Der Mann ist 73 und eine weltberühmte Rocklegende, seine Tochter ist 31 und noch auf dem Weg, eine Legende im Springsattel zu werden. Während Jessica übers Wochenende bei der Globaltour in Riesenbeck startet, spielt Vater Bruce am Freitagabend auf dem Hockenheimring und am Sonntagabend im Münchner Olympiastadion. Ob die beiden  Springsteens dem Riesenbeck International die Schau stehlen können, wird sich erweisen. Ludger Beerbaum jedenfalls erwartet kurz nach seinem Rücktritt vom großen Sport ein selten starkes Starterfeld.

Seit Tagen schon vibriert das Internet: 80 000 Rockfans, so heiß es da, hätten sich Karten beschafft für das Motodrom im nordbadischen Hockenheim. Kostenpunkt so um die 250 Dollar pro Stück. Auch im Münchner Olympiastadion von 1972 haben wenigstens 60 000 Menschen Platz. Bruce Springsteen, den sie – nicht nur in den USA – den „Boss“ nennen, zieht die Massen magisch an. Seitdem seine Tochter 2021 bei den Olympischen Reiterspielen in Tokio Teamsilber mit der US-Equipe gewonnen hat, kennt man sie in ihrer Heimat, aber auch hier in Europa. Auf der elften Etappe der Globaltour startet sie mit ihrer Trainerin Laura Kraut und Spencer Smith.

Ludger Beerbaum und sein Team werben dieser Tage unter dem Motto „16 der besten 20 Reiter auf der Weltrangliste haben ihr Kommen zugesagt“. Insgesamt finden sich auf der Meldeliste 56 Aktive aus 19 Nationen. Schaut man ganz genau hin, so zeigt sich, dass von morgen an in Riesenbeck zwei Springturniere nebeneinander ablaufen: Die große Globaltour vom Freitag an im Rasenstadion, die Zwei- und Drei-Sternetour im benachbarten Sandstadion. Alles in allem geht’s um knapp 830 000 Euro an Preisgeldern. Allein der Große Preis von Riesenbeck am Sonntag, das Hauptereignis der Global Champions Tour, ist mit 315 000 Euro dotiert, 103 950 Euro für den Sieger oder die Siegerin.

Wer allerdings am Sonntag das ganz große Geld erreiten möchte, der sieht sich dem bisher wohl stärksten Feld auf der diesjährigen Tour gegenüber: Bertram Allen, der Sieger von Coruna am letzten Wochenende, Maikel van der Vleuten, Sieger von Cannes und Punktbester, Weltmeister Henrik von Eckermann und Sieger von Stockholm, Julien Epaillard, Sieger von St. Tropez und Monte Carlo, Edwina Tops-Alexander, Siegerin von Madrid, David Will, Sieger von Mexiko City, Christian Ahlmann, der Sieger von Paris, Philipp Weishaupt, der Sieger von Doha. Sie alle haben ihre Startplätze beim Finale von Prag Mitte November bereits sicher.

Zu denen, die man unbedingt auf dem Zettel haben muss, zählen natürlich Marcus Ehning, der triumphale Gewinner des Großen Preises von Aachen. Aufsteiger Richard Vogel, Simon Delestre und Kevin Staut, Olympiasieger Ben Maher, Harrie Smolders sowie Daniel Deusser, der Zweite von Aachen, Christian Kukuk, der ein Heimspiel hat, Gerrit Nieberg, Andre Thieme, der 2021 in Riesenbeck Europameister wurde, Jana Wargers und viele andere. Spannende Tage also vor den Toren von Münster. Alle Infos unter www.longinestiming.com sowie www.riesenbeck-international.com

Bleibt hier und heute eigentlich nur noch eine Frage: Kommt der „Boss“ nach Riesenbeck, um seine Jessica reiten zu sehen? Freitag und Sonntag muss der Mann schwer arbeiten in Hockenheim und in München, aber am Samstag wär’s möglich. Kaffee und Kuchen mit der Familie als „Special Guests“ bei der Familie Beerbaum – das müsste sich doch irgendwie machen lassen. Auf den Weiden vor dem Haus könnte der Hubschrauber gewiss prima landen und wieder starten. Ein bisschen Spektakel und große Welt in der westfälischen Provinz.