Die Spannung steigt, kommenden Freitag geht es endlich los. Mit gemischten Gefühlen blicken wir diesmal den olympischen Spielen entgegen. Einerseits drücken wir unseren Reitern die Daumen, soviel Patriotismus darf schon sein.

Andererseits wird man recht nachdenklich, wenn man sieht und hört, was sich im fernen Tokio so alles zusammenbraut: Die Corona-Inzidenzen steigen, im olympischen Dorf häufen sich die akuten Fälle – was nicht anders zu erwarten war, wenn man die weltweite Pandemielage realistisch betrachtet.

Indessen appelliert Thomas Bach, der IOC-Präsident, einst Mannschafts-Olympiasieger im Säbelfechten, dieser Tage an die japanische Bevölkerung, die Gäste aus aller Welt doch bitteschön fair und freundlich willkommen zu heißen. So einen Appell gab’s meines Wissens noch nie. Aber er passt durchaus zu der Tatsache, dass man in Tokio Fotoapparate an die Einwohner verteilt hat – sie sollen damit Ausländer, die sich vermeintlich nicht an die strikten Regeln alten, flugs ablichten und den Behörden melden. Ich bin mal gespannt, wann wir die ersten Meldungen bekommen, die Tokioter Stadtverwaltung habe die ersten Athleten rigoros des Landes verwiesen. Für den Fall, da bin ich mir ziemlich sicher, kippt die Stimmung ganz gewiss.

Beim Blick auf die ewige Bestenliste der olympischen Reiterspiele jedoch, dürfen wir uns entspannt zurücklehnen und locker-lässig der Dinge harren, die da kommen werden. Denn die Statistik der Medaillen seit 1912, als die Reiterei erstmals olympisch wurde, sieht die deutschen, alles in allem, mit Abstand an der Spitze: Von 1912 in Stockholm bis 2016 in Rio haben „unsere“ Reiter 23mal an den Spielen teilgenommen; 91 Medaillen haben sie in diesen mehr als einhundert Jahren gewonnen, darunter 41mal Gold. In dieser Jahrhundertwertung folgen die Schweden (17 Medaillen), danach die USA (12), Frankreich (12), Großbritannien (11) und die Niederlande (10).

Auf dem Dressurviereck führen die deutschen Reiter das historische Ranking mit 20mal Gold, 12-mal Silber und 10-mal Bronze an. Die Schweden folgen mit 7-mal Gold, 5-mal Silber und 7-mal Bronze. Die alte UdSSR (Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken) brachte es auf 4-mal Gold, je dreimal Silber und Bronze. Es müsste doch wohl mit dem Teufel zugehen, wenn in der nächsten Woche kein weiterer Medaillensatz hinzukäme.

Auch bei den Springreitern stehen die Deutschen Reiterlegenden mit 13-mal Gold, dreimal Silber und 8-mal Bronze mit Abstand an der Spitze. Die Franzosen folgen mit 6-mal Gold, je 4-mal Silber und Bronze. Danach mit jeweils 3-mal Gold die Italiener, Briten und die Schweden.

Bei den Buschreitern liegen die Dinge etwas knapper: 8-mal Gold für Deutschland, dazu 8-mal Silber und 9-mal Bronze. Die Schweden folgen mit 7-mal Gold, die Amerikaner und die Australier mit jeweils 6-mal Gold, Briten und Niederländer folgen mit jeweils 5-mal Gold.

Diese historischen Zahlen zeigen uns, dass wir als führende Reiternation bei olympischen Spielen anno 2021 in Tokio nicht eingeholt werden können. Aber an dieser Stelle folgt sogleich das große „Aber!“ Denn die Geschichte ist das einer. Und jeder weiß, man sich heute für die Erfolge von gestern nix kaufen kann. Nein, andersherum wird ein Schuh daraus: Wer zu den Besten der Welt gezählt werden will, der muss sein Können immer wieder aufs Neue beweisen. Genau dafür stehen die olympischen Spiele. Und falls es demnächst in Tokio nicht gar so gut laufen sollte, wie gewünscht, dann trösten wir uns damit: Deutschland bleibt die erfolgreichste Reiternation. Und was noch wichtiger ist: Bereits in drei Jahren, im Sommer 2024, gibt’s schon die nächsten Spiele. Die finden in Paris statt, also praktisch vor unserer Haustür.