Der deutsche Equipechef Klaus Roeser wird beim Weltverband FEI keinen Protest gegen den britischen Dressurreiter Gareth Hughes einlegen, der gestern trotz seiner Covid-Erkrankung am Grand Prix teilgenommen hat und mit seinem Team die Silbermedaille gewann. Roeser sagte der dpa: „Das machen wir nicht, das ist nicht unser Stil!“ Der Weltverband FEI erklärte – ebenfalls gegenüber dpa – es gebe in Dänemark keinerlei Restriktionen gegenüber Corona-Erkrankten. Gleichwohl fordere man einmal mehr alle Nationen und alle WM-Teilnehmer dazu auf, die Risiken im Auge zu behalten und für die eigene Sicherheit zu sorgen.

Eigentlich hatte alles ganz harmlos angefangen. Als die Equipen der Briten und der Deutschen zuerst zur obligaten Pressekonferenz nach dem Wettkampf erschienen, stellte eine irische Journalistin an die Briten folgende Frage: „Ihr seid ja nur zu dritt, wo ist denn Gareth Hughes, euer vierter Mann?“ Da griff der 66-jährige Richard Davison zum Mikrofon und sagte: „Gareth kommt nicht, er hat Covid!“ Plötzlich herrschte für einen Augenblick Totenstille – ungläubiges Staunen, viele schockierte Gesichter. Auch Isabell Werth und ihre Teammitglieder blickten völlig ratlos drein.

Auf weitere Nachfrage erklärte eine Sprecherin der Briten: „Es stimmt, Gareth hat Covid. Wir haben die FEI und den Veranstalter darüber informiert.“ Monica Theodorescu, die Bundestrainerin, erklärte sofort, sie habe bis zu diesem Augenblick rein gar nichts gewusst, niemand habe sie und ihr Team informiert. Das Problem sei dieses: „Gareth Hughes hat an der Siegerehrung teilgenommen, hatte engen Kontakt zu den Teilnehmern des eigenen und der anderen Teams. Ich selbst war nicht dabei, habe ihm also nicht die Hand geschüttelt. Ansonsten hätte ich ihm selbstverständlich gratuliert.“ Hughes stand zu dieser Zeit bereits auf der Startliste für den heutigen Grand Prix Spezial um die WM in der klassischen Tour.

Equipechef Klaus Roeser sieht also vom Protest ab, obschon seine Mannschaft bei einem Ausfall von Gareth Hughes die Silbermedaille gewonnen hätte. Immerhin sagte er aber auch: „Ich finde das Verhalten von Gareth Hughes menschlich enttäuschend.“ Ob die Equipchefs der Dänen, der Deutschen und womöglich auch der Briten spontane Corona-Tests für ihre Aktiven und ihr Umfeld angesetzt haben, ist nicht bekannt. Gareth Hughes startet heute um 17.20 Uhr.