Bevor am nächsten Donnerstag in Pratoni del Vivaro bei Rom die 15. WM in der Vielseitigkeit beginnt, schaue ich für die interessierten Fans der Buschreiterei zurück auf die vergangenen 14 Weltmeisterschaften. Eine tolle Geschichte mit Höhen und Tiefen – ein dramatischer Wandel von der alten, martialischen Military zur vernünftigen modernen Vielseitigkeit. Vor dem legendären Burghley House in England hat 1966 alles angefangen. Ein mehr als holpriger Start.
Wer die kompetente Antwort sucht auf die Frage, wie hat eigentlich alles angefangen, der ist bei dem von mir hochgeschätzten Schweizer Journalisten Max Ammann in besten Händen. In seinem Standardwerk über die „Geschichte desPferdesports“ von 1976 lesen wir dies: „Das Sumpffieber, verursacht durch einen im Blut der Pferde lebenden Virus, der durch stechende Insekten von Tier zu Tier übertragen wird, überschattete das internationale Turnierjahr 1966.
Nachdem das britische Landwirtschaftsministerium eine Aus- und Einreisesperre für Pferde gegenüber dem Kontinent verhängt hatte, ritten an der Springreiter-EM in Luzern weder Briten noch Iren, und in Burghley wurde die erste Weltmeisterschaft der Militaryreiter zum Rumpfchampionat: Nur fünf Equipen ritten um die erste WM-Ehre. Argentinien stellte mit dem Olympiazweiten von Tokio 1964, Carlos Moratorio auf Chalan, den Einzelweltmeister, während Irland das Mannschaftsgold gewann.“ Carlos Moratorio, übrigens ein Oberstleutnant, war bei Olympia in Rom 1960 ausgeschieden. 1968 in Mexiko wurde er 34. 2010 ist Moratorio gestorben.
Klar ist indessen, was „unser“ Horst Karsten in seinem 1980 in der Edition Haberbeck erschienenen Prachtband „Das Militarypferd“ über die WM-Premiere von 1966 schrieb: „Erster Weltmeister in der Military wurde 1966 der Argentinier Carlos Moratorio auf Chalan. Die argentinische Mannschaft kam auf den zweiten Platz. Allerdings nahmen nur fünf Nationen teil, weil in England die Pferde wegen des Sumpffiebers 28 Tage lang in Quarantäne bleiben mussten; die Mannschaften aus England, der Sowjetunion und den USA fielen im Gelände aus. Nicht unerwartet wurde die irische Equipe erster Mannschaftsweltmeister. Seitdem die Engländer die Military entdeckt haben, ist sie auch ein Sport der Iren geworden.“
Blicken wir auf die Siegerliste von damals: Hinter Carlos Moratorio und seinem Chalan holte sich der Brite Richard Meade auf Barberry die Silbermedaille, Bronze ging an die Irin Virginia Freeman-Jackson auf Sam Weller. 39 Aktive hatten teilgenommen. Für die Iren siegten damals: Eddie Boylan auf Durlas, Penny Moreton auf Loughlin, Virginia Freeman-Jackson auf Sam Weller und Tommy Brennan auf Kilkenny, später auch als Springreiter erfolgreich. Vier Jahre später, 1970, organisierten die siegreichen Iren in Punchestown die zweite Military-WM. Mehr darüber beim nächsten Mal.