Carsten Soestmeier, der erfahrene ARD-Reporter, brachte es auf den Punkt: „Hier folgt ja ein Kuriosum auf das andere!“ Gemeint war der tatsächlich kuriose Verlauf des Großen Preises von Wiesbaden: 39 Pferde am Start, aber nur 29 im Ziel – lediglich fünf im Stechen. Am Ende der verdiente Sieg für den Belgier Koen Vereecke auf der 14-jährigen belgischen Stute Kasanova. Siegprämie 26 375 Euro. Pech für den Brasilianer Yuri Mansur, der in schnellster Zeit unterwegs war, aber ein „Klötzchen“ hinnehmen musste.

Den Großen Preis im Biebricher Schlosspark gibt’s seit dem Ende der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts. Seinerzeit klang es auf der Siegerliste nach Namen wie Winkler und Thiedemann, Steinkraus und Pessoa, Steenken und Schockemöhle. Undsoweiterundsofort. Anno 2024 aber verlief das wichtigste, mit 105 500 Euro dotierte Springen dieser Pfingsttage, rein sportlich betrachtet, nicht überzeugend: Zu viele Fehler, nur ein mittelstarkes Feld. Die Favoriten überzeugten nicht. Parcourschef Peter Schumacher hatte keinen Weg gefunden, dem stark gemischte Feld eine runde Aufgabe zu stellen.

Erfreulich immerhin: Anna Kuhlmann aus der Nähe von Potsdam und ihr 13-jähriger Pegasus, im Pedigree mit dem „Z“ ausgestattet, belegte Platz zwei, Prämie 21 100 Euro. Der lange Weg auf den Schlusssprung war zwar vernünftig, kostete sie aber den möglichen Sieg. Platz drei für die aufstrebende Nicola Pohl im Sattel des französischen Wallachs Catz, Prämie 15 825 Euro. Für mich übrigens, ganz subjektiv, das beste Pferd des Tages.

Für Yuri Mansur, der einst als Pferdepfleger begann bei der belgischen Familie Phillipaerts, bekam als Vierter noch 10 550 Euro. Rang fünf für die Schwedin Antonia Pettersson auf Zara. Prämie 7385 Euro. Dahinter der Topfavorit Richard Vogel auf Cepano, der sich am vorletzten Sprung einen Abwurf einhandelte. Prämie 5802,50 Euro.

Ansonsten mit je einem Klotz: Jos Verlooy, Michael Pender, Michael Jung, Abdel Said. David Will, mit im Kreis der Topfavoriten, wäre um Haaresbreite vom Pferd gestürzt, als er auf Zaccorado in einer engen Wendung den Schenkelschluss verlor.

Die deutschen Reiter taten sich, alles im allem, heuer schwer im Schlosspark. Michael Pender siegte am Sonntag im Preis des Ministerpräsidenten Rhein auf Calais, Prämie 14 200 Euro. Dahinter Koen Vereecke auf Oilily, Prämie 11 360 Euro. Dritter David Will auf Kansall, Prämie 8520 Euro.

Die Buschreiter, traditionell mit im Programm mit einer Vier-Sterne-Prüfung, mussten aus deutscher Sicht zwei Gästen den Vortritt lassen: Felix Vogg, der Schweizer vom Bodensee, siegte auf Dao mit 32,8 Punkten, Prämie 3600 Euro. Dahinter Tim Price, der Neuseeländer, auf Coup mit 39,0 Punkten, Prämie 3100 Euro. Rang drei für Michael Jung auf Kilcandra Ocean Power mit 39,2 Punkten, Prämie 2500 Euro. Von den 34 Pferden auf der Startliste kamen nur 19 in die Wertung.

Die Deutsche Meisterschaft der U25-Reiter sicherte sich Anna Lena Schaaf auf Fairytail mit 43,5 Punkten vor Calvin Böckmann auf Altair mit 50,9 Punkten und Brandon Schäfer-Gehrau auf Fräulein Frida mit 53 Punkten. Preisgeld gab es keines. Im übrigen weise ich an dieser Stelle gerne mal wieder darauf hin, dass alle diese Preisgelder steuerpflichtig sind. Das geht bis zu 25 Prozent für den pferdeaffinen Bundesfinanzminister Christian Lindner. Der reitet quasi immer mit, selbst wenn man ihn nicht sieht und auch nicht an ihn denkt.