Paris! Paris! Paris! Wohin man auch schaut in diesen Tagen: Alle reiten mit dem Eiffelturm vor Augen und/oder dem Schloss von Versailles im Blick. Im niederländischen Boekelo ging’s am Wochenende darum, möglichst viele Pferde in der traditionellen Vier-Sterne-Prüfung für Olympia zu qualifizieren. Nicht weniger als 112 Pferde standen auf der Startliste, wohl so viele wie noch nie. Strahlender Sieger wurde genau um 15.35 Uhr der erfahrene Franzose Nicolas Touzaint auf Diabolo, der Europameister von 2007 und Team-Olympiasieger von Athen 2004. Das deutsche Team belegte mit 1072 Strafpunkten den 12. und damit enttäuschenden letzten Platz.

Beim Blick auf das Endklassement zeigt sich folgendes Bild: Von den 112 gestarteten Pferden kamen nur 79 in die Wertung. Im durchaus schweren Gelände nach allerhand Regen gaben neun Reiter auf, weitere 16 schieden aus. Unter Letzteren waren auch Julia Krajewski, die Olympiasiegerin von Tokio, mit ihrem Nickel sowie ihre Schülerin Anna Lena Schaaf mit Fairytale – beide mussten beim Einsprung ins Wasser ein unfreiwilliges Bad nehmen, blieben mit ihren Pferden aber gottlob unverletzt. Vor nicht allzu langer Zeit war Julia Krajewski in Blenheim mit ihrem Ero baden gegangen. Unter denen, die das Ziel nicht sahen, waren auch Niklas Bschorer und Brandon Schäfer-Gehrau.

Bester deutscher Reiter war Christoph Wahler auf seinem verlässlichen D’Accord, im Parcours leider mit einem vermeidbaren Abwurf, der die beiden auf Rang zwölf zurückwarf. Ansonsten wär’s ein Top-Ten-Platz gewesen. Noch ärgerlicher ging’s bei Felix Etzel und seinem Trakehner Polartanz: Der 30-jährige aus Ilsfeld bei Heilbronn, Mitglied der Sportkompagnie bzw. Perspektivgruppe in Warendorf, hielt sein Pferd im nur mittelschweren Parcours so fest am Kopf, dass es an zwei Sprüngen keine Chance hatte, fehlerfrei die andere Seite zu erreichen. Platz zwei wäre möglich gewesen bei einer Nullrunde – so war’s am Ende nur Platz 16.

Platz zwei hinter dem versierten Franzosen Touzaint (25,4 Strafpunkte), dessen Blick verständlicherweise strikt nach Paris gerichtet ist und der 13 000 Euro Siegprämie bekam, belegte etwas überraschend die Belgierin Lara de Liedekerke-Meier auf Ducati den zweiten Platz (28,6) vor Rosalind Canter auf Seventeen, die Weltmeisterin von 2018 und amtierende Europameisterin von Haras du Pin (28,6). Unser Freund Felix Vogg aus Radolfzell wurde auf Dao de l’Ocean Neunter (33,4), nachdem er sich am letzten Sprung einen völlig unnötigen Abwurf herbeigezuppelt hatte. Schade.

Ein knappes Jahr vor den Spielen von Paris gewannen die Franzosen den Nationscup von Boekelo mit 97,8 Punkten vor den von Chris Bartle geführten Briten (111,2) und den Belgiern (129,0). Wie viele Pferde genau in Holland an diesem Wochenende ihre Quali für Olympia erworben haben, vermag ich nicht zu sagen. Klar ist aber leider: Julia Krajewski hat bis dato kein Pferd qualifiziert; wie es ihrer Mandy geht und ob die Siegerstute von Tokio fit ist oder zumindest fit wird – nix genaues weiß man leider nicht. Ich denke, es wäre hilfreich, wenn Bundestrainer Peter Thomsen offiziell zur Causa Mandy Stellung nehmen würde.

Einer, der auf dem Weg nach Paris einen klügeren Plan hatte, ist Michael Jung: Vor einer Woche startete er mit seinem FischerChipmunk und zwei neuen Nachwuchspferden beim Vier-Sterne-Event im französischen Lignieres im Tal der Loire südlich von Orleans. Der Olympiasieger von London und Rio besiegte die gastgebenden Franzosen mit 28,6 Punkten souverän. Platz zwei für Camile Lejeune auf Dior (36,8), dahinter Sebastian Cavaillon auf Black Pearl (37,5). Chipmunk ist also für Paris qualifiziert. Hoffentlich können die beiden bei Michaels dritten Olympischen Spielen ihre Misserfolge der letzten Jahre vergessen machen.

Nebenbei bemerkt: Gestern Abend gewann Michael Jung beim Hallenturnier unter dem Schloss Hohenzollern die vierte und letzte Qualifikation zum baden-württembergischen Hallenchampionat in Stuttgart Mitte November. Unter dem Sattel hatte er den zwölfjährigen Fischer DuoPower aus der niederländischen Zucht. In der Schleyerhalle möchte er sicherlich zum zehnten Male das Indoor-Derby gewinnen – wen er dafür sattelt, weiß er wahrscheinlich selbst noch nicht.

Wer übrigens nicht ganz sicher ist, was das genau bedeutet, dem sei’s hiermit gesagt: Bei Olympia dürfen nur Pferde gestartet werden, die ein gutes Ergebnis bei einem Vier-Sterne-Event vorzuweisen haben. Das wiederum ist die Voraussetzung dafür, von den nationalen Verbänden überhaupt nominiert zu werden. Wann genau das deutsche Trio für Olympia nominiert wird, steht natürlich noch nicht fest. Fest steht lediglich, dass alle Teams nur aus drei Aktiven bestehen dürfen. Es bleibt also, alles in allem, noch eine Menge Arbeit für die Buschreiter, namentlich für unsere deutschen und namentlich, wenn’s um den Einsprung ins Wasser geht…