Wenn die Rede kommt auf den Preis der Nationen, dann sagt Otto Becker, der Bundestrainer, den einzig richten Merksatz: „Wer gewinnen will, der braucht nur eines: Nullrunden, Nullrunden und nochmal Nullrunden!“ Blicken wir also auch am Ende der Turniersaison 2022 mit Hilfe des fleißigen Kollegen Sascha Dubach, Chefredaktor der Schweizer Pferdewoche, auf seine Bilanz der Nationenpreise bei 33 verschiedenen Turnieren rund um den Globus.
Der geschätzte Sascha Dubach bringt es kurz und knapp auf den Punkt: „Insgesamt gab es bei diesen 33 Turnieren genau 765 Nullrunden. Die meisten, nämlich zwölf, schaffte der Franzose Kevin Staut, gefolgt vom Belgier Koen Vereecke mit zehn sowie Harrie Smolders und Simon Delestre mit jeweils neun. Jerome Guery aus Belgien und Beth Underhill aus Kanada folgen mit jeweils acht fehlerfreien Runden auf Platz fünf.“ Bestes Team mit insgesamt 83 Nullrunden waren die von Peter Weinberg geführten Belgier, dahinter die Iren mit 75 Nullrunden, sodann die Franzosen mit 67 und die Deutschen mit 52. Rang fünf für die Niederländer mit 50 fehlerfreien Ritten.
Die Sieger der vergangenen Jahre: 2017 und 2018 stand Steve Guerdat mit jeweils zehn Nullrunden an der Spitze des Rankings von Sascha Dubach. 2019 war es Daniel Deusser mit acht Nullrunden in Nationenpreisen, 2020 gab’s das Ranking wegen der Corona-Pandemie nicht. 2021 teilten sich Jerome Guery und Andre Thieme die Spitzenposition mit jeweils sieben fehlerlosen Ritten. Sascha Dubach erklärt zum Hintergrund seiner Statistik: „Berücksichtigt werden von mir alle Nationenpreise mit Ausnahme der Ein- und Zweisterne-Turniere. Zudem berücksichtigt sind die zwei Umläufe beim Teamspringen von Herning um den WM-Titel 2022.“
Und noch etwas aus der Statistik: „2022 zeigten 324 Reiterinnen und Reiter insgesamt 765 fehlerfreie Ritte in den 33 Nationenpreisen, die stattgefunden haben und in die Wertung kamen. Das ergibt einen Schnitt von 23 „Nullern“ pro Turnier. 2021 waren es exakt gleich viele bei 506 Nullern auf nur 22 Turnieren.“ Blicken wir an dieser Stelle noch einmal auf die Einzelwertung: Der Ire Cian O’Connor, der bekanntlich den von David Will ausgebildeten Holsteiner „C-Vier“ gekauft bekam, schaffte sieben Nullrunden – als ihm die Qualifikation für Paris 2024 sicher war, verkauften Cians Mäzene das Pferd an einen Nachwuchsreiter in den USA.
Jetzt zu mehr erfreulichen Notizen: Die aufstrebende Sophie Hinners ritt ebenso wie Europameister Andre Thieme im zu Ende gehenden Jahr sechsmal fehlerlos für Deutschland. Chapeau! Fünfmal lieferte der Ilsfelder Sven Schlüsselburg Nullrunden ab – eine tolle Leistung des Profis aus der Nähe von Heilbronn, der in den vergangenen Jahren wegen der Herpes-Pandemie bei den Pferden soviel Pech hatte, wie kein anderer Springreiter auf der Welt.
Jeweils vier Nullrunden steuerten Janne Friederike Meyer-Zimmermann und ihr großes Vorbild Marcus Ehning bei. Wir erinnern uns: Als Janne nicht für die WM in Herning nominiert wurde, kritisierte sie die Tatsache, dass Leistungen der Aktiven in den Nationenpreisen nicht genügend stark gewichtet werden. Dieses Argument kann ich durchaus nachvollziehen, denn Otto Becker und auch seine Kollegen aus anderen Ländern sagen vor dem Beginn der großen Championate immer wieder: „Das Wichtigste für uns ist das Mannschaftsspringen – erst danach kommt die Einzelwertung.“ Folgerichtig müsste das Abschneiden der einzelnen Kaderreiter in den Teamspringen durchaus mehr zählen als die Einzelerfolge in diversen Großen Preisen und/oder Serien.
Zum Schluss der kurze Blick voraus: Gerade jetzt, so kurz vor Weihnachten, hat die FEI ihre neue Liste für die Saison 2023 veröffentlicht: Welches Land startet wann und wo im FEI Nations Cup? Die sogenannte Europa Division 1 geht mit acht Equipen in die kommende Saison. Das sind Titelverteidiger Belgien, danach Irland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, die Niederlande und die Schweiz. Jedes Team, so die Regeln, kann bei vier der insgesamt sechs Events Punkte sammeln für das attraktive Finale, das wieder in Barcelona ausgeritten wird (28. September/1. Oktober).
Die Serie der Nationenpreise beginnt Anfang Juni auf dem Gründenmoos St. Gallen, danach folgen das polnische Sopot, Rotterdam, Falsterbo in Schweden, Hickstead und Dublin. Otto Becker hat für die deutsche Equipe fünf Stationen gemeldet, nur in Falsterbo nicht. Kleiner Kniff am Ende: Nur wer vorher gemeldet hat, wo er starten möchte, kann dort auch punkten. Es steht aber jeder Nation frei, an allen sechs Stationen teilzunehmen. Die Tatsache, dass wir uns 2023 im vorolympischen Jahr befinden, verleiht der nächsten Statistik von Sascha Dubach eine besonderes Gewicht.