Vor einer Woche waren wir noch in der Soers oder haben vor der Glotze gesessen, um live dabei zu sein, wenn alle Welt neugierig mitfiebert, wer denn nun anno 2023 den Großen Preis von Aachen gewinnt. Marcus Ehning und sein Stargold haben uns die Freude gemacht. „Wir sind Sieger!“ So hätte die Schlagzeile der Boulevardgazette mit den vier großen Buchstaben lauten können. (Aber die Bild war heuer in Aachen gar nicht vertreten. Eine andere Geschichte.) Wir blicken indessen mit hohem Interesse auf die Weltranglisten, wohlgemerkt: Die Wettkämpfe beim „Tschio“ sind darin noch gar nicht eingepreist. Die Mühlen der FEI mahlen recht langsam.

Am weitesten gediehen sind die Vorbereitungen unserer Dressurequipe im Blick auf die Europameisterschaft bei Ludger Beerbaum in Riesenbeck (4. bis 10. September). Am 2. Juli, dem Schlusssonntag von Aachen, haben Monica Theodorescu und der Dressurausschuss ihre Longlist veröffentlicht: Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera, Sönke Rothenberger mit Fendi, Frederic Wandres mit Bluetooth und Isabell Werth mit Quantaz. Als Reserve stehen Matthias Rath mit Thiago, Katharina Hemmer mit Denoix und Bianca Nowag-Aulenbrock mit Florine bereit. Offen und ehrlich: Die beiden letztgenannten Damen waren mir bis zum vergangenen Sonntag unbekannt.

Auf der dieser Tage veröffentlichten Weltrangliste sieht die Sache so aus: Jessica liegt mit 2200 Punkten weiterhin an der Spitze, gefolgt von Charlotte Fry mit 2141 Punkten. Knapp dahinter Nanna Merrald aus Dänemark vor Isabell Werth, die von drei auf vier zurückgerutscht ist. Auf den nächsten Plätzen Dinja van Liere, die auf ihren Hermes verzichten muss. Auf Rang sechs folgt Charlotte Dujardin vor der Dänin Carina Krüth. Rang acht für Frederic Wandres aus dem Stall Kasselmann, dann der Schwede Patrick Kittel und Ingrid Klimke auf Platz zehn: Leider wird sie den kaum halten können, nachdem bei ihrem Franziskus ein Haarriss festgestellt und operiert worden ist. Vermutlich ist die vorolympische Saison für ihn beendet.

Auf Platz elf finden wir Benjamin Werndl, dessen Famoso offenkundig nicht fit ist. Auf 13 folgt Dorothee Schneider, die heuer leider nicht in die Erfolgsspur gefunden hat. Rang 18 für Helen Langehanenberg, Rang 32 für Matthias Rath, 33 für Evelyn Eger, 38 für Isabell Freese und 47 für Fabienne Müller-Lütkemeier. Die Frage aller Fragen im Blick auf die EM in Riesenbeck: Bringt „Lottie“ Fry ihren Glamourdale mit? Gibt’s ein Jahr vor Olympia in Paris das sportliche Duell mit Jessica und ihrer Dalera, oder erklärt Anne van Olst ihren Rapphengst wieder als unabkömmlich beim Zuchtgeschäft? Die Spannung steigt.

Auf der Weltrangliste der Springreiter hält sich die Spannung eher in Grenzen: Seit einem Jahr dominiert unangefochten Henrik von Eckermann, der Weltmeister. Julien Epaillard, der Vorreiter für die Freunde des Reitens ohne Hufeisen, folgt auf Rang zwei. Harrie Smolders belegt Rang drei, McLain Ward, der enttäuscht aus der Soers abreiste, folgt auf vier. Danach die Herren van der Vleuten, Fuchs, Delestre, Farrington (nicht beim CHIO), Sweetnam und Swail. Platz elf belegt Ben Maher, dahinter Daniel Deusser, der von neun auf zwölf zurückgefallen ist. Sein zweiter Platz im Großen Preis von Aachen bringt ihn auf der nächsten liste wieder weiter nach vorne.

Den strahlenden Aachen-Sieger finden wir auf Rang 20. Auch er wird Anfang August deutlich nach oben  kommen. Platz 24 für Richard Vogel, der in der Soers ebenfalls allerhand Punkte gesammelt haben dürfte. 26 für Philipp Weishaupt, 35 für Christian Ahlmann nach seiner Verletzungspause, David Will auf 41, Andre Thieme auf 45 zurückgefallen, 47. ist Hansi Dreher, 48. Gerrit Nieberg und 50. Christian Kukuk.

Unsere Buschreiter dürfen bei der EM in der Normandie eine Equipe mit vier Leuten sowie zwei Einzelreiter an den Start bringen. Ihre Weltrangliste sieht Tim Price an der Spitze vor Tom McEwen, der in Aachen nicht überzeugen konnte. Dahinter Rosalind Canter, Weltmeisterin von 2018, Oliver Townend sowie Tamra Smith aus den USA, die in Aachen sehr wohl überzeugte. Die beste deutsche Reiterin ist und bleibt Julia Krajewski auf Rang 14. Michael Jung ist jetzt 17., wird nach seinem zweiten Platz in der Soers demnächst wieder vorrücken. Der nächste Deutsche ist Christoph Wahler – von 61 auf 38 vorgerückt. Chapeau!

Calvin Böckmann finden wir auf Platz 44, Malin Hansen-Hotopp auf 49 und Sandra Auffarth auf Rang 50. Auf 63 sehen wir Anna Lena Schaaf, auf 72 Anna Siemer, auf 83 Arne Bergendahl, auf 90 Anna-Katharina Vogel und auf Rang 156 die heuer schwer gebeutelte Ingrid Klimke.

Das war die aktuelle Achterbahn beim Spitzensport mit den Pferden. Alles fließt.