Neben den starken Briten machen die Schützlinge von Bundestrainer Jonny Hilberath eine gute Figur. Britanniens Topreiter schreiben in diesen Tagen Sportgeschichte.

Die imposante Arena im Greenwich Park, kaum mehr als einen Steinwurf oberhalb der Themse gelegen, dient ihnen als große Bühne für das ganz große Spektakel. Mit 20 000 Zuschauern ist sie ständig ausverkauft, der Jubel ist entsprechend. 24 Stunden nach dem Olympiasieg im Springreiten für das Team um ihren Star Nick Skelton holten gestern auch die Dressurreiter mit ihrem Star Charlotte Dujardin zum erstenmal das Mannschaftsgold. Prinzessin Anne applaudierte ihren Olympiasiegern mit Standing Ovations. Der Erfolg hatte sich seit Monaten abgezeichnet. Silber ging an Deutschland, Bronze an die Niederlande.

Das deutsche Damentrio mit Helen Langehanenberg auf Damon Hill, Kristina Sprehe mit Desperados und Dorothee Schneider mit Diva Royal konnten ihre glänzenden Ritte aus dem Grand Prix gestern nicht wiederholen. Alle drei wirkten nervös und angespannt, ihre Pferde leisteten sich einige Schnitzer. Das Fazit ihres Bundestrainers war dennoch positiv:

„Ich bin sehr stolz auf meine Mädels. Sie haben stark geritten und verdient die Silbermedaille gewonnen – nicht etwa Gold verloren.“

Angesichts des Neuaufbaus im deutschen Team seien die Vergleiche mit der historischen Siegesserie seit 1976 müßig. Hilberath, der zum Jahresende sein Amt abgeben wird – wahrscheinlich an Monica Theodorescu – sagte: „Alles in allem bin ich super happy. Ich war mir im Vorfeld gar nicht so sicher, ob alle drei Debütantinnen mit dem Druck so gut umgehen würden.“ Kristina Sprehe sagte selbstkritisch: „Mein Hengst war heute nervös, der eine Fehler in der Passage geht auf meine Kappe, leider war‘s ein teurer Fehler. Das ärgert mich.“

Bei der Übergabe der Medaillen im Greenwich Park war die leichte Enttäuschung im deutschen Lager jedoch wieder verflogen: „Alle drei Damen haben das Kürfinale um die Einzelmedaillen am Donnerstag erreicht“, sagte der Bundestrainer stolz. Im letzten Wettkampf dieser olympischen Reiterspiele starten nur die besten 18 Einzelreiter der vergangenen Tage. Alles geht wieder bei null los. Erwartet wird ein spannender Kampf zwischen Charlotte Dujardin auf Valegro, Adelinde Cornelissen (Niederlande) auf Parzival und Helen Langehanenberg auf Damon Hill.

Heute, am vorletzten Tag der Reitwettbewerbe im Greenwich Park, steht das Finale der Springreiter um die Einzelmedaillen an. Qualifiziert haben sich 35 Reiter und Pferde, die zwei verschiedene Parcours absolvieren müssen; am Ende könnte es sogar ein Stechen um die Medaillen geben wie vor vier Jahren in Hongkong, als der Kanadier Eric Lamaze auf dem inzwischen eingegangenen Hengst Hickstead Gold holte, weil sich sein schwedischer Kontrahent Rolf-Göran Bengtsson auf Ninja einen Abwurf einhandelte. Beide stehen jetzt wieder im Finale: Lamaze auf der belgischen Stute Derly, Europameister Bengtsson auf dem Holsteiner Hengst Casall.

Für Deutschland werden Meredith Michaels-Beerbaum auf Bella Donna und Marcus Ehning auf Plot Blue antreten. Bundestrainer Otto Becker ist zuversichtlich: „Beide haben eine Medaillenchance.“ Topfavorit ist allerdings der Brite Nick Skelton, der diese Rolle gar nicht mag: „Die Tagesform entscheidet, von den 35 kann jeder jeden schlagen.“