In Eberdingen, einer 7000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Ludwigsburg unweit von Stuttgart, ist eine 25-Jährige schwer verletzt worden: Sie hatte an einer Straße zwei Pferde geführt – als die scheuten, wurde die Frau zu Boden gerissen, ein stückweit mitgeschleift und schwer verletzt. Derlei Unfälle häufen sich: Der immer stärker werdende Trend, Pferde nur noch zu führen, anstatt sie unter dem Sattel auszubilden und stets mit Zaumzeug statt mit Halfter zu führen, ist in meinen Augen ein gefährlicher Irrweg!

Der Unfall ereignete sich am vergangenen Mittwoch, 19. April. Die offizielle Meldung des Polizeipräsidiums Ludwigsburg darüber hier im Wortlaut: „Am Mittwoch kam es gegen 18.05 Uhr im Bereich der Hochdorfer- und der Stuttgarter Straße im Eberdinger Ortskern zu einem Unfall, bei dem eine 25-jährige Frau schwer verletzt wurde. Die Frau führte zwei Pferde auf einem Fußweg neben der Fahrbahn aus. Am Ende des Fußweges scheuten mutmaßlich die beiden Pferde, gingen durch und rissen die Frau auf die Fahrbahn. Dadurch fiel die 25-Jährige zu Boden und wurde quer über die Fahrbahn mitgeschleift. Sie erlitt dabei mutmaßlich mehrere Tritte gegen den Kopf. Mit einem Rettungshubschrauber wurde sie schwer verletzt in ein Krankenhaus gebracht. Die Ermittlungen dauern an.“

Das ist der Sachverhalt, kurz und knapp, wobei sich viele Fragezeichen ergeben, die die Polizei in diesen Tagen zu klären hat: Wurden die beiden Pferde von der jungen Frau lediglich per Halfter und Anbindestrick geführt? Oder waren beide Pferde aufgezäumt? Ging die junge Frau zwischen beiden Pferden oder einer Seite, beide Pferde neben sich? Welche Beschaffenheit hat der Feldweg, auf dem sie mit den Pferden ging? Wie stark war der Verkehr auf der Straße? War die junge Frau im Umgang mit Pferden genügend erfahren und geübt? Hätte sie erkennen müssen, dass das Risiko, mit beiden Pferden diesen Weg zu wählen, mutmaßlich zu hoch lag? Um welche Art von Pferden handelt es sich: Freizeitpferde, Sportpferde, Zuchtpferde? War ein Hengst darunter? Was wurde aus den beiden Pferden: Blieben sie unverletzt, stürmten sie davon, konnten sie später eingefangen werden?

Meine Meinung: Aus der knappen Polizeimeldung geht leider nur wenig hervor. Das liegt in der Natur der Sache. Wie erklärt, dauern die Ermittlungen nach der Unfallursache an. Bleibt zu hoffen, dass wir in einiger Zeit mehr erfahren. Das wäre wichtig, um anhand dieses wie auch anderer Fälle vor dem Umgang mit Pferden an der Hand zu warnen bzw. auf unverzichtbare Bedingungen hinzuweisen, die sich aus den von mir gestellten Fragen ergeben.

Wir alle wissen, dass der Umgang mit unseren Pferden immer und überall mit einem Risiko verbunden bleibt. Ein derartiges Unglück kann jederzeit auch versierten Pferdeleuten passieren. So war es vor einigen Jahren in der Schweiz, wo eine damals 29-Jährige ihr Pferd am Halfter im Außenbereich führte. Sie hatte sich den Anbindestrick ums Handgelenk gewickelt. Als ihr Pferd scheute und in Panik losgaloppierte, wurde sie tragischerweise zu Tode geschleift.

Hoffen wir, dass die junge Frau, die in Eberdingen verunglückt ist, bald wieder vollständig hergestellt sein wird. Nehmen wir ihren Unfall als Warnung und als strikte Aufforderung, das Führen der Pferde per Halfter im Freien zu unterlassen! Wer’s dennoch tun will, der sollte sein Pferd wenigstens mit Zaumzeug und Zügeln versehen, um eine wirksame Kontrolle über das Pferd zu haben. Niemals darf man sich, ob Zügel oder Anbindestrick, die Dinge ums Handgelenk wickeln. Im Zweifelsfalle heißt die Parole in jedem Fall: Loslassen, ja nicht versuchen, zum Helden zu werden!!!

Wer unseren jungen Leuten vorgaukelt, das Führen der Pferde sei wahrhaft artgerecht, das Reiten hingegen vom Übel, der macht sich mitschuldig.