Der Stadtpark der niederländischen Hauptstadt erlebte 1994 die achte WM in der Military. Das deutsche Team – übrigens mit Peter Thomsen, dem neuen Bundestrainer – holte Bronze. Vier Jahre später, 1998, traf sich die Weltelite in Rom, die Military fand in Pratoni del Vivaro statt: „Unsere“ Equipe schied sang- und klanglos aus – ein Debakel.

Die zweiten Weltreiterspiele, ausgerichtet in Den Haag, sahen viele deutsche Sieger: Franke Sloothaak wurde Titelräger im Springreiten, ebenso das Team mit Sloothaak, von Rönne, Hafemeister und Ludger Beerbaum. Auf dem Dressurveireck glänzten Nicole Uphoff mit Grand Gilbert in der Kür, Isabell Werth mit Gigolo im Grand Prix Spezial. Dazu gab’s auch Gold im Team für Werth, Uphoff, Balkenhol und Rehbein. Michael Freund gewann den Gespanntitel. Um nur dies anzusprechen.

In der Military siegte der Brite Vaughan Jefferis auf Bounce vor Dorothy Trapp aus den USA auf Molokai und der Britin Karen Dixon auf Get Smart. Bettina Overesch wurde siebte mit Watermill Stream, 19. Cord Mysegaes mit Ridardo, 30. Ralf Ehrenbrink auf auf Kildare und 59. Andreas Weiser auf Poker Face. Den Mannschaftstitel holten sich die Briten vor den Franzosen und dem deutschen Quartett mit Overesch, Mysegaes, Ehrenbrink und Peter Thomsen.

1998 richteten die Italiener in der „ewigen Stadt“ die Weltreiterspiele aus – die Military verlegte man nach Pratoni del Vivaro, dem Ort außerhalb Roms, wo man 1960 den viel kritisierten Geländeritt zu den Olympischen Spielen angelegt hatte. Die technischen Daten für die WM 1998: Wegestrecke eins 5940 Meter, Bestzeit 27 Minuten; Rennbahn über 3150 Meter, Bestzeit 4.30 Minuten; Wegestrecke zwei 10.120 Meter, Bestzeit 46 Minuten; Querfeldeinstrecke über 7410 Meter mit 32 Hindernissen, Bestzeit 13 Minuten. Die Strecke betrug 26,2 Kilometer, 92 Teilnehmer, 70 im Ziel.

In der offiziellen Chronik des DOKR, erschienen im Jahr 2000 nach den Spielen von Sydney, lesen wir über den Geländetag von Pratoni 1998 dies: „Für unser Team begann mit dem Geländetag eine Kette von unglücklich Vorfällen, die mit dem Wort „Pech“ schon nicht mehr zu beschreiben sind. Zunächst nahm Peter Thomsen beim Wassereinsprung kurz vor dem Ziel ein Bad, dann musste Marina Loheit nach einem Sturz ausscheiden. In der Hektik des Wiedereinfangens ihres Pferdes und beim unverzüglichen Weiterreiten hatte sie versehentlich ein Hinderniselement ein zweites Mal überwunden.

Zuletzt wurde Watermill Stream, das Pferd von Bettina Overesch, nach einer tollen Geländeleistung wegen einer Hufentzündung nicht mehr zum Springen zugelassen. Zu allem Überfluss rutschte dann auch noch das bis dahin bestplatzierte deutsche Pferd, Brilliante unter Inken Johannsen, in einer Wendung im Parcours aus und warf das Paar weit nach hinten.“

Fazit von Pratoni 1998: Von 18 gestarteten Teams kamen elf in die Wertung; Deutschland schied aus. Auf dem obersten Treppchen standen die Neuseeländer vor den Franzosen und den Briten. Blyth Tait auf Ready Teddy holte sich seinen zweiten WM-Titel nach Stockholm, Silber ging an den legendären Mark Todd auf Broadcast News, Bronze für die Schwedin Paula Törnquist auf Monaghan. 23. wurde Marie-Jeanette Steinle (heute Ferch) nach guter Leistung auf Traque le Vent, 27. Simone Richter auf  Chicoletto und 29. Inken Johannsen auf Brilliante.

Mein Vorschlag: Ehe am Donnerstag die WM 2022 in Pratoni beginnt, haken wir Pratoni 1998 einfach ab. Vergeben und vergessen. Allerdings muss daran erinnert werden, dass das Testevent dort in diesem Frühjahr so ähnlich endete wie 1998 – nur Sophie Leube sah das Ziel, Ingrid Klimkes Hale Bob ging seinen letzten Wettkampf. Sagen wir mal so: Was Pratoni del Vivaro angeht, kann es für deutsche Buschreiter nur besser werden…