Ich bewundere die traditionsreiche Reiterfamilie von Landsberg. Unbeirrt richten sie und ihre vielen Helfer*innen die Deutschen Meisterschaften aus. Aber von Jahr zu Jahr scheint das Feld der Teilnehmer*innen zu schrumpfen. Ja sogar während des Wochenendes sinken die Starterzahlen auf der prima hergerichteten Anlage im idyllischen Sauerland. Aber noch nie hab‘ ich ein kritisches oder gar böses Wort von diesem Veranstalter gehört. Die FN und das DOKR müssen froh und dankbar sein, dass die Landsbergs in Erinnerung an den langjährigen FN-Präsidenten Dieter Graf Landsberg diese wichtige Meisterschaft ausrichten. Ich bin mir fast sicher, dass es bundesweit niemanden gibt, der bereit dazu wäre, die Nachfolge von Balve anzutreten. 

Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit blicke ich an diesem Sonntagabend auf die Ergebnisse von den wichtigsten Turnieren, an denen deutsche Topreiter und Topamazonen teilgenommen haben. Natürlich fange ich in Balve an. Im Kürfinale blieben nurmehr elf Pferde, weil Isabell Werth ihren Quantaz schonen wollte; sie fuhr wohl zum ersten Male ohne Medaille von einer DM nach Hause. Auch Sönke Rothenberger mochte seinen auffälligen Fendi nicht in die Kür schicken, ebenso wenig wie Dorothee Schneider ihre First Romanctic.

Immerhin blieb Jessica von Bredow-Werndl mit ihrer Dalera an Bord, glänzte mit üppigen 90,075 Prozent. Siegprämie 7000 Euro. Chapeau! Frederic Wandres steuerte den verlässlichen Bluetooth auf 81,775 Prozent, bekam 5.625 Euro dafür. Ingrid Klimke nutzte die Chance mit ihrem Franziskus, bekam 80,650 Prozentpunkte und 4375 Euro.

Wenig später gaben Monica Theodorescu und der Dressurausschuss die Nominierung für die Fünf-Sterne-Tour in der Soers bekannt: Jessica und Dalera, Ingrid und Franziskus, Frederic und Bluetooth sowie Isabell und Quantaz. Als Reservereiter fungieren Sönke Rothenberger und Fendi sowie Matthias Rath und sein Thiago.

Den Titel bei den Springreitern sicherte sich mal wieder Altmeister Marcus Ehning mit Priam du Roset, einem Sohn seines früheren Erfolgspferdes Plot Blue. Silber gab’s für Maurice Tebbel und Chaccos Light, Bronze für Maximilian Weishaupt auf Omerta, den bayerischen Bruder von Philipp Weishaupt (falls jemand den Namen noch nicht kennen sollte.) Eigens hinweisen möchte ich auf den Platz sechs für Ex-Weltmeisterin Simone Blum auf Ciara. Der Titel bei den Amazonen ging bereits gestern an Mylene Kruse auf Cha Mu vor Angelique Rüsen auf Craweny und Mynou Diederichsmeyer auf Quick and Fly. Platz vier für Simone Blum.

Bliebe noch ein kurzer Hinweis auf Mario Stevens: Der WDR hatte den Titelverteidiger mit seinem Starissa groß angekündigt – aber knapp daneben ist auch vorbei: Mario wollte gar nicht nach Balve, schonte sein Pferd lieber, darauf hoffend, dass ihm Otto Becker einen Startplatz in Aachen bewilligt. Wir werden bald sehen, ob das für Mario die richtige Taktik war.

Vergessen wir nicht: Zehn Aktive, die man in Balve auch gerne gesehen hätte, ritten in La Baule und in Bratislava für Deutschland – wenn auch, wie berichtet, nur mit mäßigem Erfolg in den Nationenpreisen. Im Großen Preis bei der Global Tour in Cannes an der schönen Cote d’Azur siegte Maikel van der Vleuten auf Beauville, kassierte 165 000 Euro. Dahinter Pieter Devos auf Monis Toupie, Prämie 100 000 Euro. Michael Duffy überzeugte einmal mehr mit Cinca auf Platz drei, Prämie 75 000 Euro. Platz vier und 50 000 Euro für Philipp Schulze Topphoff auf Carla. Platz sechs und 22 500 Euro für Christian Kukuk auf seinem Toppferd Mumbai. Nicht platziert waren Katrin Eckermann, Patrick Stühlmeyer und Hansi Dreher.

In La Baule gab’s heute auch einen attraktiven Großen Preis: Nivola Philippaerts und Katanga galoppierten als Sieger über die Linie, bekam ebenfalls 165 000 Euro. Rang zwei für den Schweden Jens Fredricsson auf Markant, 100 000 Euro. Weltmeister Henrik von Eckermann und Iliana kam auf Platz drei ein, bekamen 75 000 Euro. Schwacher Tag für unsere Reiter: 17. Geritt Nieberg als bester, danach Richard Vogel auf dem 19., Jana Wargers schließlich auf dem 21.

Damit es kein Missverständnis gibt: Eine Deutsche Meisterschaft kann nicht mit Zehntausenden von Euro dotiert sein. Das ist ja klar. Immerhin unterstützt der Sponsor Longines die Landsbergs. Aber gleichzeitig gibt derselbe Konzern eine Menge Geld für die Konkurrenzturniere. Daraus werde einer schlau! Klar, einen Termin zu finden, der konkurrenzlos ist – das schafft man schon seit Jahren nicht mehr. Aber ist das Dilemma wirklich nicht zu vermeiden? Es wäre des Schweißes der Edlen wert, doch mal eine öffentliche Debatte zu führen über den Stellenwert der Deutschen Meisterschaft. Davon, dass man die Probleme am liebsten nur intern – oder besser noch gar nicht – diskutieren will, wird die Sache ja nicht besser.

Herzliche Grüße aus den Ferien auf Sylt!