Volker Wulff, einer der führenden Turniermacher in Europa, seit mehr als 25 Jahren Chef der von ihm gegründeten Agentur Engarde Marketing, sagt: „Hier und heute macht es leider keinen Sinn, die „Munich Indoors“ fortzuführen. Aber zu den Akten möchte ich sie auch noch nicht legen.“ In der Münchner Olympiahalle wird es also auch in diesem Jahr kein Turnier geben. Die Gründe dafür liegen, so Volker Wulff, in den Folgen der Pandemie und bei den auf breiter Front gestiegenen Kosten.

Wer die Münchner Olympiahalle kennt, erbaut zu den Olympischen Spielen von 1972, der weiß: Dieser veraltete Gebäudekomplex mit den steil ansteigenden Zuschauerrängen, damals errichtet für die Ballsportarten, ist für den Sport mit den Pferden nicht gerade ideal geeignet. Trotz vielerlei Versuchen in der Vergangenheit und einem durchaus attraktiven Programm aus Springen und Dressur ist es nicht gelungen, die Arena zu füllen.

Volker Wulff sagt: „Aktuell ist es durch die gestiegenen Kosten, die ein Indoor-Event an einem Ort wie der Olympiahalle mit sich bringt, einfach nicht wirtschaftlich. Da geht es um Energiekosten, Personal und Dienstleister.“ Konkrete Zahlen nennt er nicht, aber wer sich ein wenig auskennt in der Szene der Turnierveranstalter, der weiß, dass es sich um hohe sechsstellige Summen handelt. Die Gesamtetats solcher Turniere liegen im siebenstelligen Bereich. Besonderes Problem in München: Die Attraktivität der Kulturmetropole mit vielerlei Events an den Wochenenden bringt es mit sich, dass leider nicht genügend Zuschauer kommen, um sicher schwarze Zahlen zu schreiben. Die Konkurrenz zum Reitturnier im Herbst ist in München einfach zu groß.

Der Engarde-Chef beurteilt die langsam zu Ende gehende Saison 2023 gleichwohl positiv: „Wir sind in der ersten, wirklich restriktionsfreien Saison. Es sind Turniere weggefallen, andere scheinen gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Die letzten Jahre hatten einen reinigenden Effekt auf die Turnierlandschaft. Auch bei uns sind zwei Turniere weggefallen: Berlin und eben München. Umso erfreulicher ist es, dass die Partner Pferd in Leipzig und das Derbyturnier in Hamburg sich dieses Jahr quasi selbst übertroffen haben. Es ist für mich beeindruckend, wie loyal und begeisterungsfähig das Publikum dieser beiden Events ist.“

Gleichwohl, trotz mancher Probleme blickt Volker Wulff positiv nach vorne: „Wir wollen diese beiden Turniere und andere, für die wir Mitverantwortung tragen, weiterentwickeln. Sowohl die Bundes-Championate in Warendorf wie auch die OWL Challenge entwickeln neue Strukturen. Aber auch dort haben wir starke Partner, die beide Veranstaltungen nach vorne bringen wollen.“

Und wie weiter 2024? Wulff sagt: „Im April kommenden Jahres richten wir in Zusammenarbeit mit der Agentur Blink aus Dubai das erste FEI-Weltcup-Finale im Nahen Osten aus. In Riad, der Hauptstadt von Saudi Arabien, finden die Weltcupfinals in Dressur und Springen statt. Für uns ist es das fünfte Weltcupfinale, das wir organisieren. Ich bin schon richtig aufgeregt! Das wird toll!“

Führt man sich vor Augen, wie der erfahrene Volker Wulff die Entwicklung des nationalen wie internationalen Turniersports beurteilt, vor allem natürlich die Veranstaltungen, denen er seinen Stempel aufdrückt, so erkennen wir einerseits, wie schwierig vor allem das wirtschaftliche Umfeld geworden ist, aber auch die Entwicklung des Spitzensports: Touren und Serien, die Neuordnung der Nationenpreise, dazu die Championate und die Olympischen Spiele. Turniere, die ausfallen, aus welchem Grund auch immer, haben Probleme, im dichten Turnierkalender wieder ihren Platz zu finden.

Aus meiner besonderen Sicht auf den Südwesten und den Süden bleibt festzuhalten: Nach dem unerfreulichen Ende der Ära Kaspar Funke in Donaueschingen müssen alle Beteiligten froh und dankbar sein, dass sich mit Hilfe von Matthias Rath und seinem Team für 2024 ein guter Neuanfang im Schlosspark an der Donauquelle abzeichnet.

Mehr Infos unter www.engarde-marketing,de