Wie doch die Zeit vergeht! Ich erinnere mich noch gut an den Oktober 1985. Damals feierten wir – zehn Minuten von meiner Wohnung entfernt – das allererste „German Masters“ in der 1983 eröffneten Hanns-Martin-Schleyerhalle. Annegrete Jensen auf Marzog und Reiner Klimke auf Ahlerich ritten einen eigens einstudierten Pas de Deux. Und Paul Schockemöhle sagte: „Stuttgart ist auf Anhieb das beste deutsche Hallenturnier!“. Seitdem ist viel Wasser den Neckar hinuntergeflossen. Heute um 12.30 Uhr gibt’s den ersten Start zum 37. German Masters. Kinder, wie die Zeit vergeht!

Dieser 15. November beginnt für die Stuttgarter Turniermacher mit einer durchaus guten Nachricht. In der Szene spricht sich herum, dass es die Prag-Playoffs, heuer auch in dieser Woche, diesjahr zum letzten Male gibt. Der Vertrag zwischen Jan Tops, dem Gründer der Global Champions Tour, und der tschechischen Familie Kellner läuft wohl aus. Kommendes Jahr findet das „Millionenturnier“ zum Abschluss der olympischen Toursaison 2024 in Riad statt. Und zwar eine Woche nach dem 38. Stuttgart Masters.

Ja, Sie liegen richtig mit ihrer Vermutung: Im April 2024 macht Volker Wulff in Riad die Weltcupfinals in Springen und Dressur. Ob er auch das „Millionenturnier“ im November 2024 organisiert, das weiß ich nicht. Falls er in den nächsten Tagen nach Stuttgart kommen sollte, werde ich in fragen.

Überhaupt, es gibt für die Stuttgarter keinen Grund, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen: Die magische Marke von 50 000 Besuchern ist nicht unerreichbar. Und die Starterfelder können sich sehen lassen. Andreas Krieg, der in der dreiköpfigen Turnierleitung die Verantwortung für den Springsport trägt, sagt mir: „Ich bin sehr zufrieden mit unserem Starterfeld. So vier bis fünf Reiter, die in Prag starten, hätte ich gerne hier gehabt. Aber wir haben eine Warteliste, viele würden gerne am Masters teilnehmen.“

Auch beim 37. German Masters macht es wieder die Mischung: Die Weltcups in Dressur und Springen ganz oben, die Fahrer nicht zu vergessen, aber darunter die Prüfungen für die Nachwuchsreiter, vom Ponyspringen über den Piaff-Förderpreis bis zu den Hallenchampionaten für Baden-Württemberg in Dressur und Springen. Nicht zu vergessen den Nürnberger Burgpokal für die Junioren-Springreiter.

Diese Mischung war von Anfang an eine Stärke der Stuttgarter. Ich erinnere mich noch: Beim ersten Turnier im Herbst 1985 kamen vielerlei junge Springreiterinnen und Springreiter aus dem In- und Ausland. Darunter der Franzose Philippe Rozier. Der gewann auf Anhieb den Großen Preis auf der Vollblutstute Jiva. Jetzt, fast vierzig Jahre später, ist Philippe immer noch aktiv im großen Springsport. Chapeau!

Zum vorläufigen Schluss noch dies: Der für Indien reitende Anush Agrarwalla ist ein Schüler von Reitmeister Hubertus Schmidt. Ich bitte Anush um Pardon! Er weiß schon, warum.

Fast hätt‘ ich es vergessen: Für alle Fans der Aachener Soers: In der Nacht vom kommenden Samstag auf Sonntag entscheidet sich auf der FEI-Jahresversammlung in Mexiko, ob die Aachener die WM 2026 bekommen. Am Sonntag um 14 Uhr wollen die Aachener via Internet uns alle über den Stand der Dinge informieren. Das sollte man sich merken.

Die erste goldene Schleife ging soeben (14.15 Uhr) an den bayerischen Berufsreiter Franz Trischenberger auf dem 16-jährigen Hannoveraner Sarotti mit 72,632 Prozent vor dem Hallenchampion von 2022, Moritz Treffinger auf Francis Royal (70,658), und Ann-Cathrin Rieg aus Bad Boll auf Derrick (70,447).

Den Aufgalopp zum Hallenchampionat der baden-württembergischen Springreiter gewann Alexander Schill, der Champion von 2006, auf Costa Gavras vor Armin Schäfer jr., dem Champion von 1999, und Hansi Dreher auf Jiniki. Morgen im Finale treten 26 Pferde an. Der Favorit heißt für mich Hansi Dreher.

Damit es nicht untergeht in der Fülle der großen und kleinen Nachrichten: Im letzten Augenblick ist die Konkurrenz der Turniere von Stuttgart und Prag doch noch zum Tragen gekommen: Daniel Deusser und Gerrit Nieberg haben es sich anders überlegt, sind lieber an die Moldau als an den Neckar gefahren. Der Lockruf des Geldes ist allemal stärker als alles andere. In Stuttgart nimmt man’s gelassen.

Später noch mehr. Mehr Info unter www.longinestiming.com und natürlich unter www.stuttgart-german-masters.de