In rundherum eineinhalb Jahren trifft sich die Jugend der Welt in Paris. Einen Hauch von Olympia kann man schon heute dort verspüren – beispielsweise im Grand Palais Ephemere, dem Interimsbau für das geschlossene Grand Palais aus dem Jahr 1900. Genau dort hat vor einer guten Stunde der 33-jährige Luxemburger Victor Bettendorf auf seinem elfjährigen Belgier Mr. Tac für eine  Sensation gesorgt: Sieg und 132 000 Euro Prämie beim Grand Prix Hermes. Chapeau! Die Elite hatte das Nachsehen. Bester Franzose war unser Freund „Bosty“ mit Cassius Clay VDV Z auf Rang sechs. Für unsere Reiter*innen gab’s dabei fast keinen Sous.

Wer die französische Hauptstadt kennt und liebt, der weiß natürlich, wo das Grand Palais liegt, der Stahlbau unweit der Seine im Blickfeld des Eiffelturms, erbaut zur Weltausstellung 1900. Der unsterbliche Karl Lagerfeld hat dort seine Modenschauen zelebriert, es gab spektakuläre Kunstausstellungen und vieles andere mehr. Zum Beispiel auch das vor 13 Jahren begründete Hallenturnier „Grand Hermes“, des Modehauses, bei dem man sündhaft teure Sättel und anderes Zubehör kaufen kann, vor allem aber die legendären Seidenschals mit den Pferdemotiven für die elegante Dame. (Der dieser Tage mit 90 Jahren gestorbene Klaus Philipp hatte mal für Hermes solche Schals entworfen.)

2021 hat man dieses Grand Palais geschossen, um es bis zu den Olympischen Spielen 2024 herzurichten für die Wettkämpfe im Fechten und im Taekwando. Um bis dahin eine praktische Ausweichstätte zu bekommen, bauten die Franzosen auf dem Champ du Mars, dem schmalen Marsfeld, das zum Eiffelturm führt, das „Grand Palais Ephemere“. Es ist 140 Meter breit, 145 Meter lang und 20 Meter hoch, bietet 10 000 Quadratmeter Nutzfläche, also doppelt so viel wie das klassische Grande Palais. Was genau zu Olympia dort stattfinden soll, ist noch vage. Übers Wochenende jedenfalls sah man dort das 13. Turnier des Hauses Hermes. (Nach den Spielen wird der Bau übrigens wieder abgetragen.)

Die hippologische Nachricht des Tages aus Paris: Der mit 400 000 Euro dotierte Große Preis mit sage und schreibe 48 Pferden am Start geht sensationell nach Luxemburg. Victor Bettendorf, der im Februar für Aufsehen sorgte, als er in Göteborg den Großen Preis gewann, ließ im Stechen der besten 14 die versammelte Elite hinter sich: ohne Fehler in 32,08 Sekunden. Platz zwei und 80 000 Euro für Harrie Smolders aus den Niederlanden und seinen Holsteiner Monaco. Danach die drei Belgier Wilm Vermeir auf IQ (60 000 Euro), Pieter Devos auf Mom’s Toupie (40 000) und Olivier Philippaerts auf Legend of Love (24 000). Ein schöner Erfolg also für den Equipechef Peter Weinberg.

Otto Becker hingegen konnte heute nicht zufrieden sein: Platz sieben und 12 000 Euro für Gerrit Nieberg und Blues d’Aveline – mehr war leider nicht drin. Ein Zeitfehler im Umlauf kostete Kendra Claricia Brinkop und ihr Pferd namens „In Time“ den Einzug ins Stechen. Ebenso erging’s Marcus Ehning auf Priam du Roset (Rang 16). Auch Christian Kukuk und Mumbai blieben mit einem Abwurf hinter ihren Möglichkeiten (Rang 18). Hansi Dreher und Cous Cous nach Abwurf auf Rang 26. Dahinter Daniel Deusser mit Tobago Z nach Abwurf nur auf Platz 27. Ein gebrauchter Tag.

Wie gesagt, 14 Pferde im Stechen – unter dem Zweistelligen, trotz knapp bemessener Zeit, machen’s die Parcoursbauer heutzutage wohl nicht mehr. Kürzlich hatten wir 17 und 15 Pferde in zwei wichtigen Großen Preisen. Tja, was soll man da sagen. Übrigens: Fast alle im Stechen bekamen Preisgeld, bis auf Gregory Cottard, der mit 20 Strafpunkten ins Ziel kam, und Ioli Mytilienou, die eliminiert wurde. Für die Ränge elf und zwölf bekamen die Reiter/Besitzer immerhin noch jeweils 4000 Euro. Alles in allem lag die Dotierung beim Hermes-Turnier von Paris bei 700 000 Euro. Im olympischen Jahr 2024 soll das Turnier wieder im Grand Palais Ephemere stattfinden. Dann wird die olympische Vorfreude und Spannung gewiss schon mit Händen zu greifen sein.