Die schlechte Nachricht zuerst. An diesem Wochenende wären viele von uns liebend gerne in Basel gewesen, beim „Longines CHI Classics“. Aber es hat nicht sollen sein. Der Kanton Basel-Land hat den rührigen Turniermachern um Thomas Straumann und Andy Kistler quasi im Handstreich einen Strich durch ihre Rechnung gemacht, das geplante internationale Turnier mit Weltcupspringen und Dressur verboten.
Die Corona-Lage in der Schweiz, so die Begründung der Behörden, sei viel zu hoch, steige rasant an. Tagelang sah es so aus, als würden Thomas Straumann und sein Team vor lauter Frust den Bettel hinwerfen und das Kapitel Reitturnier in der St. Jacobshalle ein für allemal schließen. Ich habe darüber berichtet.
Jetzt die gute Nachricht. Der verständliche Groll verflog binnen weniger Tage, der OK-Präsident Andy Kistler, lange Jahre Equipenchef der eidgenössischen Springreiter, nannte dafür gute Gründe: „Wir haben extrem viel Solidarität und Wertschätzung zu spüren bekommen. Das hat uns allen nach der extremen Enttäuschung sehr gut getan. Nun haben wir neuen Mut gefasst und werden weitermachen.“ Andy Kistlers Motto klingt nach einem „Jetzt erst recht!“ Mitte Januar 2023 soll’s in der St. Jacobshalle wieder ein internationales Event geben mit Weltcupspringen und Dressur, ebenso 2024.
Aber jetzt kommt’s: Thomas Straumann, Andy Kistler, ihre Sponsoren, ihre Gönner und das gesamte Team der Helfer wollen ein weltweites Zeichen setzen: „2025 oder 2026 möchten wir das Weltcupfinale in Springen und Dressur austragen. Die Bewerbung dazu haben wir bereits eingereicht.“ Andy Kistler sagt im Pressedienst des Turniers, für das er als OK-Präsident engagiert arbeitet: „Wir halten an unseren ambitionierten Zielen fest.“
Gleichwohl, die herbe Absage des diesjährigen Meetings durch die Baseler Behörden wird wohl noch ein Nachspiel haben. Der Grund dafür liegt auf der Hand. Im Interview mit der Schweizer „Pferdewoche“ skizziert Andy Kistler klipp und klar die kritische Lage: „Die Absage des Kantons Basel-Land hat uns total auf dem falschen Fuß erwischt. Der Kanton gab dies per Pressemitteilung bekannt, ohne jede vorherige interne Information.“ Die Vorbereitungen, so Kistler, liefen zu diesem Zeitpunkt, zwei Wochen vor dem Turnier, bereits auf Hochtouren. Abreite- und Stallzelte standen bereits, nur der Innenausbau fehlte noch. Sämtliche Aussteller sowie die Caterer hatten ebenfalls mit ihren Vorbereitungen begonnen, hatten Waren bestellt und Mitarbeiter rekrutiert.
Den durch die kurzfristige Absage entstandenen Schaden mochte Andy Kistler nicht genau beziffern, dafür sei es noch zu früh. Rechne man alles zusammen, komme gewiss eine beträchtliche Summe zustande, denn die Absage des Turniers betreffe natürlich auch die Baseler Gastronomie und Hotellerie, den Einzelhandel und die diversen Dienstleister.
Schwacher Trost für die Eidgenossen: Vor wenigen Tagen mussten die Turniermacher in Bordeaux ihr Meeting absagen. Auch dort, so viel ist sicher, ist der Schaden beträchtlich. Für die internationale Elite der Springreiter natürlich auch, denn die Turniertage von Bordeaux sollten wie Basel eine Station des Weltcups 2021/22 sein. Nun hofft man in Leipzig umso mehr, Anfang April das Weltcupfinale ausrichten zu können. Turnierchef Volker Wulff, so heißt es, bleibe „gedämpft optimistisch“.