Die spannende grüne Saison 2022 neigt sich dem Ende entgegen – ohne Pause geht’s in die Hallen. Bald startet der Springreiter-Weltcup 2022/23 mit den Turnieren in Oslo und Helsinki. Da lohnt sich der Blick auf die aktuelle Weltrangliste. Standesgemäß steht Henrik von Eckermann, der neue Weltmeister, mit deutlichem Abstand weiterhin ganz oben.

Der sympathische Schwede, der als Topfavorit nach Herning gereist war und dort mega cool, wie man heute sagt, sich den WM-Titel schnappte, hat 3504 Weltcuppunkte auf seinem Konto. Der Eidgenosse Martin Fuchs folgt mit 3184 Punkten auf Platz zwei. Neu auf Rang drei steht jetzt der Franzose Julien Eppaillard mit 2828 Punkten – dieser Profi durch und durch rangierte bisher auf Platz fünf. Auf den aktuellen Plätzen vier und fünf finden wir den Niederländer Harrie Smolders und den Iren Conor Swail.

Blicken wir am Ende dieser WM-Saison auf unsere deutschen Spitzenkräfte, so finden wir als Besten auf Rang 13 den in Belgien lebenden und reitenden Daniel Deusser. Er kommt von Rang 18 nach vorn. Seine Bilanz ’22 kann sich sehen lassen: Siege in der Global Tour, dazu der Gewinn des Großen Preises von Calgary. Dickes Kompliment! Als es um die Nominierungen für die WM ging, hieß es intern, Deussers Killer Queen sei nicht in der passenden Form. Nur gut, dass Otto Beckers Equipe in Herning ihr Minimalziel erreicht hat – die Qualifikation für Paris 2024.

Auf dem aktuellen Platz 19 sehen wir Marcus Ehning, auf Rang 21 Christian Ahlmann. Christian Kukuk folgt auf Rang 39, David Will auf 42. Apropos David Will. Der von ihm in den internationalen Sport gebrachte Holsteiner C-Vier wurde bekanntlich überraschend an die Mäzene des Iren Cian O’Connor verkauft – wenige Tage nach der WM in Dänemark teilte Cian O’Connor dann kurz und knapp mit, sein  brauner C-Vier gehe künftig unter einem jungen Reiter in den USA. Er, Cian, sei und bleibe C-Vier dankbar dafür, dass er bei der WM zur Qualifikation der irischen Equipe für Paris 2024 beigetragen habe. Mehr gab’s da offenbar nicht zu sagen. Fehlte nur noch der lapidare Hinweis, dass der Zweck bekanntlich die Mittel heiligt. Beim Nationscupfinal vor wenigen Tagen wurden die Iren – ohne Cian O’Connor – letzte.

Schauen wir, was die aktuelle Rangliste betrifft, jenseits der 50 auf die deutschen Namen, so finden wir den Südbadener Hans-Dieter Dreher auf Platz 51. Auf 56 folgt Philipp Weishaupt, auf 61 Jana Wargers, für mich die Aufsteigerin des Jahres. Geritt Nieberg, der Sieger von Aachen, rangiert auf 76, der Jungstar Richard Vogel auf 84 und Janne Friederike Meyer-Zimmermann auf 90. Im Frühjahr ist sie Mutter geworden – jetzt kämpft sie sich mühevoll wieder nach vorne. Hoffentlich findet die FEI baldmöglichst einen fairen Weg, Spitzenreiterinnen, die Kinder kriegen, dafür nicht auch noch zu benachteiligen oder gar zu bestrafen, was die Ranglistenpunkte betrifft.

Und noch etwas kommt mir in den Sinn am Ende dieser grünen WM-Saison und im Blick auf die vorolympische Saison 2023. Die Springreiter haben das Weltcupfinale im Frühjahr in Omaha/Nebraska, dazu die EM im Spätsommer in Mailand. Otto Becker braucht, um erfolgreich zu sein, Reiterinnen und Reiter, deren Pferde „angebunden“sind, wie man so schön sagt, also unverkäuflich. Der Fall C-Vier, den David Will binnen weniger Tage abgeben musste, ist leider kein gutes Beispiel.

Weit besser steht Jana Wargers da, deren Mitbesitzer an Limbridge zugesagt haben, nicht vor Paris 2024 zu verkaufen – wenn überhaupt. Andre Thiemes Chakaria steht laut eigener Aussage auch nicht zum Verkauf. Das gilt ebenso für Daniel Deussers Toppferde. Wie es um die Pferde von Richard Vogel steht, vermag ich nicht zu beurteilen. Im Falle Nieberg und Ben haben wir die Aussage, dass sich Hendrik Snoek und Vater Nieberg als Besitzer eine Marke gesetzt haben, unter der sie nicht verkaufen. Wie hoch diese Marke ist, bleibt das interne Geheimnis der beiden Ex-Springreiter. Hoffentlich erfahren wir nie, wie hoch die Marke war.