Einigkeit macht stark! Das gilt im Großen wie im Kleinen. Also tun auch die besten Gespannfahrer der Welt gut daran, ihre Interessen zu bündeln und sich zusammen zu schließen. Ihre neue Gemeinschaft heißt „International Carriage Drivers Association“, kurz ICDA. Die Initiative stammt aus den Niederlanden. Zum Führungskreis zählen unter anderem Boyd Exell, Koos de Ronde und der Belgier Glenn Geerts. Rene Poensgen vertritt die deutschen Interessen.

Sagen wir mal so: Die als eingefleischte Einzelgänger bekannten Gespannfahrer sind relativ spät dran: Der Internationale Springreiterclub (IJRC) und sein Pendant für die Dressur, IDRC, bestehen schon viele Jahre. Nun hat sich, am Rande des Weltcupfinals von Bordeaux, die neue Vereinigung der sportlich ambitionierten Kutscher gegründet. Seine Statuten stammen vom Juli vergangenen Jahres.

Was steckt dahinter? Man möchte – wie die Kollegen von Parcours und Viereck – den eigenen Sport voranbringen, man möchte ein Gesprächspartner sein für den Weltverband  FEI und dort auch Gehör finden, man fordert Mitsprache, wenn es um die Fortentwicklung der Regeln geht und man möchte den Fahrsport repräsentieren, auch gegenüber den Sponsoren, den Veranstaltern und nicht zuletzt gegenüber den Medien.

Noch ist allerdings nicht so ganz klar, wie das alles in die tägliche Praxis umgesetzt werden soll. Einen kompletten Vorstand wie ihn die Satzung vorsieht, gibt es noch nicht, wohl aber das elfköpfige Komitee aus Mitgliedern – daraus soll sich alsbald der Vorstand ergeben. Für mich deutet alles darauf hin, dass Boyd Exell, die legendäre Lichtgestalt der Wagenlenker, eine zentrale Rolle spielen wird. Dazu der Luxemburger Franz Schiltz, der die Aktiven gegenüber der FEI vertritt. Mit von der Partie sind der Amerikaner Jacob Arnold und die Kanadierin Kelly Houtappels-Bruder. Jacques Poppen aus den Niederlanden vertritt die Fahrer mit Handicaps, die Britin Rosanna Freer den Bereich der Ponyfahrer.

Wichtig zu wissen. Die ICDA will in erster Linie das Sprachrohr und die Interessensvertretung der Aktiven sein – aber nicht nur: Jede und jeder, der sich dem Fahrsport verbunden fühlt, kann Mitglied werden; man peilt einen jährlichen Beitrag von um die 25 Euro an. Mitglieder sind erwünscht: ehemalige Fahrer, Grooms, Trainer und Besitzer – für sie alle besteht nur eine Einschränkung: Sie erhalten in Treffen und bei der offiziellen Hauptversammlung kein Stimmrecht!

Wer die rasanten Entwicklungen im modernen Spitzensport mit den Pferden kennt, der kann eine Initiative wie diese nur begrüßen, gutheißen und ihr so viel Erfolg wie nur möglich wünschen. Sie ist quasi überfällig. Allerdings warne ich vor Illusionen: Am Beispiel der Springreiter sieht man, wie zäh es oft ist, sich etwa gegen die FEI oder gar das IOC durchzusetzen.

Für eine nichtolympische Sportart wie das Gespannfahren wird dies logischerweise noch viel schwieriger sein. Sollten die Fahrer beispielsweise – wofür im Augenblick nichts spricht – eines nicht allzu fernen Tages ins olympische Programm streben: Sie müssten mit eiskaltem Wind aus Richtung FEI und IOC rechnen.

Kein Zweifel, auch der Fahrsport muss sich noch besser organisieren, an seinem Image arbeiten, sich gegenüber den Medien aller Art noch besser „verkaufen“. Es wäre beispielsweise prima, wenn die Vereinigung es schaffen würde, ihre Internetseite „www.icda-driving.com“ noch aktueller und informativer zu gestalten. Einen kompetenten Ansprechpartner zu installieren für die Medien, das wäre ebenso wichtig wie hilfreich für beide Seiten.

Praktisches Beispiel: Wenn Mathias Rath, wie vielfach berichtet, 2024 die Organisation des traditionsreichen Turniers von Donaueschingen übernimmt, wo das Fahren ja über lange Jahre prägend war, dann muss sich die neue Interessenvertretung frühzeitig zu Wort melden mit Wünschen und Anregungen. Ich bin sehr gespannt, wie die kommenden ersten Monate der neuen ICDA verlaufen.