Michael Mronz, der Geschäftsführer der Aachener Turniergesellschaft, gab vor Kurzem dies bekannt: „Seit der Vergabe der Weltmeisterschaften 2026 an uns, haben wir bereits 30 000 Eintrittskarten verkauft. Wenn die Londoner heute Abend die Bilanz ihres Weltcupturniers ziehen, dann dürften sie ihre selbst gesteckte Marke von 90 000 Zuschauern erreicht haben. Für die Neuauflage des Traditionsturniers im Schlosspark von Donaueschingen im September 2024 hat der Ticketverkauf soeben begonnen. Was sagt uns das alles? 

Zur näheren Betrachtung noch diese aktuellen Zahlen: Mein Hausturnier in der Schleyerhalle hatte Mitte November mehr als 53 000 Besucher, das Traditionsturnier in der Frankfurter Festhalle, gestern zu Ende gegangen, hatte nach eigenen Angaben von Matthias Rath mehr als 54 000 Besucher. Der Ticketverkauf für die drei Marbacher Hengstparaden, Ende September und Anfang Oktober, hat  ebenfalls begonnen. Auf der Schwäbischen Alb rechnet man mit dreimal 8000 Zuschauern.

Ich meine, die positive Abstimmung mit den Füßen, also das Interesse so vieler Menschen am Turniersport und an den Schauprogrammen mit den Pferden, ist sehr erfreulich. Vielerorts liegt das Interesse wieder so hoch wie vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie 2020. Das ändert freilich nichts an der Tatsache, dass es einige Turniere nicht geschafft haben, diese drei Jahre währende Krise unbeschadet zu überstehen. Man denke nur an Braunschweig, Offenburg und München.

Trotz alledem: Der Pferdesport bleibt, wie wir wissen, olympisch. Die Unkenrufe vom Ende des Privilegs olympisch zu sein, waren völlig verfehlt und überzogen. Beobachtet man in diesen letzten Tagen und Wochen des vorolympischen Jahres die weltweiten Aktivitäten auf den internationalen Auktionen und Pferdemärkten (sprich: Dauerturnieren) so zeigt sich, dass es neue Rekorde gibt bei den Umsätzen, das Interesse an überdurchschnittlich guten Pferden für alle Disziplinen sticht ins Auge.

Manchmal wird mir dabei angst und bange, wenn ich sehe, wie viele tolle Talente aus der deutschen Zucht für sechs- und mitunter auch siebenstellige Summen ins Ausland verkauft werden. Unsere Bundestrainer stöhnen völlig zurecht, wenn sie sich Gedanken darüber machen, ob ihre Topreiter womöglich morgen schon ohne Pferde dastehen.

Dessen ungeachtet, der Pferdesport ist noch längst nicht am Ende. Schade nur, dass es immer wieder Skandale gibt wie zuletzt um den dänischen Händler und Dressurausbilder Andreas Helgstrand. Er hat sich und uns allen keinen Gefallen getan mit seiner Gier und seiner Rücksichtslosigkeit, im Gegenteil: Er schadet sich und dem Ansehen des Sports. Ich bin sicher, dass in dieser Causa noch mehr negative Einzelheiten ans Licht kommen. Und ich gehe fest davon aus, dass er um seine gerechte Strafe nicht herumkommt.

Machen wir uns also nichts vor: Die Menschen stimmen ab mit den Füßen, im eigentlichen und im übertragenen Sinne. Die Tatsache, dass sie tausendfach Eintrittskarten buchen für die großen Events, ob in Aachen oder anderswo, sind ein Beleg dafür, dass sie den Pferden verbunden sind und bleiben möchten. Und dass sie denjenigen, die ihn aktiv betreiben und organisieren damit eine hohe Verantwortung tragen. Ihnen schenkt man nach wie vor das Vertrauen. Das ist großartig und darf nicht immer wieder enttäuscht werden. Gerade im olympischen Jahr 2024 wird sich zeigen, ob der Sport mit den Pferden die Chance, die sich ihm in Paris (und natürlich auch anderswo) bietet, zu nutzen weiß.