Zugegeben, es ist nur ein Zwischenresultat ohne lange Lebensdauer, denn beim „Tschio“ in der Soers ist die Reihenfolge für die Buschreiter dem dichten Zeit- und Prüfungsplan angepasst: Heute waren Dressur und Springen, morgen folgt der traditionelle Geländeritt ab 10 Uhr. Nach der Dressur und Springen führt der Brite Tom McEwen, der Silbermedaillengewinner von Tokio, vor Michael Jung, dem dreifachen Goldmedaillengewinner von London und Rio, und Weltmeisterin Yasmin Ingham. Eine hochkarätige Gesellschaft also.
Selbst ein Michael Jung ist nicht unfehlbar – was sich heute auf kuriose Weise gezeigt hat: Aus irgendwelchen Gründen hatte der Reitmeister seinen Frack, den er zu tragen hat, wenn’s offiziell für Deutschland zu Sache geht – vergessen! Tja, sowas gibt’s auch in den besten Kreisen. Was tun? Ganz einfach: Der Frack von Sönke Aldinger passt wie maßgeschneidert – na ja, fast wie angemessen. Gerne hat Sönke seinen Frack für gut zehn Minuten an den großen Meister ausgeliehen. Von nun an besitzt dieses Kleidungsstück die Aura der ganz großen Reitergeschichte. Eines Tages hängt er womöglich im Deutschen Pferdemuseum in Verden oder im Trophäenschrank des DOKR in Warendorf, besser noch im Aachener Turniermuseum in der riesigen Haupttribüne.
Leider brachte Aldingers Frack seinem berühmten Ausleiher kein Glück: Taff auf der Siegerstraße mit seinem 15-jährigen FischerChipmunk, patzen die beiden kurz vor Schluss der Aufgabe, als der Wallach plötzlich aus dem Trab ansprang in den Galopp. Blöd gelaufen und völlig unnötig – die zum Greifen nahe Führung war futsch. Schade. 24,4 Minuspunkte, am Ende des Nachmittags Platz drei. Dabei hatte Jung sechsmal die Note neun erhalten, aber das Angaloppieren wurde mit den Noten 5,0,5,0 und 4,0 ziemlich teuer. Denn Yasmin Ingham, die junge britische Weltmeisterin, steuerte ihren zwölfjährigen Franzosen Banzai du Loir mit 23,5 Punkten nach der Dressur an die Spitze. Aber Fehler im Springen warfen sie mit 25,5 Punkten auf Platz drei zurück.
Rang vier für den Australier TimPrice auf dem Hannoveraner Falco, 14-jährig, mit 26,0 Punkten. Platz fünf in dieser Zwischenbilanz nach der Dressur belegt der Amerikaner William Coleman.
Leider nur 25. nach der Dressur war Christoph Wahler, der Mannschafts-Weltmeister, mit seinem Holsteiner Carjatan mit 33,6 Punkten, weil der Schimmel mal wieder zur Unzeit angaloppierte und nur schwer zurück in den Trab zu bringen war. Dazu missglückte ein Fliegender Wechsel. Sehr schade. Man gewinnt den Eindruck, dass der übereifrige Carjatan seinem Reiter ein ums andere Mal heftige Kopfschmerzen verursacht.
Alles in allem: Die Soers hat nach meinem Eindruck lange kein so stark besetzte Feld der Buschreiter mehr gesehen. Wenn das Wetter mitspielt, gibt’s morgen einen spannenden Geländetag. Hoffentlich ohne unliebsame Zwischenfälle wie vergangenes Jahr, als die damals amtierende Weltmeisterin Rosalind Canter ihr Siegerpferd von Tryon verlor nach einem Aufprall auf einen schmalen Holzstoß.
Wer mehr wissen will, als ich hier nur kurz skizzieren kann, dem empfehle ich www.chioaachen.de oder die www.Rechenstelle.de
Herzliche Grüße aus der Soers – wir sehen uns!