Im Olympiastadion von Stockholm, wo HG Winkler auf Halla 1956 mit seinem legendären Ritt die Goldmedaille für sich und für sein Team gerettet hatte, fanden im Sommer 1990 die ersten Weltreiterspiele statt – alle olympischen Disziplinen trugen binnen zwei Wochen ihre Weltmeisterschaften aus, dazu das Fahren und das Distanzreiten. Zum Geländeritt in der Military strömten 100 000 Zuschauer in den Stadtpark der schwedischen Hauptstadt.
Von der selbstkritischen Debatte ein Jahrzehnt zuvor war so gut wie nichts übrig geblieben. Die rein technischen Daten des Geländeritts bei dieser siebten WM zeigen uns dies: Erste Wegestrecke über 6600 Meter, Bestzeit 30 Minuten. Sodann die Rennbahn über 3105 Meter, Bestzeit 4.30 Minuten. Zweite Wegestrecke über 11 000 Meter, Bestzeit 50 Minuten. Schließlich die Querfeldeinstrecke über 7580 Meter mit 32 Hindernissen, Bestzeit 13.10 Minuten. Alles in allem: mehr als 27 Kilometer!
Im offiziellen Olympiabuch des DOKR von 1992 hieß es in der Rückschau auf Stockholm: „Besonders auffallend bei den deutschen Teamreitern war die gute Einteilung ihrer Ritte, die ihre Pferde trotz der herrschenden Hitze relativ frisch ins Ziel brachten. Dies gelang ausgerechnet den erfahrensten Reiterin im ganzen Starterfeld am wenigsten. Der offensichtliche Erschöpfungsgrad, mit dem zwei Profis ihre Pferde geradezu „ausgeritten“ haben, erforderte unmittelbar nach dem Ziel intensive Erste-Hilfe-Maßnahmen, die für die fast einzigen dunklen Flecken in der sonst glänzend verlaufenen WM sorgten.
Unter dem Eindruck der kurz vor dem Kollaps stehenden Pferde wurden erneut und zurecht Forderungen nach möglichen disziplinarischen Maßnahmen diskutiert, wenn Reiter die Kräfte ihrer Pferde im Gelände überstrapazierten. Es gab nicht wenige vor Ort, die spontan eine entsprechende Ahndung der betreffenden Reiter für gerechtfertigt hielten. Die Richter, die hier noch Zurückhaltung übten, werden in Zukunft reiterliches Fehlverhalten noch konsequenter ahnden müssen, wenn sie sich für einen Imageverlust der Military nicht mitverantwortlich machen lassen wollen.“
Der WM-Titel des Jahres 1990 ging an den Neuseeländer Blyth Tait auf Messiah vor dem Briten Ian Stark auf Himself und dem US-Profi Bruce Davidson. Marina Loheit auf Sundance Kid belegte den starken Platz sieben, achter wurde der bayerische Tierarzt Matthias Baumann auf Alabaster. Rang 15 für Edith Beine auf Kyang und Rang 27 für Herbert Blöcker mit Feine Dame. Die Neuseeländer holten sich auch den Teamtitel vor den Briten und der von Bundestrainer Martin Plewa geführten Equipe mit Beine, Baumann, Blöcker und Loheit. Von den 18 Teams waren zehn ausgeschieden.
Soviel gleich vorweg: Die für meine Begriffe großartige Idee der Weltreiterspiele rückte fortan die Reiterei stark in den Fokus der Weltpresse des Sports. Die Military profitierte ebenfalls – allerdings waren die konservativen Kräfte derjenigen viel zu stark, die keinerlei Änderung wollten.