Das Internetportal Eurodressage sowie niederländische Medien berichten es übereinstimmend: „Lottie“ Fry, die Doppel-Weltmeisterin von Herning, wird ihren Hengst Glamourdale nicht beim Weltcupfinale Anfang April in Omaha/Nebraska reiten. Seine Besitzerin Anne van Olst lässt verlauten, dass man ihren Hengst nicht für so lange Zeit aus dem Deckgeschäft nehmen wolle.
Diese Nachricht wird in den Kreisen der weltweiten Dressurfans gewiss mit Bedauern aufgenommen. In den Niederlanden, wo „Littie“ Fry lebt und trainiert, angestellt bei der früheren Topreiterin Anne van Olst, aber auch in Großbritannien und hier bei uns in Deutschland, warten Fans und Medien schon geraume Zeit auf das direkte Aufeinandertreffen von Jessica von Bredow-Werndl und ihrer Trakehnerstute Dalera, der Olympiasiegerin von Tokio, und eben „Lottie“ Fry und ihrem Glamourdale.
Während Jessica als Titelverteidigerin für Omaha gesetzt ist und dort (Stand heute) mit Dalera antreten wird, hat sich „Lotti“ Fry die Qualifikation für das Cupfinale durch Siege in London und am vergangenen Samstag in Herzogenbosch gesichert. Nun heißt es aus dem Stall van Olst: Man habe nie geplant, mit Glamourdale in Nebraska anzutreten. Auch die weitere Saisonplanung sei noch keineswegs festgelegt. Konkret gesagt: Ob Glamourdale womöglich beim CHIO in Aachen Ende Juni oder etwa bei der Europameisterschaft in Riesenbeck Anfang September auf Dalera und Jessica von Bredow-Werndl treffen wird, ist gegenwärtig völlig offen.
Nur eines scheint mir aus heutiger Sicht so gut wie sicher: Wenn beide Pferde fit und gesund bleiben, werden wir sie spätestens in eineinhalb Jahren bei den Olympischen Spielen vor dem weltberühmten Schloss von Versailles sehen. Dann müssen beide Farbe bekennen. Anders gesagt: Für mich ist diese heutige Klarstellung aus dem Stall van Olst keine Überraschung – einmal mehr zeigt sich daran, dass unser Dressursport an der Weltspitze nach wie vor von taktischen Überlegungen bestimmt wird: Glamourdale soll, wenn nur irgend möglich, als ungeschlagener Favorit aufs Viereck traben. Nichts wäre seinem Ruf schädlicher, als bereits jetzt, in der vorolympischen Saison, geschlagen zu werden – ob von Dalera unter Jessica von Bredow-Werndl oder etwa von starker Konkurrenz aus Dänemark.
Der Verweis seiner Besitzerin, man könne den vielgefragten Hengst nicht über Wochen aus dem Deckgeschäft entbehren, erscheint mir vorgeschoben. Die moderne Zuchtwissenschaft macht es allemal möglich, Samen für interessierte Züchter vorzuhalten, wenn ein Hengst mal zwei Wochen lang nicht abgesamt werden kann. Ich verstehe ja, dass man sich auf dem höchsten Niveau des Spitzensports eineinhalb Jahre vor Olympia nicht gerne in die Karten blicken lässt – andererseits sollte man die Szene der Fans und der Medien auch nicht für dumm verkaufen.
Mal schauen, ob und wann Jessica von Bredow-Werndl das Fernbleiben von Glamourdale kommentiert und im Zweifelsfalle wie. Wenn sie so klug ist, wie man sie kennt, wird sie nur ganz wenig sagen – am besten gar nichts.