Otto Becker zeigt klare Kante…
Auf diesen Mann ist stets Verlaß! Otto Becker, 64, Bundestrainer der Springreiter seit 2009, ist in jeder Hinsicht unabhängig, muss nicht taktieren, nicht tricksen, nicht herumreden um den heißen Brei. Übers Wochenende, am Rande des Traditionsturniers in St. Gallen, hat er den geschätzten Kollegen von der Schweizer „Pferdewoche“ klipp und klar gesagt: „Vom neuen Konzept für die Nationenpreise halte ich nichts! Wo bleibt das Wellfare of the Horse?“
Vergangene Woche habe ich darüber berichtet: Unser Weltverband, im Einklang mit dem Hauptsponsor Longines, möchte für die wichtigsten Nationenpreise einer Saison von 2024 an die Regeln ändern bzw. verschärfen. Der erste Umlauf bleibt wie er war: Vier Reiter pro Nation, ein Streichresultat. Zweiter Umlauf wird geändert: Nur noch drei Reiter pro Nation, alle zählen, also kein Streichresultat mehr. Wahrscheinlich wird’s in der Praxis so sein, dass der Reiter mit dem Streichergebnis aus der ersten Runde in der zweiten nicht mehr antreten darf. Wichtig […]
Theorie und Praxis im GrĂĽndenmoos
Das so traditionsreiche Naturstadion im Gründenmoos von St. Gallen – es hat über die Jahrzehnte mancherlei erlebt: Schweren Regen beispielsweise, dessen Wasser sich in dieser riesigen Schale sammelte, sodass nichts mehr ging. Man versuchte, dem Wasser mit Gebläsen Herr zu werden. Ein unvergesslicher Anblick. Gleichwohl, gestern war davon keine Rede – im Gegenteil: Der Preis der Nationen war erst entschieden, nachdem die Gastgeber im Stechen gegen die Brasilianer die Oberhand behalten hatten: Martin Fuchs sicherte fehlerfrei den verdienten Erfolg. Otto Beckers Team erkämpfte sich Platz drei.
Stattliche 200 000 Euro Preisgeld gab Sponsor Longines für diesen Auftakt in die Saison der Nationenpreise 2023. Die nächsten Stationen sind Sopot in Polen (15. bis 18. Juni), Rotterdam (22. bi 25. Juni), Falsterbo in Schweden (13. bis 16. Juli), Hickstead (26. bis 30. Juli) sowie Dublin (9. bis 13. August).
Unter ihrem Teamchef Michael Sorg ritten gestern folgende Eidgenossen: Edouard Schultz, Brian Balsiger, Martin Fuchs […]
Vier Hundertstel – ein Wimpernschlag
Marc Houtzager, 52 Jahre alt, zählt seit langen Jahren zu den Stützen der niederländischen Springreiterei. Am Pfingstmontag hatte dieser sympathische Verlaßreiter mal wieder einen starken Tag: Sieg im Großen Preis von Wiesbaden, dotiert mit 100 000 Euro. Im Stechen war der Profi, dessen schönster Erfolg das Teamsilber 2012 bei den Spielen in London war, auf seinem 15-jährigen Dante einen Galoppsprung schneller über die Ziellinie als unser Hansi Dreher aus Südbaden auf seinem Hengst Cous Cous. 38,97 zu 39,01 Sekunden! Marc bekam 25 000 Euro, Hansi 20 000 Euro. Sauknapp sagt da der Schwabe in mir!
Wer mich kennt, der weiß, dass ich bei Gelegenheiten wie dieser besonders gerne in die Annalen schaue. Und was finde ich da? Den allerersten niederländischen Sieg im Preis der Spielbank Wiesbaden schaffte der unvergessene Anton Ebben auf seinem legendären Kairouan – vom Pferdepfleger zum Spitzenreiter hatte er sich emporgeritten! 1974 siegte der heute unbekannte Arno Neesen […]
Rom: Triumpf fĂĽr Andre Thieme auf der Piazza di Siena
In der ewigen Stadt jubeln die deutschen Schlachtenbummler – in Plau am See knallen die Sektkorken! Andre Thieme, der amtierende Europameister, und seine 13-jährige Fuchsstute Chakaria haben den mit 500 000 Euro dotierten GroĂźen Preis von Rom auf der Piazza di Siena, dem schönsten Turnierplatz der Welt, gewonnen. Siegprämie 125 000 Euro. Eine Stimme des 48-jährigen aus dem Osten gibt es noch nicht. Aber jeder und jede können sich denken, was jetzt in Andre Thieme vor sich geht. Chapeau!Â
Heute ist durchaus ein historischer Tag für unsere Springreiterei: Andre Thieme ist erst der neunte deutsche Sieger in diesem prestigeträchtigen Wettkampf, der seit 1926 ausgetragen wird. Vor zwei Jahren stand dort David Will ganz vorne mit seinem „C Vier“, den er einige Zeit später unter, wie ich finde, nicht ganz fairen Umständen abgeben musste. Wer diesen Klassiker des Weltsports für sich entscheidet, der hat seinen Sonderplatz in den Annalen sicher. Schaut man […]
Rom: Leider nur Platz fĂĽnf
Wir Fans von Otto Becker und seiner Equipe sind heute ein bissle enttäuscht, mĂĽssen es mit Fassung tragen und halt weiter warten auf einen prestigeträchtigen Sieg beim Preis der Nationen auf der weltberĂĽhmten Piazza di Siena in Rom. Gestern, am späten Nachmittag, feierten die Iren ihren ersten Sieg in der jetzt 97-jährigen Geschichte des Turniers, beim 90. Preis der Nationen. Im Stechen gegen die Gastgeber, die zuletzt 2017 und 2018 gewonnen hatten, setzten sich die Reiter im grĂĽnen Rock durch. FĂĽr unser Team blieb leider nur Rang fĂĽnf.Â
Für die siegreiche Equipe, geführt von Michael Blake, gab’s 80 000 Euro Siegprämie, also jeweils 20 000 Euro für Michael Pender auf dem zwölfjährigen Iren Calais, der im Stechen den Erfolg gesichert hatte. Auch Jack Ryan ritt mit McGregor einen elfjährigen Iren. Michael Duffy, den wir bestens kennen, saß auf dem zehnjährigen Hannoveraner Clitschko, Dennis Lynch, der erfahrenste im Team, sattelte den zehnjährigen […]
Vom Schlosspark in Biebrich zur Piazza di Siena in Rom
Aus mancherlei Rückmeldung meiner Leserinnen und Leser weiß ich, wie gerne sie, wenn große Sportevents anstehen, etwas Interessantes erfahren über die bewegte hippologische Geschichte der einzelnen Orte. Deshalb passt es jetzt zu Pfingsten 2023 gut, einen Blick zu werfen auf die grandiose Historie der weltberühmten Piazza di Siena in der Ewigen Stadt – aber ebenso auf den Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich, wo auch das beliebte Pfingstturnier die Pferdefreunde magisch anzieht. Volle Tribünen wie beim Derbyturnier in Hamburg vergangenes Wochenende werden wir von morgen an auch in Rom und Wiesbaden sehen – die Magie der Traditionsturnier ist ungebrochen.
Allein die Geschichte der Piazza di Siena, für viele Kenner der schönste Turnierplatz der Welt, füllt diverse Bücher. Wer neugierig ist, der kann sie im Antiquariat via www.zvab.de suchen. Ich begnüge mich hier und heute mit ein paar wichtigen Stichworten: Die Historie des italienischen „Tschio“, wie die Aachener sagen, beginnt 1911 in Tor di Quinto, […]
Wer ist dieser Marvin JĂĽngel?
Eine eherne Regel für uns Journalisten lautet: Mit Namen macht man keine Späße, schon gar keine Kalauer. Schaut man auf die seit dem vergangenen Sonntag im weltweiten Netz kursierenden Fotos des 92. Derby-Siegers Marvin Jüngel, so kommt einem unvermittelt der Gedanke: Dieser junge Mann, erst 21 Jahre alt, müsste eigentlich „Jüngelchen“ heißen. Er ist ein schmales Leichtgewicht. Sein Sieg auf der 14-jährigen Oldenburger Stute Balou’s Erbin war zweifellos eine der Sternstunden in der mehr als hundertjährigen Geschichte des Derbys. Davon wird man noch lange sprechen.
Zwei Tage danach ist die zentrale Frage immer noch offen, viele begeben sich auf die Suche nach einer passenden Antwort: Wer ist eigentlich dieser Marvin JĂĽngel? Erste Spuren finden sich auf der Internetseite www.sportbuzzer.de. Dort rĂĽhmt man sich der Tatsache, dass es sich beim jĂĽngsten Helden der deutschen Springsportgeschichte um einen waschechten Sachsen handle. Tja, was soll ich dazu sagen als gebĂĽrtiger Schwabe, Stuttgarter und Baden-WĂĽrttemberger?
Weil […]
92. Springderby – Die Jugend forscht…
Von wegen Erfahrung ist alles. Die 22-jährige Caroline Rehoff Pedersen aus Dänemark hat auf ihrer 14-jährigen Holsteiner Stute Calvin den 160. fehlerfreien Ritt über den legendären Derbyparcours geschafft, wenig später ließ der 21-jährige Sachse Marvin Jüngel auf seiner vierzehnjährigen Stute Balou’s Erbin die 161. Nullrunde in der 123-jährigen Derbygeschichte folgen. Im Stechen hatte der junge Mann aus Kamenz fehlerfrei in 56,67 Sekunden die Nase vorn. Die junge Dänin mit ihrem Calvin brauchte – ebenfalls fehlerfrei – 57,70 Sekunden. Nur ein Zeitfehler trennte die beiden. 25 000 in Klein Flottbek umjubelten Sieger und Platzierte, als handele es sich um ein olympisches Finale.
Das war, gar keine Frage, eine Werbung für unseren Sport. Gänsehaut pur. Dabei begann das Derby 2023 zunächst einmal nicht sehr verheißungsvoll: Von den 32 Finalisten erreichten nur 23 das Ziel. Maren Hoffmann als erste Reiterin und ihre Stute La Nessa schieden aus. Auch der zweite Reiter, Ralf-Werner König auf […]
Historisches
Ludger Beerbaum – sein Name ist ein Markenzeichen
Deutschlands erfolgreichster Springreiter veranstaltet in dieser Woche die Europameisterschaft. Seine Firmengruppe rund ums Pferd hat er an einen Milliardenfond verkauft. FĂĽr Ludger Beerbaum mĂĽsste der Tag 48 Stunden haben, mindestens.
Nachdenken ĂĽber Totilas
Zwanzig Jahre ist er alt geworden, dieser Tage ist er an den Folgen einer Kolik eingegangen: Totilas, der wunderschöne Rapphengst aus der niederländischen Zucht, ohne Zweifel ein charismatisches Pferd.
Der Absturz der deutschen Springreiter
Die deutschen Springreiter, ein Aushängeschild der Republik im olympischen Spitzensport, galoppieren immer öfter hinterher. Ein Zeugnis für den Abwärtstrend: In der Weltrangliste findet sich erstmals seit 30 Jahren keiner unter den Top 10. Eine Bestandsaufnahme.
Wo ist der Popstar auf vier Beinen?
Seit zwei Jahren hat die Öffentlichkeit Totilas nicht mehr gesehen. Besitzer Paul Schockemöhle (72) schirmt den 17-jährigen Glanzrappen mit dem markanten Kopf ab. Umso mehr und unerschütterlich verehren ihn Tausende Fans. Eine Spurensuche.
Die Dressurkönigin und der Kronprinz
Isabell Werth triumphiert, aber Sönke Rothenberger tastet sich heran. Als die Nationalhymne erklingt, kommen Isabell Werth die Tränen. Später sagt sie: „Es war für mich eine Woche voller Emotionen. Ich habe nahe am Wasser gebaut.“