weiter zum Weltcupfinale nach Omaha, wo die US-Profis mit neun Leuten die größte Gruppe stellen. Ward hat übrigens die 15-jährige Holsteiner Stute Callas von Casall, Mutter von Coriano, gemeldet. In seiner aktuellen Form würde ich, falls das Wetten offiziell ginge, auch fürs Weltcupfinale auf McLain Ward setzen. Zumindest führt der Weg zum Sieg nur über ihn.

Aus meiner bescheidenen Sicht wird dieses Weltcupfinale 2023 einmal mehr zu einem Erdteilkampf „USA gegen Europa“. Dabei sind die Gäste aus Europa wirklich stark aufgestellt: Titelverteidiger Fuchs  sowie seine Landsleute Schwizer und Schmitz, die Franzosen Staut und Epaillard, die Briten Scott und Charles, Weltmeister von Eckermann aus Schweden, Smolders und Vrieling aus den Niederlanden sowie die Deutschen Deusser, Ehning, Meyer-Zimmermann, Nieberg und Vogel.

Sagen wir mal so: Zum Auftakt des vorolympischen Jahres wäre ein europäischer, besser noch ein deutscher Erfolg mitten in Amerika kein schlechtes Omen. Warten wir’s geduldig ab. Die kommende Osterwoche wird spannend genug. Ach übrigens, das Preisgeld in Omaha liegt bei rund 1,3 Millionen Euro. Im Finalspringen am 8. April gibt’s 550 000 Euro, dazu weitere 750 000 Euro für die Gesamtwertung. Alsbald mehr Details darüber hier an dieser Stelle.