Wir stehen vor einer ebenso spannenden wie wichtigen Woche. Nein, damit meine ich nicht nur das 37. German Masters in meiner Heimatstadt und das Superturnier in der o2-Arena von Prag, sondern vor allem die Jahresversammlung unseres Weltverbandes, der FEI, in Mexiko City: Vom 18. bis 21. November, also von heut‘ in einer Woche bis zum Dienstag danach. Was interessiert uns da am meisten? Ganz einfach: Die Vergabe der Weltmeisterschaften für das Jahr 2026. Unser Topfavorit heißt natürlich Aachen!

Wir drücken den Turniermachern aus der Soers kräftig die Daumen. Das ist Ehrensache! Und wir erinnern uns: Seit gut zwei Jahren, wenn ich mich recht erinnere, beschäftigt das Interesse der Aachener an diesen noch vakanten Weltmeisterschaften die deutsche wie auch die internationale Reiterszene. Dabei denken alle zurück an das Jahr 2006: Mit den Weltreiterspielen in der Soers wurde seinerzeit Sportgeschichte geschrieben. Bis heute besitzen die Aachener den Nimbus, die einzigen Weltspiele organisiert zu haben, bei denen es am Ende unterm Strich schwarze Zahlen gab.

Also wäre es doch eine tolle Sache, wenn sich die große Welt des klassischen Pferdesports genau zwanzig Jahre danach an gleicher Stelle wieder träfe. Zugegeben, den Begriff „Weltreiterspiele“ gibt es offiziell nicht mehr. Aber mir gefällt er nach wie vor sehr gut. Wer die vergangenen Monate ein wenig näher verfolgt hat, der weiß, dass der Aachen-Laurensberger Rennverein und die Reitturnier-GmbH mit ihrer WM-Bewerbung ein deutliches Ziel verfolgen: Alles oder nix!

Soll heißen: In der Soers möchte man alle Weltmeisterschaften ausrichten, also Springen, Dressur, Fahren und selbstverständlich auch die Vielseitigkeit. Dazu nicht zuletzt die Dressur der Behinderten. Allerdings haben sich das britische Badminton und das niederländische Boekelo um die WM der Buschreiter für 2026 beworben. Zwei traditionsreiche Plätze also, da gibt es gar keinen Zweifel.

Umso gespannter darf man sein, wie sich die FEI letztlich entscheidet. Sollte man den Aachenern in der mexikanischen Hauptstadt die komplette Ausrichtung verweigern, müsste man für die anderen Disziplinen auch andere Ausrichter suchen und finden. (Ob’s dafür Interessenten gibt, weiß ich nicht.) Die FEI lässt sich nicht allzu gerne in die Karten schauen.

Für die Freunde der hippologischen Geschichte hier mein Blick in die Aachener Vergangenheit: Die Vergabe zu ihren Gunsten wäre der neuerliche Vertrauensbeweis der FEI in die Soers, wo man 2024 das 100-Jahr-Jubiläum des internationalen Turniers gebührend feiern möchte. Dabei sollte man folgendes wissen: 1955 richteten die Aachener ihre allererste Weltmeisterschaft aus, die nämlich im Springreiten. Der Sieger hieß HG Winkler. 1956 sah die Soers die zweite Springreiter-WM, Sieger wurde Raimondo d’Inzeo. 1978 glänzte bei der WM in Aachen der unvergessene Gerd Wiltfang. 1986 überraschte die weithin unbekannte Kanadierin Gail Greenought, als sie im Stechen mit Pferdewechsel die favorisierten Männer hinter sich ließ. (Ich sehe ihre bleichen Gesichter noch heute vor mir.)

2006 also haben wir die glanzvollen Weltspiele erlebt mit den Siegen von Isabell Werth und Jos Lansink. Nicht zu vergessen: 1970 hatten die Aachener die WM der Dressurreiter ausgerichtet. Die Stars der alten Sowjetunion (UdSSR) dominierten: Jelena Petuschkowa und ihre Mannschaft. Die Gastgeber mussten mit Silber zufrieden sein.

Aus heutiger Sicht, genau eine Woche vor der FEI-Versammlung in Mexiko, kann ich aus den  Tagesordnungen dieser vier Tage vom 18. bis zum 21. November nicht erkennen, wann genau, also zu welchem Termin, die WM-Vergabe für 2026 entschieden und verkündet wird. Wir brauchen leider noch etwas Geduld – auch wenn’s uns schwerfällt.